Veröffentlicht am 22.08.2024 14:16

Bluthochdruck: Manchmal braucht es mehr als gängige Therapien

Prof. Dr. Harald Rupprecht<br>Direktor der Klinik für Nephrologie und Angiologie der Klinikum Bayreuth GmbH (Foto: red )
Prof. Dr. Harald Rupprecht
Direktor der Klinik für Nephrologie und Angiologie der Klinikum Bayreuth GmbH (Foto: red )
Prof. Dr. Harald Rupprecht
Direktor der Klinik für Nephrologie und Angiologie der Klinikum Bayreuth GmbH (Foto: red )
Prof. Dr. Harald Rupprecht
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Prof. Dr. Harald Rupprecht
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In den meisten Fällen lässt sich Bluthochdruck gut behandeln. Manchmal aber auch nicht. Dann sind Experten wie Prof. Dr. Harald Rupprecht am Hypertoniezentrum der Klinikum Bayreuth GmbH gefragt.

Die gute Nachricht: bei mehr als 90 Prozent der Betroffenen lässt sich der Blutdruck gut medikamentös einstellen, sagt Prof. Dr. Harald Rupprecht. Er ist Direktor der Klinik für Nephrologie und Angiologie und Experte für Hypertonieerkrankungen an der Klinikum Bayreuth GmbH. Auch, wenn es in der Regel nicht mit einem einzelnen Medikament getan ist. „Es hat sich in zahlreichen Studien und über eine lange Zeit bestätigt, dass eine Kombination von Wirkstoffen den Blutdruck nicht nur effektiver senkt, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen reduzieren kann.“ Drei bis fünf verschiedene Substanzen kombiniert der Experte dabei.

Die Auswahl ist groß. Die Krux dabei: Es dauert, bis die individuell richtige Kombination und Dosierung gefunden ist. „Betroffene empfinden diese Zeit oft als belastend. Insbesondere zu Therapiebeginn fühlen sie sich oft müde und abgeschlagen. Der Körper braucht Zeit, um sich an die Umstellung zu gewöhnen“, sagt Prof. Rupprecht.

Die Notwendigkeit für eine dauerhafte Therapie, eventuelle Nebenwirkungen und die Einnahme mehrerer verschiedener Präparate – das ist der Grund, warum viele Patienten der Therapie nicht treu bleiben.

Studien belegen, dass rund die Hälfe der Betroffenen nach einem Jahr die Medikamente nicht mehr regelmäßig einnehmen. Dabei haben sie viel zu gewinnen. Ein Blick auf die Statistiken spricht eine deutliche Sprache: Eine effektive Blutdrucksenkung senkt die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Schlaganfalls um 37 Prozent, für nicht-tödliche Schlaganfälle sogar um 43 Prozent. Und auch die Gefahr eines Herzinfarktes geht um neun Prozent zurück. Durchhalten lohnt sich auch, um langfristig Schädigungen an Niere, Herz und anderen Organen zu verhindern, die diese Statistik nicht berücksichtigt, sagt Prof.Rupprecht.
Als Experte für Hypertonie an der Klinikum Bayreuth GmbH beschäftigen ihn aber vor allem die schwierigen Fälle. Und schwierig, das heißt in der Regel, dass die Betroffenen auf eine medikamentöse Therapie nicht gut ansprechen.

Dann, so sagt Prof. Dr. Rupprecht, ist es möglich, dass der hohe Blutdruck nicht Ursache, sondern Folge einer anderen Erkrankung ist. Verschiedenen Nierenerkrankungen, Tumore der Nebenniere oder hormonelle Erkrankungen wie das Cushing-Syndrom oder das Conn-Syndrom, aber auch ein bestehendes Schlafapnoe-Syndrom können eine solche sekundäre Hypertonie auslösen oder begünstigen.

Insbesondere bei jungen Patientinnen und Patienten rät er zu einer frühzeitigen Abklärung. „In jungen Jahren ist eine primäre Bluthochdruckerkrankung zwar nicht ausgeschlossen, aber eher untypisch.“ Ein ausführliches Screening sei auch angeraten, wenn sich abzeichnet, dass eine Kombination aus drei Präparaten nicht ausreicht, um einen spürbaren Therapieerfolg zu erzielen.
Zudem lohnt sich ein Blick auf die Medikamentenliste: „Einige Substanzen – legale und illegale – können Bluthochdruck verursachen oder begünstigen. Dazu gehören bestimmte hormonelle Verhütungsmittel, Diätpillen, aber auch Schmerzmittel und fiebersenkende Präparate wie Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure (Aspirin), aber eben auch Steroide, Amphetamine oder Kokain.“

Zu ihm in die Klinik kommen aber vor allem schwer Betroffene, die trotz aller Maßnahmen auf eine medikamentöse Therapie nicht oder nur sehr schlecht ansprechen. In letzter Konsequenz steht dann die Frage nach operativen Möglichkeiten im Raum. Eine davon ist die Implantation eines Barorezeptor-Stimulators, dessen Funktionsweise der eines Herz-Schrittmachers
ähnelt.

Elektroden werden dabei fingerförmig an der Karotis, der Halsschlagader, angelegt und gaukeln einen permanent hohen Blutdruck vor. Dadurch wird ein Reflex (Karotis-Baroreflex) ausgelöst, der den Blutdruck nach unten korrigiert. „Die Patientin oder der Patient hat damit aber ein Leben lang ein medizinisches Implantat im Körper.“

Eine minimalinvasive Alternative ist die renale Denervierung. Im Rahmen einer Katheteruntersuchung werden gezielt Nervenbahnen an der Niere bzw. der Nierenarterie verödet, so eine blutdruckregulierende Rückkopplungen zwischen Niere und zentralem Nervensystem unterbrochen und dadurch eine Blutdrucksenkung erzielt.

Beide Verfahren eigenen sich aber nicht zwingend für jeden Patienten. Ziel ist immer eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität. „Steht eine operative Behandlung im Raum, wägen wir Erfolgsaussichten, Risiken und Nutzen sorgfältig gegeneinander ab und entscheiden dann mit den Betroffenen gemeinsam“, sagt Prof. Dr. Rupprecht.

Klinik für Nephrologie, Hypertensiologie, Angiologie und Rheumatologie

E-Mail: nephrologie@klinikum-bayreuth.de

Tel: 0921 400-6102


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