Veröffentlicht am 04.10.2024 09:13

„Jedermann“ in der Kulturbühne Reichshof

Sven Schenke lädt zum „Jedermann“ ins Reichshof ein. (Foto: Sven Schenke)
Sven Schenke lädt zum „Jedermann“ ins Reichshof ein. (Foto: Sven Schenke)
Sven Schenke lädt zum „Jedermann“ ins Reichshof ein. (Foto: Sven Schenke)
Sven Schenke lädt zum „Jedermann“ ins Reichshof ein. (Foto: Sven Schenke)
Sven Schenke lädt zum „Jedermann“ ins Reichshof ein. (Foto: Sven Schenke)

Ende Oktober gastiert Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“ mit prominenter Besetzung im Reichshof. Der Bayreuther Schauspieler Sven Schenke spricht im Interview über die Inszenierung, das besondere Ensemble und seine Vision für Bayreuth.

Weimar, Berlin und jetzt Bayreuth. Wie kommt es, dass „Jedermann“ hier mit Starbesetzung gespielt wird?
Sven Schenke: Als ich 2018 das Reichshof zum ersten Mal sah, dachte ich sofort, hier muss etwas passieren. Mit dem Regisseur Nicolai Tegeler arbeite ich schon seit über 15 Jahren zusammen. Damals hatte er gerade „Jedermann“ in Potsdam inszeniert und fand meine Idee, das Stück nach Bayreuth zu bringen, großartig. Wir haben das weiterverfolgt, und dieses Jahr wird es endlich Wirklichkeit.

„Jedermann“ ist vielen bekannt. Wieso fasziniert das Stück auch nach über 100 Jahren noch?
Sven Schenke: Die Geschichte ist zeitlos. Sie erzählt von Menschen, die glauben, mit Geld alles kaufen zu können – sogar die Unsterblichkeit. Doch wenn der Tod kommt, ist das ganze Geld wertlos. Diese Idee ist so alt wie die Menschheit selbst, und das wird auch in 100 Jahren noch so sein.

Sind wir als Zuschauer eher Voyeure oder wird uns der Spiegel vorgehalten?
Sven Schenke: Beides. Zuerst mag man Jedermann nicht, weil er ein richtig unangenehmer Mensch ist. Doch am Ende fühlt man mit ihm mit. Vielleicht geht man nach Hause und denkt über sich selbst nach, erkennt sich wieder. Es steckt viel Menschlichkeit in dem Stück.

Wie modern ist die Inszenierung?
Sven Schenke: Es ist eine Mischung aus traditionell und modern. Die Sprache des Originals bleibt unverändert, aber verständlich. Wir verzichten auf historische Kostüme und versetzen das Stück eher in unsere Zeit – es könnte fast auf einer heutigen Party spielen. In Bayreuth nutzen wir die technischen Möglichkeiten des Innenraums, um noch mehr Dynamik zu schaffen, als es im Open-Air von Weimar möglich war.

Für wen ist „Jedermann“?
Sven Schenke: Für jedermann! Das Stück ist nicht kompliziert. Wer ins Kino geht, kann sich auch „Jedermann“ anschauen. Und wenn man den Saal verlässt, hat man es verstanden.

Und was sind Ihre weiteren Pläne?
Sven Schenke: Meine Vision ist es, das Ganze zu einer regelmäßigen Veranstaltung auszubauen, ähnlich wie in Salzburg. Das könnte eine tolle Ergänzung zu den Wagner-Festspielen und Bayreuth Baroque sein.

Die Besetzung ist beeindruckend. Viele Schauspieler sind aus Film und Fernsehen bekannt!
Sven Schenke: Ja, das macht die Produktion besonders. Die Mischung ist großartig: Julian Weigend und Olivia Marei sprechen das jüngere Publikum an, während Tine Wittler, Michaela Schaffrath und Ralph Morgenstern eher die ältere Generation erreichen. Es hat seinen Reiz, bekannte Gesichter auf der Bühne zu sehen.

Auch Bayreuther Gesichter sind dabei?
Sven Schenke: Das war uns wichtig. Während Corona habe ich Nadine Badewitz, eine Bayreuther Schauspielerin, ins Boot geholt. Auch die Komparsen kommen aus der Region, was das Ganze sehr nahbar macht. Besonders freue ich mich, dass Charles Johnson, bekannt aus „The Voice of Germany“, dabei ist.

Also ein eingespieltes Team?
Sven Schenke: Absolut. Wir sind auf der Bühne Profis, aber hinter den Kulissen wie eine Familie. Wir halten auch sonst Kontakt und freuen uns alle riesig auf Bayreuth.

Sie sind Profischauspieler in Bayreuth. Wie funktioniert das?
Sven Schenke: Ich komme ursprünglich aus Berlin, habe dort Filme gedreht und später zwölf Jahre bei den Faust-Festspielen in Kronach gespielt. Nach Schwierigkeiten beim Umzug der Festspiele nach Pegnitz und der Corona-Krise wollte ich etwas Eigenes auf die Beine stellen. So kam die Idee, „Jedermann“ nach Bayreuth zu holen. Zusammen mit dem großartigen Team um Nicolai Tegeler setzen wir das jetzt um, und das freut mich sehr.

Eine Botschaft an unsere Leserinnen und Leser?
Sven Schenke: Schauen Sie sich das Stück an und erzählen Sie es weiter! Bayreuth hat viel zu bieten, und das sollten wir unterstützen. Der Reichshof ist ein wunderbares Theater, und ich wünsche mir, dass dort noch viel mehr passiert. Das bringt Leben in die Stadt und ist auch für Touristen großartig.

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Von Magdalena Aderhold
Magdalena Aderhold
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