Frau Aderhold, am Samstag fand wieder der Birken-Flohmarkt statt. Wie ist Ihr Fazit?
Es war wieder ein voller Erfolg. Wegen der Hitze kamen zwar mit Sicherheit nicht so viele Leute wie ursprünglich gedacht, aber die Verkäufer sind allesamt zufrieden. Es war zugegeben bei Temperaturen um die 35 Grad anstrengend und ich hatte am Abend nicht einmal die Kraft mehr, das Deutschland-Spiel zu schauen (lacht). Aber es hat sich wieder gelohnt.
Sie organisieren den Flohmarkt seit 2018. Warum haben Sie sich dazu entschieden?
Ich bin früher sehr oft auf dem großen Volksfestplatz-Flohmarkt gewesen. Doch es war schon ein Riesenaufwand – packen, hinfahren, aufstellen, wieder zurückfahren. Dann habe ich in München einen Stadtteilflohmarkt gesehen und gedacht, das wär’s doch auch für uns. Gesagt, getan, innerhalb eines halben Jahres war der erste Flohmarkt organisiert. Im ersten Jahr nur innerhalb des Eichendorffrings, aber dann wollten andere auch mitmachen, also habe ich schon im zweiten Jahr das Gebiet auf den gesamten Stadtteil ausgeweitet.
Sie machen das alleine?
Ja. Es gab 2017 mal ein Treffen mit Interessierten, die aber wahrscheinlich abgeschreckt waren von der Arbeit, die in der Organisation steckt. Also habe ich selbst alles auf die Beine gestellt, am Flohmarkt-Tag helfen mir dann auch mein Mann und meine Kinder, kümmern sich um Anfragen etc. Es hilft mir natürlich, dass ich beruflich aus dem Marketingbereich komme, da hat man etwas Erfahrung in so einer Projektarbeit.
... und ehrenamtlich. Lohnt sich das?
Finanziell mit Sicherheit nicht, alles, was ich an Unkostenbeitrag einnehme, fließt in die Werbung. Denn was bringen mir viele Stände, wenn keine Käufer kommen? Mit Sicherheit zahle ich jedes Jahr ein paar Euro drauf, aber das macht mir nichts. Wenn ich dann am Flohmarkt-Tag durch den Stadtteil laufe, sehe, wie sich die Menschen auf den Nachmittag freuen, wie viele Leute zu uns kommen, da geht mir das Herz auf. Und das ist mir Lohn genug.
Mittlerweile gibt es zehn Stadtteil-Flohmärkte in Bayreuth.
Ja, und das finde ich toll! Der erste, der nachzog, war Patrick Söllner in Meyernberg 2021. Es macht mich schon stolz, dass mir so viele gefolgt sind, und ich freue mich auch immer darüber, dass ich um Rat gefragt werde. So ein Stadtteil-Flohmarkt, das ist nicht nur die Bequemlichkeit, seine Sachen direkt vor dem Haus verkaufen zu können. Da kommen Nachbarn miteinander ins Gespräch, die sich sonst nie sehen, da wird gefeiert und auch der jeweilige Stadtteil wird von vielen neu entdeckt. Und natürlich steht auch der Nachhaltigkeitsgedanke ganz oben auf der Liste: Warum etwas wegwerfen, was andere noch brauchen könnten? Alle sollten solche Flohmärkte haben. Vor allem weil die ganz großen wie auf dem Volksfestplatz leider immer mehr von gewerblichen Verkäufern dominiert werden – bei uns ein absolutes No-go.
Und Sie kommen sich nicht ins Gehege?
Ganz im Gegenteil: Wir haben uns lose zusammengeschlossen, besprechen Anfang des Jahres die Termine, damit es keine Kollisionen gibt, geben einen gemeinsamen Flyer mit allen Terminen heraus und haben sogar ein Profil auf Instagram. Es kann nur sein, dass sich die Käufer mehr verteilen. Wir merken schon, dass es etwas weniger Menschen sind als noch vor ein paar Jahren. Das liegt aber sicher auch daran, dass in Corona-Zeiten der Birken-Flohmarkt der einzige weit und breit war und entsprechend gut besucht war. Das hat sich jetzt wie ich finde normalisiert, ist für uns aber immer noch ausreichend, der Stadtteil ist voll mit Menschen.
Zurück zum diesjährigen Flohmarkt: Haben Sie ein paar Zahlen für uns?
Wir hatten rund 135 Stände – den Anfang machten wir 2018 mit 45, das ist schon eine krasse Entwicklung. Auf die Übersichtskarte des Flohmarkts griffen in der Woche vor dem Flohmarkt und am Flohmarkt-Tag rund 7.000 Leute zu. Die waren sicher nicht alle da, aber man erkennt daran, dass der Flohmarkt wirklich gefragt ist. Und es kommen Leute von überall her. Gestern bekam ich eine Nachricht von einer Dame aus Bamberg, die jedes Jahr mit Begeisterung dabei ist. 2020 kamen Schnäppchenjäger über 100 km gefahren, um endlich auch einen Flohmarkt besuchen zu können.
Gibt es Ideen für die Zukunft?
Ideen hätte ich sehr viele, von einem Stadtteilfest bis zu einem Straßenmusikerfest (lacht). Das ist aber zugegebenermaßen alleine nicht mehr zu stemmen. Und viele Anbieter in der Birken nehmen das selbst in die Hand, bieten Getränke an, Bratwürste oder haben einen DJ auf ihrer Garage stehen – der Fantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt. Hauptsache, man bleibt auf dem eigenen Grundstück oder hat sein „Zusatzangebot“ beim Ordnungsamt angemeldet.
Wann findet der nächste Flohmarkt statt?
Wie immer am letzten Samstag im Juni, 2025 wird es der 28. Juni sein. Die Anmeldeliste ist schon offen, die ersten haben direkt nach dem Flohmarkt wieder ihre Teilnahme zugesagt.
*Viel Erfolg dabei!*