Insgesamt sehr durchwachsen mit viel Auf und noch mehr Ab, aber immerhin wurde eine solide Basis errichtet, auf der in der kommenden Spielzeit 2025/26 aufgebaut werden kann: Diese Bilanz lässt sich zur leider schon nach der Hauptrunde in der Oberliga Süd zu Ende gegangenen ersten Saison der onesto Tigers Bayreuth nach dem Neustart des Profieishockeys in Bayreuth im Anschluss an die Insolvenz der „alten“ Bayreuth Tigers ziehen.
41 Punkte aus 48 Hauptrundenspielen und Tabellenplatz zwölf in der 13 Teams umfassenden Oberliga Süd: Das sind die nüchternen Zahlen nach einer schwierigen und ereignisreichen Saison. Durch die Abwicklung der Insolvenz und den Neustart blieb den Verantwortlichen um Geschäftsführer Thomas Lünenborg und Larry Suarez, Headcoach und Sportdirektor in Personalunion, nicht viel Zeit, um einen konkurrenzfähigen und praktisch gegenüber der Vorsaison völlig neuen Kader zusammenzustellen. Anfangs sah es schlecht aus, es gab vielfach deutliche Klatschen und nur einen Sieg in den ersten neun Spielen.
Eine gewisse Wende und Stabilisierung brachte dann das Engagement von Marco Ludwig als neuem Co-Trainer. Festmachen lässt sich der Wendepunkt am 2:0-Heimsieg gegen das spätere Tabellen-Schlusslicht Stuttgart Rebels. Das Team war jetzt konkurrenzfähiger, hohe Pleiten blieben aus, in manchen Spielen gab es auch echte Highlights mit starken Auftritten wie bei den Siegen in Memmingen, zweimal in Bad Tölz, nach dreimaligem Rückstand mit 7:3 in Füssen oder zu Hause beim 4:1-Erfolg gegen Spitzenreiter Bietigheim.
Dem standen aber auch immer wieder oftmals unerklärliche Rückschläge wie ein blutleeres 0:5 vor vielen mitgereisten Fans in Passau oder eine desolate 1:5-Niederlage bei Schlusslicht Stuttgart entgegen. Höhepunkt der Enttäuschung war dann die 1:8-Heimniederlage gegen Stuttgart am 9. Februar. Allerdings war das Team da bereits durch eine außerordentlich starke Grippe- und Verletzungswelle deutlich geschwächt.
Während die onesto Tigers nach 42 Spieltagen mit 41 Zählern auf dem Konto noch Hoffnung auf das Erreichen des Tabellenplatzes zehn, der zur Teilnahme an den Pre-Playoffs berechtigt, hatten, gab es in den folgenden sechs letzten Saisonspielen keinen Zähler mehr für die Bayreuther. Wegen der Erkrankungswelle hatte man teilweise Probleme, überhaupt einen spielfähigen Kader auf die Beine zu stellen. Diejenigen jedoch, die antreten konnten, hauten sich, manchmal verstärkt durch Juniorenspieler des Kooperationspartners ERC Ingolstadt, wirklich rein und gingen in keinem Spiel unter. Anerkennung für die kämpferische Leistung in der Schlussphase der Saison gab es daher auch von den Fans, die das Team etwa nach der 3:5-Niederlage in Memmingen ausgiebig feierten.
Die mangelnde Konstanz der Leistungen war für viele Fans in dieser Saison nicht nur einmal schier zum „Haare raufen“. Etliche Fans äußerten ihre Enttäuschung und gaben speziell in den „sozialen“ Netzwerken Headcoach Larry Suarez eine Mitschuld an der Situation. Geschäftsführer Thomas Lünenborg stellt sich stets voll hinter Suarez und dessen Training sowie seine Art des Coachings während der Spiele. „Wir müssen immer auch im Auge behalten, wo wir herkommen“, betonte Lünenborg des öfteren und mahnte zu Realismus.
Beim jüngsten Fan-Stammtisch gab Lünenborg auch zu bedenken, dass der Aufbauplan der onesto Tigers auf mehrere Jahre angelegt ist. Insgesamt musste sein Unternehmen „onesto“ für das neue Projekt in der Premierensaison deutlich mehr zuschießen als geplant, speziell die Sponsorensuche gestaltete sich angesichts des Vertrauensverlusts nach der Insolvenz der Vorgängerorganisation deutlich schwieriger als gedacht.
Zu sehen ist dies auch im „Tigerkäfig“ durch die relativ vielen weißen Werbebanden, die noch auf Sponsoren harren. Der Zuschauerschnitt bei den Heimspielen lag offiziell bei 1.146, allerdings wurden manchmal bei Werbeaktionen Freikarten verteilt, so dass der Schnitt der zahlenden Zuschauer nur knapp über 1.000 lag. Geplant war mit einem Schnitt von 1.100.
Durch die bereits vollzogene Weiterverpflichtung der beiden Vize-Kapitäne Sam Verelst und Dominik Piskor wurden erste personelle Pflöcke für die neue Saison eingeschlagen. Ob von den Kontingentstürmern Chris Seto – immerhin mit 25 Toren und 38 Assists Topscorer des Teams und auf Rang sieben in der Oberliga Süd -, Aidan Brown und Tatu Vihavainen jemand in Bayreuth bleibt oder bleiben darf, muss abgewartet werden.
Versöhnlich gestaltete sich in jedem Fall die Saison-Abschlussfeier der onesto Tigers, bei der die Fans zwanglos mit dem Team zusammenkommen, Fragen stellen, Autogramme und Selfies bekommen sowie mit den Profis noch einige Runden auf dem Eis drehen konnten.