Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V. ist ein Mäzenatenverein mit Sitz in Bayreuth, der die Bayreuther Festspiele unterstützt. Ohne die Gründung der Freunde gäbe es die Bayreuther Festspiele in ihrer jetzigen Form nicht. Seit Gründung der Gesellschaft haben über 12.500 Menschen insgesamt 152 Millionen Euro aufgebracht, um das Festspielhaus zu erhalten und den Festspielbetrieb am Laufen zu halten. In diesem Jahr wird der Festspielbetrieb mit 2,4 Mio. Euro von den Freunden unterstützt. In diesem Jahr feiert der Verein sein 75-jähriges Bestehen. Der offizielle Festakt zum Jubiläum findet am 05. August im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth statt. Grund genug, mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth und gleichzeitig Vorsitzender des Verwaltungsrates der Bayreuther Festspiele GmbH, Dr. Georg von Waldenfels, ein Gespräch zu führen:
Woher kam 1949 die Idee, einen solchen Unterstützerverein zu gründen?
von Waldenfels: Nach dem Zweiten Weltkrieg wusste man zunächst nicht, wie und ob es mit den Bayreuther Festspielen überhaupt weitergeht. Die Nazi-Vorbelastungen waren zu hoch. Politiker gingen vorsichtig an das Thema heran. Wichtige Unternehmer fanden sich jedoch zusammen, um den Neuanfang anzustoßen: Franz Hilger und sein Sohn Ewald Hilger, die beide später den Verein führen sollten, gehörten dazu, das Bankhaus Schmidt und die Deutsche Bank. Wolfgang und Wieland Wagner verhandelten mit der SPD und den Gewerkschaften, um den Bayreuther Festspielen den elitären Charakter zu nehmen. Die Unterstützung erfolgte und es wurde vereinbart, in jeder Saison eine Vorstellung für Gewerkschaftsmitglieder anzubieten. 1949 konnte dann die Gesellschaft der Freunde gegründet werden
Wie haben sich die Aufgaben in den letzten 75 Jahren geändert?
von Waldenfels: Die Aufgaben haben sich in den vergangenen 75 Jahren nur wenig geändert. Wenn der Staat kein Geld geben will oder kann, müssen sich private Sponsoren engagieren. Doch wir wollen nicht nur Geldgeber sein. Wir wollen vielmehr Teil der Festspielfamilie sein. Wir sind wirkliche Freunde und stehen im steten Austausch um die Gestaltung und Deutung der Werke und Ideen Richard Wagners. Wir möchten vor allem junge Menschen für Richard Wagner und sein Werk begeistern.
Wie hat sich die Mitgliederzahl entwickelt?
von Waldenfels: Die Mitgliederzahl entwickelte sich erfreulich, auf bis zu 5.000 Mitglieder. Wir sind noch heute der größte Mäzenatenverein, der ein Festival unterstützt. Auch wenn die Mitgliederzahl derzeit bei zirka 4.700 liegt, bewegen wir uns immer noch auf hohem Niveau.
Sie sind seit 2010 Vorsitzender. Was waren besondere Herausforderungen in der Amtszeit?
von Waldenfels: Der langjährige Vorsitzende, Bankier Karl Gerhard Schmidt, hat sehr motiviert gearbeitet und den Verein vorangetrieben. 2008 wurde die Bayreuther Festspiele GmbH mit vier Gesellschaftern, der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Bayern, der Stadt Bayreuth und uns, der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, gegründet. In meiner Amtszeit erfolgte dann der große Strukturwandel. 2010 ist Wolfgang Wagner verstorben und mit seinen Töchtern Eva und Katharina als Verantwortliche, begann sozusagen eine neue Zeit. Meine Aufgaben als Verwaltungsratsvorsitzender waren groß, zahlreiche Grundsatzentscheidungen mussten getroffen werden. Ich konnte den Schritt in die nächste Generation mit begleiten.
Welchen großen Herausforderungen muss sich die GdF in den nächsten Jahren stellen?
von Waldenfels: Es muss der Generationenwechsel vollzogen werden, im Vorstand, wünschenswert auch bei den Mitgliedern. Um die Aufgaben als Mäzen erfolgreich weiterzuführen benötigen wir Fundraising-Aktionen beispielsweise in New York oder London. Die umfangreichen Aufgaben weiterhin nur ehrenamtlich zu schultern, ist kaum mehr machbar. Solange die Aufgaben noch ehrenamtlich zu bewältigen sind, werde ich mich weiter engagieren. Ich habe immer noch Spaß an guten Gesprächen und den Aufgaben. Unser nächstes Ziel vor Augen ist das Jahr 2026, wenn 150 Jahre Bayreuther Festspiele groß gefeiert werden.
Junge Freunde von Bayreuth
Seit 2008 gibt es die Jungen Freunde von Bayreuth für Interessierte bis 35 Jahre, aktuell ein Kreis von rund 240 Mitgliedern. Die Jungen Freunde besuchen Aufführungen und Proben bei den Bayreuther Festspielen sowie anderen europäischen Opernhäusern und treffen sich zu Workshops und Gesprächsrunden.
Almanach
Der umfangreiche Almanach 2024 der Freunde beinhaltet in seiner 15. Ausgabe einen Blick hinter die Kulissen der Festspiele, wie etwa in die Abteilung der Requisite. Weiterhin werden Komponisten und deren Erleben des Wagnerschen Gesamtkunstwerk beim Besuch der ersten Festspiele vorgestellt. Der Almanach kann bei der Gesellschaft der Freunde für 25 Euro angefordert werden oder im Büro der Freunde und in örtlichen Buchhandlungen erworben werden.