Gehen wir ein Stück in der Geschichte zurück. Gar nicht weit, nur etwa 50, 60 Jahre. Eine
Enquetekommission kommt zu einem erschütternden Ergebnis: Die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland, der BRD, gibt ein „elendes“, ein „zum Teil menschenunwürdiges“ Bild ab.
Der Ruf nach einer bedarfsgerechten und gemeindenahen Versorgung wird laut, Psychiatrien sollten nicht länger Verwahranstalten sein, in denen psychisch Kranke lebten, Enthospitalisierung war das Stichwort dieser Zeit. Es entstehen die Psychiatrischen Institutsambulanzen, kurz: PIA.
Unverzichtbar.
Ambulante psychiatrische Behandlung durch psychologische Psychotherapeuten, gab es bis in die 1970er Jahre kaum. Mit den psychiatrischen Institutsambulanzen wollte man hier Abhilfe schaffen. Seit 1990 sind PIAs als unverzichtbarer Bestandteil gemeindeintegrierter psychiatrischer Versorgung anerkannt – auch am Bezirkskrankenhaus Bayreuth wird eine vorgehalten. Zunächst werden über die PIA fast ausschließlich Patienten betreut, die in Heimen wohnen. Inzwischen werden ambulant Patienten versorgt, die chronisch und schwer krank sind und ein multiprofessionelles Behandlungsteam benötigen – am Bezirkskrankenhaus Bayreuth besteht dies aus Ärzten, Psychologen, Pflegekräfte, Sozialpädagogen und Ergotherapeuten.
PIAs ergänzen das Angebot niedergelassener Psychiater – zwei Angebote also, und trotzdem reicht die Kapazität nicht, so Dr. Achim Rubel, Leiter der PIA am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Aktuell gebe es lange Wartezeiten, die Situation gleicht der der niedergelassenen Psychiater: Termine sind schwierig zu bekommen, aktuell bekomme nicht alle, die anfragen, einen Platz. Die Wartezeit richtet sich danach, wie dringend eine Behandlung sei, erklärt Dr. Rubel, mit einer Wartezeit von bis zu acht Wochen müsse man aber rechnen.
Von Depression bis Sucht
Prinzipiell werden in der PIA alle psychiatrischen Krankheitsbilder behandelt. Die meisten Patienten leiden unter depressiven Störungen, psychotischen Erkrankungen oder Abhängigkeitserkrankungen. Es gibt ärztliche Behandlung, es findet medikamentöse Therapie statt, es gibt psychologische und ärztliche Psychotherapie, die Fachpflege ist eingebunden, die Patienten erhalten testpsychologische Untersuchungen, sozialpädagogische Beratung und Betreuung und Ergotherapie – je nachdem, was der individuelle Behandlungsplan vorsieht. Auch Gruppentherapie findet statt. Hier gibt es zum Beispiel eine Informationsgruppe für depressive Patienten, eine Sinnesgruppe, eine kognitive Trainingsgruppe, es gibt eine Bewegungsgruppe, Angebote für Borderline-Patienten, eine Psychoedukation Sucht, eine Aktivierungsgruppe, eine Gruppe zur Angstbewältigung und eine ADHS-Gruppe.
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