Es war ein Schock für die Bewohner des Seniorenheims auf dem Bindlacher Berg, als Insolvenzverwalter Thomas Klöckner im Dezember 2022 das Aus der Einrichtung bekanntgab.
Die Eigentümerin, die Münchener Immobilienfirma Primus Concept GmbH, hatte den Weiterbetrieb der Einrichtung abgelehnt und eine „andere Nutzung” bevorzugt, teilte Klöckner damals mit. Daraufhin mussten circa 50 Seniorinnen und Senioren aus- und in andere Einrichtungen umziehen.
Nach dem ersten Versteigerungstermin vor dem Amtsgericht Bayreuth ist klar, dass nichts klar ist. Weil kein Bieter ein Angebot abgab, muss das Gericht jetzt einen zweiten Termin ansetzen. Dieser zweite Versuch, einen neuen Eigentümer für die Liegenschaft zu finden, startet laut Bürgermeister Christian Brunner in circa sechs Monaten.
Die Geschichte um das Seniorenheim am Bindlacher Berg ist eine sehr ärgerliche. Denn, obwohl Insolvenzverwalter Klöckner hatte einen „anerkannt guten neuen Betreiber” an der Hand, der die Einrichtung gerne übernommen hätte. Die Primus Concept ging aber gar nicht auf das Angebot ein.
Die Firma Soulship Holding GmbH aus Schwarzenbach am Wald hatte Interesse für das Seniorenheim, für das sie im Dezember auch schon das Essen und die Säuberung übernommen hatte.
Das Heim war in die Schlagzeilen geraten, nachdem unter der Geldnot des Betreibers auch die Bewohner leiden mussten. So hatten unter anderem die Essenslieferanten gedroht, die Lieferungen einzustellen. Es gab auch kein Dokumentationssystem mehr, weil die Computer-Firma nicht mehr bezahlt worden war. Außerdem hatte der Betreiber fast zwei Jahre keine Pacht an die Immobilienfirma bezahlt.
Einstige Bewohner zeigten auch deutliche Pflegemängel. Bei mehreren Bewohnern entdeckte man wundgelegene Stellen, rissige und trockene Haut sowie Fußpilz. Manche Bewohner wirkten, als ob sie „schon tagelang nicht mehr geduscht“ worden seien.
Dagegen gab es von allen Beteiligten immer viel Lob für die verbliebenen Mitarbeiterinnen. Die kauften sogar für die Senioren beim Metzger ein und bezahlten bar. Zu dieser Zeit hatten schon viele Beschäftigte das Heim verlassen. Es war viel zu wenig Pflegepersonal für die teilweise extrem pflegebedürftigen Bewohner da. Ein anonymer Anruf beim Landratsamt brachte die Misere ans Licht.
Die Tarentum Holding GmbH am Tegernsee hatte die Bindlacher Einrichtung 2021 gekauft. Die „Paradia Lebensstätten” ist Teil dieser Unternehmensgruppe, die bundesweit über mehr als 1000 Pflegebetten verfügt und über 300 Mitarbeiter beschäftigt. Das Seniorenheim war ursprünglich 1999 als „Socialcentrum Köhler” eröffnet worden.
Zumindest für das zweite Bindlacher Seniorenheim, den Bartholomäus-Wohnpark, wurde jetzt eine zukunftsfähige Lösung gefunden. Zum 1. Januar hat die gemeinnützige GmbH Arche Noris in Fürth die Einrichtung vom Diakonieverein Bindlach übernommen.
Für Bürgermeister Christian Brunner wäre die Fortführung der Einrichtung als Seniorenheim zwar nach wie vor die beste Lösung, aber allzu viel Hoffnung hat er nicht. Zunächst müsse man abwarten, ob der zweite Versteigerungstermin erfolgreicher ist.