Deutlicher könnte der Kontrast kaum sein: Während der Matthias Wendel, früherer Geschäftsführer der Bayreuth Tigers, am Dienstagmorgen verbliebene Habseligkeiten aus der geräumten Geschäftsstelle in der Opernstraße in einen Sprinter räumte, säumten sich am späten Nachmittag Bayreuther Eishockeyfans in sommerlicher Kleidung im Eisstadion, um der persönlichen Vorstellung von Geschäftsführer Thomas Lünenborg und Trainer Larry Suarez zu lauschen.
Rund 150 Fans waren in den Raum des Schlittschuhverleihs gekommen, wo die Luft stickig, die Stimmung jedoch gut war. Die Atmosphäre passte also zum Vorhaben der onesto Tigers Bayreuth, die ehrliches und schnelles Eishockey bieten wollen – und damit an die Basics der zuletzt auf Hochglanz gebügelten und dann abgestürzten Tigers anknüpfen wollen.
„Wir sind seit Freitag handlungsfähig. Wir wollen das Bayreuther Eishockey wieder groß machen und an einem Strang ziehen“, sagt Lünenborg mit Bezug auf dieabgelaufene Einspruchsfrist der Tigers-Gläubiger. Lünenborg ist lässig gekleidet mit Kapuzensweater und Jeans, und damit praktisch nicht zu unterscheiden von den Bayreuther Fans. So ein Auftreten kommt gut an. Die Brötchen würden kleiner werden, dennoch wolle man attraktives Eishockey bieten, fasst der Geschäftsführer nochmal das Vorhaben zusammen. „Es wird hoffentlich und sicher nicht langweilig werden“, kündigt er an. Sportliche Rückschläge seien einkalkuliert, gegen den Abstieg aus der Oberliga wolle man dennoch nicht spielen.
Für den neuen Coach Larry Suarez, elegant mit hellem Hemd in dunkler Hose, sei Bayreuth als Eishockey-Standort „ein guter Name auch in schlechten Zeiten“, wie er bekennt. Er beweist Selbstironie, wenn er in seinem „komischen Deutsch“, das viel durch das Ruhrgebiet geprägt sei und von unüberhörbarem nordamerikanischen Akzent getränkt ist, spricht. Ein Lacher für das Publikum, spätestens jetzt ist das Eis gebrochen.
Zum Sportlichen lässt er verlauten, dass ihm ein physisches Spiel mit aggressivem Stil vorschwebe. So könne man am besten in diesem schnellen Spiel mithalten. Nach wenigen Sätzen geht Suarez gleich zur Fragerunde über. Was denn schon zum Kader zu sagen sei? „Wir planen mit drei Ausländern, aber der Fokus liegt klar auf deutschen Spielern.“ Die gelte es zuerst für den Verein zu gewinnen. Was die Sache für den Bayreuther Neu-Trainer schwierig macht: „Viele deutsche Spieler sind schon bei anderen Vereinen untergekommen. Aber ich bekomme so viele Anrufe von Spielervermittlern. Ich weiß gar nicht, woher die meine Nummer haben“, beweist er Humor und sorgt für einen weiteren Lacher. Die Message ist klar: Man sichte sorgsam Spieler, gerade mit deutschem Pass, und will keine voreiligen Schnellschüsse abgeben.
Etwas überraschend ist die Antwort auf die Frage eines Fans, der wissen will, ob denn schon Gespräche mit Spielern der Vorsaison geführt wurden. „Nein, bisher haben wir mit keinem Spieler gesprochen.“ Ein leises Raunen geht durchs Publikum. Angesichts des positiven sportlichen Auftretens aller Turbulenzen in Umfeld zum Trotz, scheinen Spielergespräche für nicht wenige Fans offenbar als logischer Schritt nach der Zäsur. Dass dies noch geschehen könnte, ist freilich nicht ausgeschlossen.
Aber die Fans scheinen dem Trainer und dem Geschäftsführer zu vertrauen. Kredit jedenfalls ist da. Und dass es nach dem offiziellen und ohnehin schon entspannten Teil bei gemeinsamer Bratwurst, Bier und Gesprächen noch entspannter wurde, passt da gut ins Bild.