Rückenschmerzen zählen in Deutschland zu den häufigsten Gesundheitsbeschwerden. Laut Studien ist die Prävalenz von Rückenschmerzen in der Bevölkerung hoch: Etwa 60 bis 80 Prozent der Erwachsenen erleben mindestens einmal im Leben Rückenschmerzen. Rückenschmerzen stellen eine signifikante Belastung für das Gesundheitssystem dar, da sie häufig zu Krankschreibungen und Beeinträchtigungen im Alltag führen.
Rückenschmerzen können vielfältige Symptome umfassen, die von leichten bis starken Schmerzen reichen und den gesamten Rücken betreffen oder nur in einem bestimmten Bereich lokalisiert sind. Oft äußern sich Rückenschmerzen als dumpfer, drückender Schmerz oder als stechender Schmerz, der sich bei bestimmten Bewegungen verstärkt. In manchen Fällen strahlen die Schmerzen in andere Körperbereiche aus, beispielsweise in die Beine oder den Gesäßbereich, was auf Nervenreizungen hindeuten kann. Häufig berichten Betroffene auch über Verspannungen und eine eingeschränkte Beweglichkeit.
Um eine einheitliche und qualitätsgesicherte Versorgung zu gewährleisten, existiert in Deutschland die Nationale Versorgungsleitlinie (NVL) Rückenschmerz. Ein zentrales Ziel dieser Leitlinie ist es, den Fokus auf eine effektive und schonende Behandlung zu legen.
Rückenschmerzen werden grundsätzlich in unspezifische und spezifische Rückenschmerzen unterteilt. Unspezifische Rückenschmerzen sind solche, bei denen keine klare organische Ursache festgestellt werden kann. Sie sind die häufigste Form und betreffen etwa 85 bis 90 Prozent der Rückenschmerzpatienten. Spezifische Rückenschmerzen hingegen treten als Folge einer identifizierbaren Ursache auf, wie beispielsweise eines Bandscheibenvorfalls, einer Wirbelkanalverengung oder einer Fraktur.
Unspezifische Rückenschmerzen haben häufig multifaktorielle Ursachen. Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen Bewegungsmangel, langes Sitzen, Fehlhaltungen und psychische Belastungen wie Stress. Auch Übergewicht und muskuläre Schwächen spielen eine Rolle, da sie die Wirbelsäule stärker belasten und zu Verspannungen führen können.
Spezifische Rückenschmerzen sind auf konkrete pathologische Veränderungen oder Erkrankungen zurückzuführen. Zu den häufigsten Ursachen zählen Bandscheibenvorfälle, Osteoporose, degenerative Veränderungen der Wirbelsäule wie die Spondylose oder Spondylarthrose sowie Frakturen und Verletzungen. Auch Entzündungen oder Infektionen der Wirbelsäule können spezifische Rückenschmerzen verursachen. Die Behandlung spezifischer Rückenschmerzen richtet sich nach der jeweiligen Grunderkrankung.
Die Diagnostik von Rückenschmerzen beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Der Arzt erkundigt sich nach Dauer und Art der Schmerzen, auslösenden Faktoren und Symptomen wie Taubheitsgefühlen oder Lähmungen.
Bei der anschließenden körperlichen Untersuchung prüft der Arzt die Beweglichkeit der Wirbelsäule, tastet die Muskulatur ab und führt ggf. neurologische Tests durch, um die Nervenfunktion zu überprüfen. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT werden bei Verdacht auf spezifische Krankheitsursachen eingesetzt.
Die Therapie des unspezifischen Rückenschmerzes folgt den Empfehlungen der NVL Rückenschmerz und setzt auf eine Kombination aus Bewegung und ggf. medikamentöser Schmerzbehandlung. Akute unspezifische Rückenschmerzen klingen oft innerhalb weniger Wochen ab, daher ist es wichtig, den Patienten zu ermutigen, aktiv zu bleiben und Alltagsaktivitäten möglichst beizubehalten.
Zur medikamentösen Behandlung können kurzfristig Schmerzmittel wie NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) verabreicht werden, um die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu fördern. Für chronische unspezifische Rückenschmerzen wird ein multimodales Therapiekonzept empfohlen, das neben der Bewegungstherapie auch psychologische Ansätze integriert. Entspannungsverfahren wie progressive Muskelentspannung und Achtsamkeitstraining können hilfreich sein.
Für einige Patienten mit hartnäckigen, unspezifischen oder auch spezifischen Rückenschmerzen an der Lendenwirbelsäule kann eine Infiltrationstherapie in Erwägung gezogen werden. Bei dieser Technik injiziert der Orthopäde ein schmerzstillendes oder entzündungshemmendes Medikament gezielt in den Bereich der Wirbelsäule, der die Schmerzen verursacht. Häufig werden Infiltrationen an den Facettengelenken oder in den Bereich um die Nervenwurzeln (periradikuläre Therapie) vorgenommen. Ziel dieser Methode ist es, akute Schmerzschübe zu lindern, die Entzündung zu reduzieren und eine bessere Beweglichkeit zu erreichen.
Die Infiltrationstherapie wird in der Regel unter bildgebender Kontrolle (z. B. Röntgen oder Ultraschall) durchgeführt, um die genaue Position der Injektion zu gewährleisten und eine maximale Wirksamkeit zu erzielen. Die Infiltration wird als Unterstützung für andere Therapiemaßnahmen, insbesondere bei chronischen oder therapieresistenten Rückenschmerzen eingesetzt.
Fazit:Rückenschmerzen sind ein weitverbreitetes Gesundheitsproblem in Deutschland. Während die meisten Rückenschmerzen unspezifisch sind und durch Bewegungsmangel oder Fehlbelastungen verursacht werden, liegen spezifischen Rückenschmerzen strukturelle Ursache zugrunde.
Für die Behandlung akuter oder chronischer Rückenschmerzen stehen unterschiedliche Ansätze zur Verfügung. Bei unspezifischen Rückenschmerzen wird auf Bewegung, Kräftigung und ggf. medikamentöse Therapie gesetzt. In bestimmten Fällen kann eine Infiltrationstherapie durch den Orthopäden an der Lendenwirbelsäule zur Schmerzlinderung erfolgen. Entscheidend ist, dass Patienten aktiv in den Heilungsprozess eingebunden werden, um eine Chronifizierung zu verhindern.
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