Worauf Fachleute seit Jahren hinweisen, bestätigt Jürgen Bayer: Ohne ausländische Arbeitskräfte wird Deutschland die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft nicht meistern können. „Wachstum gibt es nur durch Zuwanderung”, sagt der Geschäftsführer des Jobcenters Bayreuth Stadt im Gespräch mit inbayreuth.
Vor allem bei den „Mangelberufen” - Gesundheit/Pflege, Baugewerbe, Fertigung, Dienstleistung und Handel - sei die Situation katastrophal. „Wir haben einen großen Bedarf an Fachkräften, der noch ansteigen wird”, sagt Bayer.
Konkret meint er damit auch die demnächst aus dem Berufsleben ausscheidende Generation der „Baby-Boomer”. Jeder Vierte gehe in den nächsten zehn Jahren in Ruhestand.
Wie kann man diesem Problem Herr werden? „Dafür gibt es mehrere Lösungsvorschläge”, sagt Bayer und zählt auf: „Die Qualifizierung von Arbeitslosen und Beschäftigten, die Integration von Geflüchteten und die gezielte Einwanderung von Fachkräften.”
Kein Jugendlicher dürfe für den Arbeitsmarkt verloren gehen. Dafür müssten schon in der Schule durch verstärkte Beratung und Berufsorientierung die Voraussetzungen geschaffen werden. Ebenso müsse man Arbeitssuchende und bereits Beschäftigte unter dem Motto „Helfer zu Fachkräften machen” beraten und qualifizieren.
Der Jobcenter-Chef nennt weitere Maßnahmen: Erstens die Erwerbsquote der Frauen durch die Erhöhung des Umfang der Teilzeitarbeit, die Unterstützung beim Wiedereinstieg und die Erwerbstätigkeit von ausländischen Frauen erhöhen, zweitens die bessere Integration von Geflüchteten und drittens die Unterstützung der Einwanderung von Fachkräften durch Partnerabkommen und Willkommenscenter.
Bereits jetzt arbeiten viele Geflüchtete und Ausländer in Stadt und Landkreis Bayreuth. Darunter 600 Menschen aus Rumänen, 589 aus Polen, 588 aus Tschechen, 513 aus der Türkei, 417 aus der Ukraine und 325 aus Syrien. Weniger Beschäftigte sind es aus Ländern wie Iran, Afghanistan oder Afrika.
Um dem Pflegenotstand zu begegnen, sei es unumgänglich, Arbeitskräfte auch aus asiatischen Ländern wie Indien oder den Philippinen zu rekrutieren, weiß Jürgen Bayer. Hier sei aber die schwer zu lernende deutsche Sprache ein großes Problem: „Diese Menschen lernen leichter Englisch und gehen deshalb eher in andere Länder.”
Insgesamt gab es Ende 2024 in Stadt und Landkreis 74.831 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 932 mehr als ein Jahr zuvor. Darunter befanden sich 733 Ausländer und nur 466 Frauen. Den 4713 Stellenmeldungen der Betriebe (2588 im Bestand) standen 4085 Arbeitslose gegenüber (+5,9 Prozent).
Einige Zahlen vom Jobcenter Bayreuth Stadt und Landkreis: Von den insgesamt 4468 „erwerbsfähigen Leistungsberechtigten” kommen 1017 aus der Ukraine; 370 davon sind arbeitslos. Aus allen nicht europäischen Asylherkunftsländern waren 564 Leistungsberechtigte registriert und davon 270 ohne Job.
78 Frauen und Männer arbeiten im Jobcenter Bayreuth - und stoßen oft an ihre Grenzen. Jürgen Bayers Wunsch, wenn er denn einen hätte? „Da fiele mir vieles ein”, sagt er schmunzelnd. „Vor allem bräuchten wir ein deutliche bessere Mittelausstattung”, sagt Bayer und hofft, dass man hier etwas vom 500 Milliarden Euro-Kuchen des Sondervermögens der Bundesregierung abbekommt.
Zweiter Wunsch des Jobcenter-Geschäftsführers wäre eine „deutliche Rechtsvereinfachung” beim Bürgergeld. „Durch eine stärkere Pauschalierung von Leistungen ohne aufwändige Sonderregelungen und einer automatisierten Datenübermittlung zwischen den Sozialleistungsträgern und Behörden könnte ein deutlicher Bürokratieabbau erzielt werden“, sagt Bayer.