BAYREUTH.Die Diskussion über das beschlossene Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Investitionen und Rüstung, ist immer noch kontrovers. Eine klare Meinung dazu vertritt Oberstleutnant a.D. Michael Götz, ehemaliger Kommandeur des
Offiziersanwärterbataillons der Luftwaffe in Bayreuth und Kommandant der Markgrafenkaserne.
Rückblick auf Bayreuths Militärgeschichte
Michael Götz erlebte 2004 die Schließung des Bayreuther Bundeswehrstandorts. Er war der letzte Kommandeur des Offiziersanwärterbataillons der Luftwaffe in Bayreuth und zugleich auch Kasernenkommandant der Markgrafenkaserne. Er hat buchstäblich den Schlüssel für immer umgedreht. „Persönlich bedauere ich immer noch, dass man diesen Standort aufgelöst hat“, sagt er. Nicht nur die Luftwaffe, auch die zehn Jahre zuvor aufgelösten Heeresverbände, waren in der Region fest verankert. „Wir waren bei den Menschen voll integriert. Leider endete diese Geschichte mit der Auflösung des Offiziersanwärterbataillons.“
Die Gebäude der früheren Markgrafenkaserne wurden in den 1960er-Jahren errichtet. Doch Bayreuths Militärgeschichte reicht bis ins Jahr 1603, in die Zeit der Markgrafen, zurück.
Nach der Schließung der Kaserne, wechselte Michael Götz ins Bundesverteidigungsministerium nach Köln/Bonn. Besonders prägend war in seiner beruflichen Karriere die letzte Verwendung in der Offiziersbewerberprüfzentrale. Nach seinem aktiven Dienst kehrte er mit seiner Familie nach Bayreuth zurück.
„Es war ein Fehler, die Wehrpflicht abzuschaffen“
Das Aussetzen der Wehrpflicht 2011 durch den damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sieht Götz kritisch. „Das war der Anfang der Probleme, die wir heute in der Personalregeneration und der Ausstattung der Streitkräfte haben.“
Auch für ihn persönlich war die Wehrpflicht entscheidend. „Ohne die Wehrpflicht wäre ich nie zur Bundeswehr gegangen“, erklärt der gelernte Verlagsbuchhändler. Sie habe ihm ermöglicht, die Bedeutung der Streitkräfte für die Landesverteidigung zu verstehen.
Ein Sondervermögen allein reicht nicht
Die aktuellen Pläne, mit einem Sondervermögen die Streitkräfte zu stärken, begrüßt Michael Götz, sieht jedoch weiteren Handlungsbedarf. „Nicht nur finanziell, sondern auch personell muss nachgesteuert werden. Ich halte eine Dienstpflicht für Frauen und Männer für notwendig.“
Besorgt zeigt sich Michael Götz über eine Studie, laut der 60 Prozent der Deutschen nicht bereit seien, das eigene Land zu verteidigen. „Diese Entwicklung hat ihre Ursachen im Jahr 2011, als die Wehrpflicht ausgesetzt wurde.“
Seitdem sei die Bundeswehr zunehmend abgebaut worden. „Kasernen wurden geschlossen, Infrastrukturen verändert – der Aufbau einer Wehrpflichtarmee ist heute kaum noch möglich.“ Das Sondervermögen sei dringend erforderlich, nicht nur für militärische Infrastruktur, sondern auch für die allgemeine Infrastruktur des Landes, wie das Schienennetz oder die Sanierung von Brücken. „Schnelle Truppenbewegungen sind derzeit kaum realisierbar, könnten dann aber wieder möglich sein.“
„Deutschland, ein verlässlicher Bündnispartner“
Für Michael Götz ist die sicherheitspolitische Entwicklung der letzten Jahrzehnte ein Fehler. „Wir haben uns auf den amerikanischen Schutzschild verlassen und dabei unsere eigene Verteidigungsfähigkeit abgebaut. Dies gefährdet nicht nur die europäische Sicherheit, sondern auch die Glaubwürdigkeit Deutschlands als Bündnispartner.“
In diesem Kontext zieht Michael Götz Parallelen zur Appeasement-Politik der 1930er-Jahre. „Bereits damals hat sich gezeigt, dass Nachgiebigkeit gegenüber aggressiven Diktatoren falsch ist. Heute sehen wir ähnliche Tendenzen, wenn es darum geht, sich mit Putin zu arrangieren – einem Kriegsverbrecher.“
Sein Fazit: „Wir gefährden nicht nur die Sicherheit Europas, sondern auch die des einzigen Landes in Europa, das derzeit aktiv für Frieden und Freiheit kämpft: Die Ukraine.“
gmu