Schulterspezialist Dr. Wolfgang Gruber gibt Tipps und erklärt, wann welche Behandlung sinnvoll ist.

Schulterschmerz – ein Schicksal? Nein, sagt Dr. Wolfgang Gruber, Facharzt für Chirurgie/spezielle Unfallchirurgie und Leiter des MVZ MedCenter an der Spinnereistraße, das seit kurzem zum ambulant tätigen Tochterunternehmen der Klinikum Bayreuth GmbH gehört.
Wann der richtige Zeitpunkt zum Handeln gekommen ist und welche Erfolge konservative und operative Behandlungen versprechen, erklärt Dr. Wolfgang Gruber bei einemVortrag am Mittwoch, 09. Oktober, ab 18 Uhr im MedCenter an der Spinnereistraße, Spinnereistraße 7.

Herr Dr. Gruber, Sie gelten als Experte für die Schulter. Was fasziniert Sie an diesem Gelenk?
Dr. Gruber: Die Schulter ist das beweglichste Gelenk des Menschen, zugleich aber auch das instabilste. Die oberen Extremitäten sind nicht nur für Bewegung und Funktion wichtig. Sie machen auch einen Teil unseres Körperausdrucks aus. Gerade für ältere Menschen ist der Erhalt der oberen Extremitäten besonders wichtig. Die Arme nicht mehr bewegen zu können, ist eine gravierende Einschränkung und bedeutet für viele ältere Menschen, dass sie auf Hilfe angewiesen sind.

Was sind aus Ihrer Sicht die Ursachen und Auslöser für Schulterschmerzen?
Dr. Gruber: Abgesehen von Verletzungen, die im Sport oder nach Arbeitsunfällen auftreten, sprechen wir vorrangig über Schultererkrankungen. Diese entwickeln sich über Jahre und sind mit periodisch auftretenden Schmerzen verbunden. In vielen Fällen münden sie in einen Dauerschmerz. Es ist möglich, frühzeitig Schadensanlagen, die Schultererkrankungen begünstigen, zu erkennen. Wenn man rechtzeitig eingreift, lässt sich in den allermeisten Fällen der Verlust der Funktion und gegebenenfalls des Gelenks verhindern. Unsere Aufgabe ist es, Patienten zu motivieren, nicht zu spät zu kommen.

Sie sind Chirurg und man könnte annehmen, Sie operieren vorrangig. In welchen Fällen raten Sie zur konservativen Therapie und in welchen Fällen sind Operationen unausweichlich?
Dr. Gruber: Das Schöne an der Schulter ist, dass sie dem Arzt ein Stück Gelassenheit erlaubt. Am Anfang steht es im Vordergrund, dem Patienten die Diagnose zu vermitteln und ihm Maßnahmen der konservativen Therapie, von der Physiotherapie bis zur eigenen Fitness, zu vermitteln, mit denen man sich ein Stück weit selbst helfen kann. Es bleibt aber charakteristisch, dass Schultererkrankungen mit periodischen, sich verstärkenden Schmerzen verbunden sind. In vielen Gesprächen sagen wir Patienten, dass eine Operation in der Zukunft sehr wahrscheinlich ansteht. Klar ist aber auch: Wenn Patienten bereits mit manifesten Schädigungen, die sich über Jahre hinweg entwickelt haben, zu uns kommen, dann ist eine OP-Indikation relativ zeitnah gegeben.

Jede OP birgt Risiken. Welche sind dies bei Operationen an der Schulter?
Dr. Gruber: Das Risiko einer athroskopischen Schulteroperation ist minimal. Wir haben am Standort an der Spinnereistraße seit 2007 mehr als 23.000 Schulterathroskopien gemacht und haben kaum schwere Komplikationen. Unser Problem ist vielmehr die Besonderheit der Schulter. Sie reagiert sehr schnell und manchmal postoperativ mit einer Reizung. Wir weisen unsere Patienten darauf hin, dass ihnen weniger die Operation als vielmehr die Nachbehandlungszeit vieles abverlangt. Diese muss ausgewogen stattfinden und braucht Zeit.

Können Sie grundsätzlich sagen, dass Schulteroperationen den Patienten eine Verbesserung bringen?
Dr. Gruber: Der Ansatz ist selbstverständlich eine Verbesserung. Die kann auf der Seite des Schmerzes und/oder auf der Seite der Funktion liegen. Sportler wollen sportfähig werden, Arbeitnehmer wollen arbeiten, älteren Menschen möchten wir ihre Selbstständigkeit erhalten. In 99 Prozent aller Fälle erreichen wir das Ziel.