Im Rahmen des Wassermonats März wurde am Sonntag in der Bayreuther Wilhelminenaue eine neue Informationstafel eingeweiht. Sie erinnert an ein fast vergessenes Kapitel regionaler Geschichte: die „Bayreuther Stadtflöß“.
Holz war einst der wichtigste Energieträger zum Heizen und Kochen. Da es in der Umgebung Bayreuths nicht in ausreichender Menge vorhanden war, wurde vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert Brennholz aus dem Fichtelgebirge auf dem Wasserweg in die Stadt gebracht. Vom Fällen der Bäume über den mühsamen Transport per Schlitten bis zur eigentlichen „Flöß“ auf der Steinach und dem Roten Main – die Holzflößerei war ein aufwendiges Gemeinschaftswerk von Bauern, Holzhauern, Flößern und Beamten.
Ein Ort der Erinnerung
„Mit dieser Tafel schaffen wir einen Ort des Erinnerns und der Wissensvermittlung, der viele Spaziergängerinnen und Spaziergänger zum Innehalten einladen wird“, sagte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger in seiner Begrüßungsrede. Gemeinsam mit Stadtrat Stephan Müller enthüllte er die Tafel. Bereits 2024 hatte der Stadtrat auf Antrag der Bayreuther Gemeinschaft ein Teilstück der Äußeren Badstraße in „Am Flößanger“ umbenannt – als Würdigung der historischen Bedeutung der Flößerei.
Der Standort am Wehr in der Wilhelminenaue ist bewusst gewählt: Von dort aus blickt man auf die heutige Kleingartenanlage Flößanger, wo sich einst der fürstliche Flößholzgarten befand. Dort wurde das Holz ans Ufer gezogen, gelagert und getrocknet. Im Anschluss an die Einweihung führte Adriane Lochner, die die Inhalte der Tafel recherchiert und verfasst hatte, eine interessierte Gruppe zum ehemaligen städtischen Holzgarten – dem Gelände, auf dem sich heute ein Spielplatz befindet.
Spannungen zwischen Flößern und Müllern
Auch Konflikte gehörten zur Flößerei: Müller fühlten sich durch die treibenden Holzscheite gestört, verweigerten das Öffnen der Wehre oder beschimpften die Flößer. Es kam zu handfesten Auseinandersetzungen und sogar zu Anzeigen. Während der Flöß musste das Holz rund um die Uhr bewacht werden – Diebstähle waren keine Seltenheit. Mit historischen Zitaten und Anekdoten ließ Lochner die Vergangenheit lebendig werden.
Ein weiteres Thema der Infotafel ist das Barackenlager Flößanger, das im Zweiten Weltkrieg für Zwangsarbeiter errichtet wurde und nach Kriegsende – bis in die späten 1960er Jahre - als Unterkunft diente für Flüchtlinge, Heimatvertriebene und Menschen, die durch Bombenangriffe ihr Zuhause verloren hatten.
Historische Spurensuche mit Herzblut
Die Tafel entstand in enger Zusammenarbeit mit Gisela und Erhard Peplau, unterstützt von Professor Herbert Popp und Stadtarchivarin Christine Bartholomäus. Sie ist Teil des Rotmainauenwegs und wurde mit Mitteln von Stadt und Landkreis Bayreuth finanziert. Regionalmanagerin Eva Rundholz betonte: „Der Rotmainauenweg ist ein lebendiges Projekt, das sich stetig mit neuen Themen ergänzen lässt.“
Der Wassermonat März unter dem Fokus Naturressourcen wurde gefördert mit Regionalmanagementmitteln aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.