Hervorragende Sängerinnen und Sänger aus aller Herren Länder, die sich im Sommer immer wieder in Bayreuth treffen: Der vielfach ausgezeichnete Festspielchor ist wahrlich einmalig. Inbayreuth.de blickt hinter die Kulissen und zeigt in einer Artikelreihe spannende Karrieren und außergewöhnliche Lebensläufe. Heute: der Tenor Carlos Nogueira.

Carlos, du gehörst bald schon zum Urgestein auf dem Grünen Hügel: Bereits 2006 hast du das erste Mal hier im Chor gesungen. Wie war das für dich?
Das war wie ein Traum, der in Erfüllung geht. Ich habe zu der Zeit noch in England studiert, und eine Dozentin hat mich auf das Vorsingen aufmerksam gemacht. Niemals hätte ich gedacht, dass ich nach Bayreuth komme. Und doch bin ich genommen worden und bin immer wieder dabei, wenn es mein Arbeitsplan erlaubt. Und wenn ich mal nicht im Chor singe, dann komme ich zumindest mal während der Festspielzeit zu Besuch hierher.

Ist die Sehnsucht so groß?
Ja, die Atmosphäre ist einfach einmalig. Wir sind hier wie eine riesige Familie, auch wenn man sich nur einmal im Jahr sieht. Und wenn man mal nicht da ist, vermisst man sich schon. Es ist einfach ein ganz spezieller Ort. Und für mich sowieso, ich hatte hier meinen ersten bezahlten Job und habe von meinen Kolleginnen und Kollegen sehr viel über die Musikbranche gelernt. Und ich habe auch gemerkt, dass ich die Musik von Wagner vermisse.

Wo bist du in deiner Freizeit am liebsten?
In der Wilhelminenaue, die ich eigentlich zufällig beim Joggen entdeckt habe, dort jetzt aber wegen Heidi viel Zeit verbringe. Den Hofgarten finde ich auch toll. Ich genieße außerdem sehr gerne, man kann mich also oft im Gott’s, im Lamondi, auf der Theta, zünftig im Mann’s oder im Oskar treffen.

Wer ist Heidi?
Das ist das beste Mitbringsel, das man sich vorstellen kann: mein Hund, den ich aus dem Bayreuther Tierheim habe.

Wie kam’s?
Ich noch vor Corona länger krank und durfte mehrere Monate nicht sprechen. Das gab mir viel Zeit zum Nachdenken, und so entschloss ich mich, mir einen Hund zuzulegen. Es war mir auch von Anfang an klar, dass es ein adoptierter Hund werden soll. Als ich dann 2019 in Bayreuth zum Singen war, schaute ich mich um, auch in den Tierheimen in Nürnberg und in Feucht. Aber erst in Bayreuth traf ich auf den perfekten Hund für mich. Obwohl sie mir zuerst nicht auffiel, war es spannenderweise der Hund, an den die Tierheim-Mitarbeiter sofort dachten, als ich ihnen erklärte, was ich mir vorstelle. Und dann war es Liebe auf den ersten Spaziergang. Mein Vermieter damals hat Hunde nicht erlaubt, also fuhr ich in diesem Jahr jeden Tag ins Tierheim und ging mit Heidi spazieren. Nach dem Ende der Saison nahm ich sie dann mit nach Hause.

Wie funktioniert es während der Arbeit?
Zuhause sind meine Arbeitszeiten so, dass sie nie länger alleine in der Wohnung ist. Hier in Bayreuth ist es etwas schwieriger, doch ich habe eine tolle Hundesitterin gefunden, die sich um Heidi kümmert.

Hat ein Opernsänger einen musikalischen Hund?
Na klar! Heidi liebt Musik. Sie muss immer dorthin, wo gespielt wird. Kürzlich rannte sie auch einfach in die Kirche in St. Georgen, als dort der Chor probte, weil sie das einfach spannend findet.

Dein Zuhause, das ist Bern, du kommst aber aus Portugal. Wie bist du dorthin gekommen?
Ich wollte schon immer singen. Eigentlich wollte ich Popstar werden. Aber ich kam aus keiner musikalischen Familie, und wir wohnten auf dem Land im Norden Portugals. Wie so oft war es ein Zufall: Meine Eltern haben von Gästen in ihrem Restaurant erfahren, dass es in Braga ein Konservatorium gibt, auf das ich gehen könnte. Das wurde mir mit elf Jahren auch ermöglicht. Das wurde mir mit elf Jahren auch ermöglicht, und dort habe ich dann eine klassische Gesangsausbildung genossen. Nach der Schule habe ich in Glasgow und in London studiert. Als ich das erste Jahr in Bayreuth war, habe ich erst erfahren, dass man auch als Chorist als Freelancer projektbezogen arbeiten kann. Das tat ich dann auch einige Jahre in ganz Europa, doch irgendwann hatte ich keine Lust mehr, aus dem Koffer zu leben. Da kam das Angebot aus der Oper Bern wie gerufen. Dort bin ich nun seit 2015 und fühle mich pudelwohl.

Aber zurück zu Bayreuth: Gibt es etwas, was du ändern wollen würdest?
Ja, die Digitalisierung könnte etwas weiter sein, vor allem beim Thema Kartenzahlung. Und ich vermisse die Mohrenstube sehr. Das war für uns der perfekte Treffpunkt nach den Aufführungen, weil sie so lange offen war. So etwas gibt es leider nicht mehr.

Vielen Dank für das Gespräch!