Rund zwei Millionen Menschen alleine in Deutschland leiden unter Schuppenflechte. Die Haut ist gerötet und schuppig, sie juckt und brennt und es kommt zu schmerzhaften Hautrissen.
Aber nicht alle Ausprägungen der Schuppenflechte sind auf den ersten Blick sichtbar. Und das macht die Therapie so komplex. Dr. Ina Haendle leitet das Ambulante Zentrum für Dermatologie am Klinikum Bayreuth. Am kommenden Mittwoch, 06. November, informiert die Dermatologin im Rahmen eines Medizinischen Vortrags, im Speisesaal des Therapiegebäudes an der Klinik Hohe Warte, über die unterschiedlichen Ausprägungen der Erkrankung, vor allem aber über neue Behandlungsalternativen insbesondere bei schweren Verläufen.
Was macht die Behandlung der Schuppenflechte so komplex?
Dr. Ina Haendle: Viele Menschen glauben, dass es sich bei Schuppenflechte um eine reine Hauterkrankung handelt. Wir wissen heute aber, dass die Psoriasis, so der lateinische Name, eine systemische Erkrankung ist. Das heißt, auch, wenn überwiegend die Haut betroffen ist, die Erkrankung spielt sich im ganzen Körper ab. Betroffene leiden also nicht nur unter Hautveränderungen, sondern oft auch unter einer Reihe von Begleiterkrankungen.
Welche Begleiterkrankungen können das sein?
Dr. Ina Haendle: Sehnen und Gelenke, Organe, ja selbst die Psyche können betroffen sein. Am häufigsten sind entzündliche Gelenkbeschwerden, eine Psoriasis-Arthritis. Aber auch
Diabetes II, Herz-Kreislauferkrankungen, Gicht oder eine Depression können unmittelbar durch eine Schuppenflechte ausgelöst werden.
Wo liegen die Ursachen?
Dr. Ina Haendle: Als Auslöser kommt nicht ein Faktor alleine in Frage. Es ist bekannt, dass die Veranlagung zu einem Teil vererbt wird. Für einen Ausbruch reicht das familiäre Risiko alleine aber nicht aus. Man nimmt an, dass Stress, bestimmte Infektionen im Körper, aber auch manche Medikamente den Ausbruch begünstigen. Konkret weiß man das aber bis heute nicht. Sicher ist, dass die entzündlichen Prozesse einer Schuppenflechte von einem fehlgeleiteten Immunsystem ausgehen.
Kann ich Schuppenflechte heilen?
Dr. Ina Haendle: Nein, Schuppenflechte ist immer chronisch. Aber die Behandlung ist in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden. Das gilt insbesondere für schwere Fälle. Eine gute Therapie kann Schuppenflechte im Idealfall heute soweit in den Hintergrund drängen, dass Betroffene über einen langen Zeitraum beschwerdefrei leben.
Wie sieht die Therapie aus?
Dr. Ina Haendle: Ziel der Therapie ist es, zunächst die offensichtlichen Hautbeschwerden in den Griff zu bekommen und neue Schübe zu verhindern. Daneben müssen wir immer auch ein Auge auf Begleiterkrankungen haben und diese entsprechend in der Behandlung berücksichtigen. Die Therapie folgt einem Stufenplan. Kleinere Hautstellen lassen sich gut mit Salben und Cremes behandeln. Auch UV-Licht und Meersalzbänder im Rahmen der physikalischen Therapie zeigen gute Ergebnisse. Der Vorteil: Beides ist so gut wie nebenwirkungsfrei.
Bei schwereren Verläufen reicht das aber meist nicht aus… oder?
Dr. Ina Haendle: Das stimmt. Je schwerer der Krankheitsverlauf, desto mehr sind wir gezwungen, systemisch in das Immunsystem einzugreifen. Im ersten Schritt sind das Spritzen und Tabletten, die die Entzündungen im Körper zurückdrängen. Hilft auch das nicht, haben wir im Ambulanten Zentrum für Dermatologie eine weitere Option: Im Raum Bayreuth sind wir derzeit eine der wenigen Dermatologie-Praxen, die eine Behandlung mit Biologika durchführen. Biologisch-technisch hergestellte Eiweiße schalten dabei gezielt Botenstoffe im Immunsystem aus, die die entzündlichen Prozesse der Schuppenflechte auslösen. Die Wirkung setzt schnell ein: Schon nach etwa zwei Wochen bessern sich die Symptome deutlich.
Warum setzt man diese Medikamente dann nicht bei allen Psoriasis-Patienten ein?
Dr. Ina Haendle: Medikamente, die in einem solchen Umfang in das Immunsystem eingreifen, haben immer auch Nebenwirkungen. Nutzen und Risiko müssen daher stets gut abgewogen werden. Kommt eine Therapie in Frage, besprechen wir es mit den Betroffenen und treffen die Therapieentscheidung gemeinsam. In meinem Vortrag werde ich darauf noch einmal näher eingehen. Insbesondere bei schweren Fällen, wenn der Leidensdruck hoch ist, helfen wir in direkter Abstimmung mit dem Hausarzt oder der Hausärztin gerne weiter. Leider müssen wir oft um Geduld bei der Terminvergabe bitten. Ich hoffe daher, dass ich mit meinem Vortrag Betroffenen bereits den ein oder anderen Rat oder Tipp geben kann. Bei leichteren Fällen ist aber auch der Hausarzt oder die Hausärztin zunächst ein guter Ansprechpartner.
Medizinischer Vortrag
Psoriasis – Neue Therapieformen der Schuppenflechte
Referentin:
Dr. Ina Haendle
Ärztliche Leiterin des Ambulanten
Zentrums für Dermatologie
Mittwoch, 06. November, 18 Uhr
Therapiegebäude Klinik Hohe Warte,
Speisesaal
Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich
Tel: 0921 400-3680
E-Mail: mvz.dermatologie@klinikum-bayreuth.de