Seit 35 Jahren gibt es das Haema-Zentrum in Bayreuth. Ein Ort, an dem Menschen regelmäßig Blutplasma spenden – für viele Patienten ist das lebenswichtig.
Über 2.000 Bürgerinnen und Bürger aus Bayreuth und Umgebung kommen bis zu 60 Mal im Jahr, um zu helfen. Denn Blutplasma lässt sich bis heute nicht künstlich herstellen.
Was ist Plasma?
Blutplasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes. Es ist gelblich, klar und macht mehr als die Hälfte des Blutvolumens aus. Es enthält wertvolle Proteine und dient als Grundlage für lebenswichtige Medikamente. „Plasma kann man deutlich häufiger spenden als Blut. Der Körper stellt es schnell wieder her. Es ist eine besonders schonende Form der Spende“, erklärt Manuela Bienlein, die Leiterin des Bayreuther Zentrums.
Wie funktioniert eine Plasmaspende und wer darf spenden?
Bei der Plasmaspende wird das Blut in einem speziellen Gerät in Plasma und Zellbestandteile getrennt. Die Zellen erhält der Spender zurück. Das gewonnene Plasma wird tiefgefroren und später zu Medikamenten verarbeitet.
Vor der ersten Spende erfolgt eine ärztliche Untersuchung inklusive kostenlosem Gesundheitscheck. Die reine Spende dauert etwa 30 bis 45 Minuten.
Dr. Sabine Arnold erläutert: „Vor jeder Spende prüfen wir die gesundheitliche Eignung. Das ist wichtig – für die Spenderinnen und Spender, aber auch für die Qualität der Produkte.“
Die Voraussetzungen sind klar: Man muss mindestens 18 Jahre alt sein, mehr als 50 Kilogramm wiegen, gesund und frei von Infektionsrisiken sein. Offene Wunden oder akute Erkrankungen schließen eine Spende aus.
Warum ist Plasma so wichtig?
Viele Patientinnen und Patienten sind auf Medikamente aus Plasma angewiesen – etwa bei geschwächter Immunabwehr, Blutgerinnungsstörungen oder schweren Verletzungen. Ein Beispiel ist das sogenannte Common Variable Immunodeficiency Syndrom (CVID). Dabei kann der Körper keine oder zu wenige Antikörper bilden. Infekte sind für Betroffene besonders gefährlich. Die Hauptbehandlung besteht in der regelmäßigen Gabe von Immunglobulinen – aus Plasma gewonnen. Liselotte Müller lebt mit dieser Erkrankung. „Ich war als Kind oft krank. Erst mit 43 kam die richtige Diagnose. Seit ich wöchentlich Infusionen mit Immunglobulinen erhalte, hat sich mein Leben komplett verändert“, berichtet sie. Heute bekommt sie 80 Milligramm pro Woche – begonnen hat sie mit 10. Sie zeigte sich bei der Jubiläumsfeier des Zentrums tief bewegt: „Es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen ihre Zeit geben, um anderen zu helfen. Blut ist das Wertvollste, was wir haben. Ich bin unendlich dankbar.“
Gemeinsame Spende als Ritual
Für Julia Gebhardt und ihre Mutter Roswitha Soyke ist das Spenden Routine – und ein Stück gemeinsamer Alltag. „Wir kommen seit fünf Jahren zusammen zum Zentrum. Das ist unsere Qualitätszeit“, sagt Roswitha Soyke. Beide arbeiten in der Pflege und wissen, wie wichtig Plasma für Patienten ist. „Wir kommen meist zweimal pro Woche, einer spornt den anderen an“, so Julia Gebhardt. Ihr Bruder war der erste in der Familie, der mit dem Spenden begann. Körperliche Beschwerden kennen sie nicht. Wichtig sei, sich vorzubereiten: ausreichend essen und trinken.
Appell an die Bevölkerung
„Bis zu 60 Spenden pro Jahr sind möglich. Der Körper gleicht das schnell wieder aus“, betonte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger bei der Feier. Und fügte hinzu: „Da Plasma nicht im Labor hergestellt werden kann, brauchen wir mehr Menschen, die spenden.“
Ein internationales Netzwerk
Das in Bayreuth gespendete Plasma wird an das Unternehmen Grifols geliefert. Es stellt daraus Medikamente für chronisch und schwer Erkrankte her. Haema ist Teil dieses weltweiten Netzwerks – mit über 90 Zentren in Europa und rund 390 weltweit.
Plasmaspenden retten Leben. In Bayreuth seit nunmehr 35 Jahren. Und auch in Zukunft bleibt das Ziel klar: Helfen, wo es am dringendsten gebraucht wird.