Veröffentlicht am 13.03.2025 10:17

Armutsrisiko Wohnen und was Bayreuth dagegen tut

Wohnen wird für viele Seniorinnen und Senioren immer teurer, manchmal unerschwinglich. Auch in Bayreuth steigt laut einer Studie das Risiko für Altersarmut.
Wohnen wird für viele Seniorinnen und Senioren immer teurer, manchmal unerschwinglich. Auch in Bayreuth steigt laut einer Studie das Risiko für Altersarmut.
Wohnen wird für viele Seniorinnen und Senioren immer teurer, manchmal unerschwinglich. Auch in Bayreuth steigt laut einer Studie das Risiko für Altersarmut.
Wohnen wird für viele Seniorinnen und Senioren immer teurer, manchmal unerschwinglich. Auch in Bayreuth steigt laut einer Studie das Risiko für Altersarmut.
Wohnen wird für viele Seniorinnen und Senioren immer teurer, manchmal unerschwinglich. Auch in Bayreuth steigt laut einer Studie das Risiko für Altersarmut.

Die Mieten in Deutschland steigen und steigen, und auch Wohneigentum wird immer teurer. Experten warnen, dass das besonders die älteren Generationen massiv treffen wird.

Bayreuth bildet hier keine Ausnahme. Laut einer Untersuchung des Pestel-Instituts stehe die Stadt mit der kommenden Rentner-Generation vor einer riesigen Aufgabe. Das Institut warnt zudem vor Altersarmut in Bayreuth.

„Der Wohnungsmarkt in Bayreuth ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert“, warnt das Institut. Um den Missstand zu beheben, sei neben Neubauten vor allem die umfangreiche Sanierung für seniorengerechte Wohnungen nötig. Der Bund habe die Wohnungsnot seit Jahren ignoriert.

Was kann die Stadt gegen diese Entwicklung tun? Auf Anfrage schreibt Joachim Oppold, Pressesprecher der Stadt Bayreuth: „Die in der Studie getroffenen Aussagen dürften wohl für die meisten größeren Städte in Deutschland zutreffen. Bayreuth ist da sicher keine Ausnahme.”

Um Barrierefreiheit gerade im sozialen Wohnungsbau in Bayreuth umzusetzen, werde seit vielen Jahren die Behindertenbeauftragte der Stadt von den Wohnungsbaugesellschaften aktiv in Bauprojekte einbezogen. So hätten die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOG und weitere Bayreuther Wohnungsbaugenossenschaften zahlreiche Projekte umgesetzt, die barrierearm oder barrierefrei seien. Als besonders gelungenes Projekt erinnert Oppold an das Senioren-Wohnprojekt LeNa (Lebendige Nachbarschaft) samt Nachfolgeprojekt.

Auch der Behindertenbeirat der Stadt bringe sich aktiv für Barrierefreiheit ein. „Der städtische Aktionsplan Inklusion formuliert das Ziel, barrierefreien Wohnraum zu schaffen und inklusive Wohnprojekte zu fördern. Die Fachstelle Inklusion der Stadt Bayreuth arbeitet an diesem Maßnahmenkatalog.”

Laut Studie werde für immer mehr Menschen auch die Miete immer schwerer zu bezahlen. Das gelte zunehmend auch für Senioren, so die aktuelle Studie „Wohneigentum in Deutschland”. „Steigende Mieten drängen mehr und mehr ältere Menschen in die Altersarmut”, sagt Pestel-Chefökonom Matthias Günther. Die BDB-Präsidentin Katharina Metzger fordert deshalb: „Deutschland braucht mehr Sozialwohnungen, mehr bezahlbare Mietwohnungen, aber auch mehr Wohneigentum.”

Das größte Armutsrisiko für Senioren sei die Pflegebedürftigkeit im Alter, weiß Joachim Oppold. Die Stadt habe daher eine Fachstelle für Wohnungsanpassung geschaffen, damit Menschen mit Einschränkungen länger in den eigenen vier Wänden wohnen, hohe Zuzahlungen für Pflegeheime sparen sowie neue Lebensqualität erhalten könnten. Man fördere auch Nachbarschaftsprojekte, die alltagsbegleitende Hilfen anbieten, damit pflegebedürftige Menschen lange im häuslichen Umfeld betreut werden könnten.

Aktuell gibt es circa 40.800 Haushalte in Bayreuth. In 29 Prozent davon lebten Senioren. „Bereits heute braucht Bayreuth rund 2.700 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind“, erläutert Matthias Günther. „Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt in Bayreuth bei weitem nicht her.“

In circa 5200 Haushalten in Bayreuth wohnten derzeit Senioren in den eigenen vier Wänden. Das Wichtigste seien große Bäder mit einer Dusche ohne Schwellen und Stufen, betont Günther. Der Bund müsse Anreize schaffen, um älter werdenden Menschen möglichst frühzeitig die Möglichkeit für altersgerechte Umbauten zu geben.

Aktuell beschäftige sich das Sozialreferat der Stadt als Teil des Pilotprojektes „Demografiefeste Kommune“ mit Sozialraum-Management. Im Bereich Stadtteilarbeit laufe derzeit eine Befragung für alle Bevölkerungsgruppen, was sich Bürger von sozialen Institutionen und ihrem Stadtteil wünschen. Oppold: „Bayreuth setzt hier gezielt auf Bürgerbeteiligung. Wohnen – das sind nicht nur die eigenen vier Wände, sondern auch das Wohnumfeld, die Nachbarschaft und die Möglichkeit der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.”

Die Stadt Bayreuth habe in den vergangenen Jahren Planungs- und Baurecht für künftig mehr als 2000 neue Wohneinheiten geschaffen. Durch die vom Stadtrat beschlossene Wohnbaustrategie seien unter anderem bei großen Wohnbauprojekten Bauverpflichtungen vertraglich mit den Grundstückseigentümern beziehungsweise Vorhabenträgern vereinbart worden. „So entstehen in Zukunft zeitnah neue Wohnungen für verschiedenste Zielgruppen und es wird verhindert, dass Flächen für den Wohnungsbau zum Spekulationsobjekt werden.”

„Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert. Wer eine horrende Miete zahlen muss oder erst gar keine Wohnung findet, die er noch irgendwie bezahlen kann, bei dem wächst Frust“, betont Metzger. Das sei sozialer und letztlich auch demokratischer Sprengstoff.

Laut Pestel-Institut steigen in Bayreuth die Mieten. „Eine Wohnung altersgerecht zu machen, kostet Geld und schraubt die Miete nach oben. Wer in Rente geht, den trifft oft der Mieten-Schock. Für viele Seniorenhaushalte wird die Miete zur K.o.-Miete. Oder anders gesagt: Altersarmut ist Mieterarmut”, verdeutlicht Ökonom Günther.

Die Pestel-Wissenschaftler haben deshalb einen Forderungskatalog aufgestellt. Unternehmen und Bürger bräuchten vor allem wieder Verlässlichkeit für langfristige Bau- und Finanzierungsvorhaben. „Wer sich bis an die Grenze des Machbaren verschuldet, der will kein Risiko - keine Überraschungen durch zusätzliche Klimaschutzauflagen zum Beispiel.”

„Die Menschen können nicht fünf oder zehn Jahre nach einem Immobilienkauf schon wieder kräftig investieren, etwa in eine neue Heizung oder zusätzliche Dämmung”, so BDB-Präsidentin Metzger.

Zudem müsse es eine effektive Förderung geben. Konkret sollte es ein Darlehen mit niedrigem, etwa auf zwei Prozent dauerhaft festgeschriebenem Zins geben. Auch die Grunderwerbsteuer, derzeit 6,5 Prozent, solle gestrichen werden, wenn die Immobilie selbst genutzt werde. Die hohen Finanzierungskosten schreckten ab, immer weniger Menschen wohnten in den eigenen vier Wänden.

Die Eigentumsquote in Deutschland liege derzeit bei unter 44 Prozent - der niedrigste Wert seit 15 Jahren. Die Tendenz sei weiter rückläufig: Die Zahl der Haushalte, die im Eigenheim oder in einer Eigentumswohnung lebten, sinke kontinuierlich. Ziel müsse es aber sein, pro Jahr 500.000 Haushalte in die Lage zu versetzen, sich selbst genutztes Wohneigentum anzuschaffen.


Von Udo Fürst
Udo Fürst
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