Jean-Paul-Weg, Jean-Paul-Stube, Jean-Paul-Straße – dass Bayreuth eine Jean-Paul-Stadt ist, sieht man an vielen Orten. Der Schriftsteller und Dichter war zu Lebzeiten (1763 bis 1825) eine Berühmtheit, und sein Werk wird bis heute gelesen und geschätzt. Obwohl er aus Wunsiedel stammte, wird Jean Paul mit Bayreuth verbunden, denn er verbrachte hier die letzten neunzehn Jahre seines Lebens und starb auch hier. Zu seinem 200. Todestag gibt es in Bayreuth ein vielfältiges kulturelles Angebot, das den Dichter und sein Werk ehrt und auch dem einen oder anderen in Erinnerung ruft.
Los geht es am 2. März, und zwar alles andere als ernst startet auf dem Faschingsumzug. Gisela Mösch-Ahner, die Gründerin und kreative Kraft des Marionettentheaters Operla, hatte die Idee, einen Jean-Paul-Wagen zu gestalten. „Er hat es dank seines Werkes mehr als verdient, in diesem Jahr im Mittelpunkt der kulturellen Veranstaltungen in Bayreuth zu stehen“, sagt die 2. Vorsitzende des Operla e.V. „Und er soll ein geselliger Mensch gewesen sein, der dem Feiern nicht abgeneigt war“, schmunzelt sie. Da sei es fast schon selbstverständlich gewesen, zu seiner Person einen Faschingswagen zu gestalten – und auch eine persönliche Entscheidung, denn sie mag seine Aphorismen sehr.
Doch wie gestaltet man so einen Wagen? Für Gisela Mösch-Ahner fast schon kein Problem. Schließlich ist sie diejenige, die im Operla die Marionetten entwirft und mit einzigartigen Kostümen ausstattet. Dennoch: Literatur und Fasching? „Bücher, Aphorismen und Bier“, das verbinde sie mit Jean Paul, und darum wird es auch auf dem Wagen gehen. Die Kostüme sind dabei vor allem eine Hommage an das Werk des Dichters.
Rund 25 Närrinnen und Narren werden auf dem Wagen mitfahren und mitfeiern. Darunter Sabine Hacker, die Leiterin des Kulturamts, Frau Sommer-Fiederer von der Rollwenzelei, Beate Roth, die das Jean-Paul-Kochbuch verfasst hat, die Künstlerische Leiterin der Jean-Paul-Ausstellung Christl Gollner (ab März im Alten Schloß), Spielerinnen und Spieler des Operla sowie zahlreiche Freunde. „Wer einmal auf dem Operla-Wagen dabei war, der kommt immer wieder“, lacht die Initiatorin des Projekts. Und ist dankbar für die Unterstützung, denn die Mitfahrenden haben auch gemeinsam an den Kostümen gearbeitet und auch sonst im Vorfeld viel geholfen. Die Stadt Bayreuth hat ebenfalls viel beigetragen: „Da wir für das Jean-Paul-Jahr werben, haben wir den Wagen vom Stadtbauhof gestellt bekommen“, freut sich Mösch-Ahner. „Und das Kulturamt hat uns bei den Kostümen und Kamellen finanziell unterstützt.“
„Nicht dabei sein können leider aus terminlichen Gründen die neue Kulturreferentin Eva Christina Bär und Dr. Karla Fohrbeck, die unglaublich viel für das Jean Paul Programm auf den Weg gebracht hat und mir eine große Unterstützerin war. Auch der Darsteller Jean Paulss auf der Luisenburg kann nicht teilnehmen“, sagt Mösch-Ahner bedauernd. Dennoch ist es eine illustre Runde, die da auf dem Faschingswagen mitfährt. Und im Mittelpunkt natürlich Jean Paul selbst, in dessen Figur Gordian Beck bereits seit vielen Jahren schlüpft – begleitet von seinem Pudel Ponto.
Ein bisschen Werbung darf beim Faschingsumzug auch nicht fehlen: Mit dem Wagen will das Operla auch auf sein Stück zu Jean Paul hinweisen: In fünf Szenen wird in Reimform auf kurzweilige Weise vom Leben des Meisters erzählt. Gespielt wird im Sommer auf der mobilen Bühne im Garten der Rollwenzelei, bei Festivals oder im Biergarten der Waldhütte. Alle Termine können demnächst auf der Website des Marionettentheaters eingesehen werden.
Zu bestimmten Anlässen nimmt Gisela Mösch-Ahner die kreative und organisatorische Herausforderung an, beim Faschingsumzug mitzumachen: 2021 fuhr das Operla mit einem Wilhelmine-Wagen mit, 2023 stand das Mainflussfest im Mittelpunkt. Nächstes Jahr steht das nächste Jubiläum an: 150 Jahre Bayreuther Festspiele. Wird es einen Wagner-Wagen geben? „Ich habe schon ganz viele Ideen im Kopf“, lacht Mösch-Ahner. Mit dem Kulturamt habe sie schon darüber gesprochen, und sie sagt: „Das darf ruhig richtig groß werden.“ Jetzt wird aber erst einmal Jean Paul beim Faschingsumzug am 2. März gefeiert. Bayreuth awaaf!