In Bayreuth hat er das Basketballspielen erlernt, seit einem Jahr sammelt er Erfolge und Titel. Leon Kratzer wechselte 2023 als Deutscher Vizemeister und frischgebackener Sieger der Basketball-Champions League mit den Telekom Baskets Bonn nach Frankreich zu Paris Basketball. Dort feierte der Bayreuther Basketball-Export jüngst die nächsten Titel.
Vor seiner Haustür an der Seine könnte diesen Sommer das nächste Karriere-Highlight anstehen: die Olympischen Sommerspiele ab dem 26. Juli. Deutschland ist als amtierender Basketball-Weltmeister qualifiziert, Kratzer will dieses Jahr den Kaderplatz packen.
Herr Kratzer, sie wechselten letztes Jahr nach Frankreich nach Paris und machten dort weiter, so Sie in Deutschland zuletzt aufhörten: mit Titelgewinnen. Hat sich der Wechsel voll ausgezahlt?
Leon Kratzer: Ja, auf jeden Fall. Wir haben im Februar den französischen Pokal gewonnen, jetzt im April auf internationalem Parkett den EuroCup. Der steht vom Level wohl nochmal eine Stufe über der Champions League. Mit dem Sieg haben wir das Ticket zur EuroLeague kommende Saison gelöst, spielen dann auf höchster Ebene.
Sie wissen also noch, bei wie vielen Titeln Sie aktuell persönlich stehen?
Leon Kratzer: Anteil hatte ich an diesen dreien. Als junger Spieler war ich bis 2018 offiziell Spieler in Bamberg. Während dieser Zeit habe ich jedoch in Breitengüßbach und Baunach in der Bamberger Nachbarschaft gespielt. Das waren quasi die Farmteams, in denen junge Talente Spielpraxis sammeln konnten.
Was macht Ihr Pariser Team so erfolgreich?
Leon Kratzer: Ich denke, das ist eine klare Spielidee des Trainers Tuomas Iisalo. Der wechselte letztes Jahr ebenfalls aus Bonn nach Paris. Dazu gingen noch fünf weitere Spieler aus Bonn mit, unter anderem TJ Shorts.
Klingt ein bisschen nach Grüppchenbildung und einer Neuauflage der Telekom Baskets Bonn aus dem Vorjahr …
Leon Kratzer: Nein, keineswegs. Alle früheren Bonner sind in den gesamten Club gut integriert. Wir wurden mit offenen Armen empfangen. Zum Erfolg braucht es mehr als einen Teil der Spieler und einen Coach an der Seitenlinie.
Wie ist das Niveau der französischen Liga im Vergleich zur deutschen BBL einzuordnen?
Leon Kratzer: Die Liga ist athletischer. Schlechtere Teams machen Nachteile gegen Spitzenteams mit mehr Körpereinsatz wett, in Deutschland ist das taktische Element stärker ausgeprägt. Vielleicht ist die Liga in Frankreich einen kleinen Tick besser.
Wie hoch sind Ihre Spielanteile im Club?
Leon Kratzer: Die haben sich im Vergleich zum letzten Jahr praktisch nicht verändert und sind konstant geblieben.
Und demnächst geht es mit Paris in die Playoffs?
Leon Kratzer: Richtig. Wir sind derzeit hinter Monaco Tabellenzweiter. Die letzten Spiele der Hauptrunde stehen nun an. Danach geht es in die Alles-oder-Nichts-Spiele der besten acht Teams; genauso wie in Deutschland. Wir wollen so weit kommen wie möglich, aber die Meisterschaft ist nicht das erklärte Ziel.
Anfang Juli bestreitet die Deutsche Nationalmannschaft wieder Testspiele. Werden Sie dabei sein?
Leon Kratzer: Ich werde alles dafür geben, dabei zu sein. Die Entscheidung liegt dann bei Trainer Gordon Herbert.
Im Vorfeld der Weltmeisterschaft, die später im Titelgewinn gipfelten, wurden sie aus dem erweiterten Kader gestrichen. Ist das ein Stachel, der noch sitzt?
Leon Kratzer: Zunächst: Ich habe mich sehr über den Weltmeistertitel gefreut. Mit den Jungs bin ich befreundet, den Basketball in Deutschland schiebt das hoffentlich nachhaltig an. Persönlich war ich natürlich enttäuscht. Ein Rückschlag war die finale Nichtnominierung nicht. Das gehört einfach zum Sport dazu. Vielleicht habe ich dieses Jahr mehr Glück.
Sie sprechen von den Olympischen Spielen in Paris. Die finden quasi bei Ihnen vor der Haustür statt.
Leon Kratzer: Genau. Ich will den Coach in den verbleibenden Spielen weiter überzeugen. Die Teilnahme für Deutschland bei Olympia wäre schon ultimativ.
Klingt nicht danach, als ob man Sie, wie letzten Sommer, über einen längeren Zeitraum in Bayreuth antreffen könnte …
Leon Kratzer: Das werden wir sehen. Natürlich brauchen Körper und Kopf auch mal Erholung. Die hole ich mir gerne bei meiner Familie. Jetzt gilt die Konzentration erst mal den Playoffs mit Paris.
Dafür viel Glück. Vielen Dank für das Gespräch und Grüß0e nach Paris.