„Einen Haufen gute Ware auf dem Grill“ präsentierte am 2. Oktober Intendant Jürgen Skambraks mit seinem Team – den Winterspielplan der Studiobühne Bayreuth. Das Publikum darf sich auf ein abwechslungsreiches Programm für große und kleine Theaterfreunde freuen. Auf dem aufgebauten Grill repräsentierten passende Requisiten die verschiedenen Stücke der kommenden Saison, vom bunten Huhn bis zum Plastikpanzer.
Ab dem 12. Oktober wird es witzig, abstrakt und absurd: „Die Befristeten“ feiern Premiere, ein Stück des Nobelpreisträgers Elias Canetti. Es ist ein Gedankenspiel: Was wäre, wenn wir wüssten, wie lange wir leben? Die Figuren wissen, wann sie sterben – und richten ihr Leben danach aus. Gleichzeitig fangen sie an, es zu hinterfragen. Das „Statement gegen den Tod“ ist ein abstraktes Stück, das zum Nachdenken anregt, aber auch Fragen offen lässt. Aus diesem Grund gibt es begleitend auch zwei Publikumsdiskussionen sowie eine Lecture Performance in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Bildungswerk, um das Stück und den Sinn dahinter besser verstehen zu können.
Das Monodrama „Die Blechtrommel“ lief bereits 2021, als Abstandsregeln galten und nur wenige Menschen in den Zuschauerraum der Studiobühne durften. So hat das Stück nach Meinung des Intendanten viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen – dabei sei es „leider inhaltlich immer noch notwendig“, sagt Regisseur Julius Theodor Semmelmann. Deshalb wird es ab dem 26. Oktober wieder aufgenommen, in der Haupt- und einzigen Rolle des Oskar Matzerath ist Barbara Lattas zu sehen. Kein Klassenzimmerstück, sondern eines, das erschreckend aktuell ist und deshalb dem breiten Publikum vorgestellt werden sollte. Die Wirrungen und Schrecken der Machtübernahme durch die Nazis und des folgenden 2. Weltkriegs werden eindrucksvoll aus Oskars Perspektive erzählt.
Mit Spannung erwartet wird immer das Kinderstück vor Weihnachten. Dieses Jahr fiel die Wahl des Regisseurs Werner Hildenbrand auf „Ein Hauch von Winterwetter“ von Charles Way. Sein Lieblingsstück, sagt er, und gleichzeitig eines, das sehr selten gespielt wird. Es geht um Kobolde und die Hektik des Alltags, um lustige Streiche für die Kinder und viel Inhalt zwischen den Zeilen für die Erwachsenen. Ein wunderbares Familienstück, sagt Hildenbrand, das auch noch perfekt in die Zeit hineinpasst, da es zwischen Weihnachten und Neujahr spielt. Premiere ist am 10. November.
Auch „Mein Freund Harvey“ ist eine Wiederaufnahme: Ab dem 7. Dezember wird die Komödie gezeigt, die in der vergangenen Saison gefeiert und stets ausverkauft war. Es geht um einen unsichtbaren Hasen und die Frage, wie verrückt die Normalität eigentlich ist.
Der „Wafner waaft wieder“: Unter diesem Titel werden Geschichten aus der Feder des Bayreuther Lokalredakteurs und Musikkritikers Erich Rappl zum Leben erweckt, tiefgründig und überaus witzig.
Um Grills geht es in „Extrawurst“, die am 20. Dezember Premiere feiert. Ein Verein, die Frage, ob ein neuer Grill angeschafft werden soll, und ein offenes Ende, das vom Publikum mitbestimmt wird. Auf witzig-nachdenkliche Art wird das menschliche Miteinander mit all seinen Herausforderungen unter die Lupe genommen. Wie weit muss Respekt gehen? Was ist Diskriminierung? Und was Toleranz? Diese und andere Fragen werden in dem Stück behandelt, aber nicht immer vollständig beantwortet werden. Hier ist dann das Publikum selbst am Zug.
Mit „Am Rand (Ein Protokoll)“ wird im März 2025 ein regionales Stück auf die Bühne geholt: Der Autor Philipp Löhle ist am Staatstheater Nürnberg engagiert und seine Figuren in diesem Stück leben an einem imaginären Ort an der tschechischen Grenze. Eine perfekte Idylle, bei der es um Grenzen geht: geografische und die in den Köpfen der Menschen. Die Figuren gehen an ihre Grenzen und auch die Grenzen der Realität werden teils überschritten: Es wird ulkig und fantastisch-absurd auf dem schmalen Grat zwischen Traum und Albtraum. Fünf Schauspieler schlüpfen in rund zwanzig Rollen, und hier kommen auch die oben erwähnten Panzer vor. Zu viel sei aber nicht verraten.
Henrik Ibsen ist nach Shakespeare der meistgespielte Autor auf den Theaterbühnen der Welt – außer in Bayreuth. Das wollte Regisseur Julius Theodor Semmelmann ändern: Er inszeniert mit „Peer Gynt“ einen Klassiker der Theatergeschichte. Der titelgebende Anti-Held – ein ausgesprochener Egomane – macht sich auf die Suche nach sich selbst. 40 Jahre lang reist er durch verschiedenste Welten und Situationen, ohne Rücksicht auf Verluste und immer auf der Flucht vor dem eigenen Ich. Gleich drei Schauspieler werden Peer Gynt spielen, das ursprünglich als Gedicht im Jahre 1867 geschriebene Stück wurde in moderne Sprache übersetzt. Ein skandinavisches Pendant zu Goethes Faust, das unter anderem auch von norwegischen Volkssagen und Märchen beeinflusst wurde.
Tickets für alle Vorstellungen und das Rahmenprogramm sind ab sofort unter studiobühne-bayreuth.deerhältlich.