Die Wirtschaft in Oberfranken steht unter großem Druck. Das zeigt eine Blitzumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth vor der Bundestagswahl. Die Mitgliedsunternehmen wurden befragt, welche Themen die neue Regierung vorrangig angehen muss.
„Diese Forderungen betreffen nicht nur unsere Wirtschaft, sondern jeden Einzelnen. Denn nur mit guten Rahmenbedingungen geht es für unser Land voran“, betont Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Bürokratieabbau als wichtigste Forderung
Mit 98 Prozent Zustimmung steht der Abbau von Bürokratie an erster Stelle. „Die Brisanz dieses Themas ist enorm“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Auf Platz zwei folgt die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren (73 Prozent). Steuerentlastungen für Unternehmen und die Begrenzung der Sozialabgaben (jeweils 70 Prozent) stehen ebenfalls weit oben auf der Liste. Zudem fordern viele Unternehmer eine schnellere Digitalisierung von Verwaltungsleistungen (68 Prozent) sowie eine Reduzierung der staatlichen Abgaben auf Strompreise (59 Prozent).
Dr. Waasner macht deutlich: „Die dringendsten Aufgaben liegen in den Händen der Regierung. Es reicht nicht, auf die EU oder weltpolitische Krisen zu verweisen. Jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt.“
Wettbewerbsfähigkeit unter Druck
Die befragten Unternehmen sehen die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland in vielen Bereichen schlechter als noch im Herbst 2021. Besonders die Verlässlichkeit der Wirtschaftspolitik wird kritisch bewertet – 96 Prozent der Befragten sehen hier eine Verschlechterung. Auch Bürokratie und Auflagen (93 Prozent), hohe Arbeitskosten (89 Prozent) sowie steigende Energiepreise (Strom 86 Prozent, Gas 85 Prozent) setzen die Unternehmen unter Druck.
„Unsere Wirtschaft droht international den Anschluss zu verlieren“, warnt Waasner. „Viele Politiker haben die Dringlichkeit der Lage noch nicht erkannt.“
Investitionen durch Einsparungen finanzieren
Die Unternehmen wurden auch gefragt, wie notwendige Investitionen finanziert werden sollten. 75 Prozent sprechen sich für Einsparungen im Staatshaushalt aus. Nur 38 Prozent halten eine stärkere Kreditaufnahme für sinnvoll.
„Die Herausforderungen sind enorm und müssen zügig, klug und zukunftsorientiert gelöst werden“, mahnt Waasner. Andernfalls drohten Insolvenzen, Abwanderungen und der Verlust von Arbeitsplätzen.
IHK fordert schnelle Regierungsbildung
Auch nach der Bundestagswahl bleibt die Wirtschaftspolitik im Fokus. „Die Fraktionen müssen sich rasch auf eine Regierung einigen. Ein monatelanges Gezerre können wir uns nicht leisten“, betont Brehm.
Dr. Waasner ergänzt: „Nach der Regierungsbildung muss die Wirtschaft bei jeder politischen Entscheidung mitgedacht werden.“
Die IHK für Oberfranken sichert zu, die neue Bundesregierung bei diesen Aufgaben zu unterstützen.