Wenn am kommenden Freitag die derzeit so formstarke U23 des 1. FC Nürnberg bei der SpVgg Bayreuth vorspielt, könnte so mancher Bayreuther Fan mit ein bisschen Wehmut an das Meisterjahr 2021/22 in der Regionalliga und die darauffolgende Stippvisite in der 3. Liga zurückdenken. Benedikt Kirsch, ehemaliger Sechser und „Mann im Maschinenraum“ der SpVgg Bayreuth, kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück.
Im Vorfeld des Spiels hat Kirsch mit inbayreuth.de über seine Verbindung zur Spielvereinigung, deren mäßige Saison und einen möglichen Heilsbringer beim Club gesprochen.
Herr Kirsch, am Freitag kehren Sie ins Hans-Walter-Wild-Stadion zurück. Freuen Sie sich?
Benedikt Kirsch: Auf jeden Fall. Wenn es gegen einen früheren Verein geht, ist das definitiv etwas Besonderes.
Was denken Sie, wie Sie von der Gegengerade empfangen werden könnten?
Benedikt Kirsch: Da bin ich selbst gespannt drauf. Ich habe die Fans in bester Erinnerung. Mit Pfiffen rechne ich eigentlich nicht.
Die SpVgg Bayreuth hat eine alles andere als langweilige Saison hingelegt, um es mal vorsichtig auszudrücken. Verfolgen Sie weiter das Geschehen?
Benedikt Kirsch: Ich verfolge weiter das Geschehen sehr aufmerksam, auch wenn nicht mehr viele Spieler da sind, mit denen ich zwei Jahre lang gespielt habe. Ich bin etwas überrascht vom Bayreuther Abschneiden, weil der Kader meines Erachtens schon Qualität hat. Die hat das Team auch in den letzten Wochen gezeigt.
Haben Sie weiter Kontakt mit ehemaligen Bayreuther Mitspielern?
Benedikt Kirsch: Sporadisch mal. Beim Bayreuther Illertissen-Spiel Anfang März saß ich auf der Tribüne und habe mir mit dem gesperrten Eddy Schwarz das Spiel angeschaut. Mit Eddy, Jetto und Moosi (Lucas Zahaczewski und Nico Moos, Anm. d. Red.) schreibe ich ab und zu mal. Mit Zier (Markus Ziereis, Anm. d. Red.) in Oldenburg tausche ich mich regelmäßig aus.
Sie sind vor der Saison nach Nürnberg gewechselt. In Bayreuth waren Sie der „Mann im Maschinenraum“ der Altstadt. Sind Sie auch in Nürnberg Leithammel eines jungen Teams?
Benedikt Kirsch: Ja, das ist Teil meiner Aufgabe in Nürnberg. Gemeinsam mit den Kapitän Fabian Menig in der Innenverteidigung halten wir defensiv den Laden zusammen und versuchen, das junge Team zu führen.
Gab es für den Ex-Fürther Kirsch kein Stirnrunzeln bei seiner Ankunft am Valznerweiher im August 2023?
Benedikt Kirsch: Den einen oder anderen Spruch gab es schon, aber das gehört nun mal dazu. Da war mal gleich noch mehr Ansporn, sportlich zu überzeugen.
Im letzten Sommer wurde viel spekuliert, ob Sie nach dem Bayreuther Abstieg einen Club in der 3. Liga finden könnten. Haben Sie für sich persönlich die dritte Liga ad acta gelegt?
Benedikt Kirsch: Ich bin mit 28 Jahren im besten Fußballeralter. Wir wollen erst mal diese Saison vernünftig zu Ende bringen und den dritten Platz zu verteidigen.
Oder Sie steigen in der kommenden Saison einfach mit dem kleinen Club auf. Der Sieger der Bayern-Staffel geht dann bekanntlich direkt ohne Aufstiegsspiele hoch …
Benedikt Kirsch: So weit sind wir jetzt noch nicht. Unsere Hauptaufgabe als U23 ist es, junge Spieler zu entwickeln. Es werden wohl Spieler den Club verlassen und gute A-Jugendliche neu dazukommen.
Sind Sie beim kleinen Club mit sich selbst im Reinen? Unabhängig davon, ob 3. oder 4. Liga?
Benedikt Kirsch: Auf jeden Fall.
Die U23 des FCN ist derzeit wohl das Team der Stunde in der Regionalliga. Zuletzt pflügten Sie geradezu durchs Feld. Was macht den kleinen Club derzeit so stark?
Benedikt Kirsch: Wir arbeiten besser gegen den Ball als in der Hinrunde. Wir lösen vieles spielerisch und weniger über lange Bälle nach vorne. Bei Fehlpässen bleiben wir gefestigt und geraten längst nicht in Gefahr, uns ein Gegentor zu fangen.
Tiki-Taka nach fränkischer Art sozusagen …
Benedikt Kirsch: So ähnlich. Ich würde es den gepflegten fränkischen Flachpass nennen.
Ein Nürnberger Siegeszug in der Liga – das hat man so schon lange nicht mehr gelesen. Geben Sie es zu: Für leidgeprüfte fränkische Fußballfans klingt das schon etwas amüsant, oder? Gerade, wenn man sich die Profis in der 2. Liga derzeit ansieht ...
Benedikt Kirsch: Unsere Profis in der 2. Liga durchleben gerade eine schwierige Zeit. Aber ich bin überzeugt, dass die da rauskommen werden.
Gibt’s vom Führungsspieler Kirsch auch mal eine Ansage, wenn die Jungen nicht spuren?
Benedikt Kirsch: Wenn es sein muss, dann schon. Aber das ist immer mit der Absicht verbunden, den Jungs zu helfen. Ansonsten hebt Trainer Andi Wolf oft genug mahnend den Zeigefinger.
Ihr Mitspieler Julian Kania ist wohl der Club-Spieler der Saison. 23 Tore und neun Vorlagen in 29 Spielen sind eine deutliche Sprache. Trauen Sie dem eine ähnliche Entwicklung bei den kriselnden Clubberern in der 2. Liga zu wie Can Uzun in dieser Saison?
Benedikt Kirsch: Julian wird sicher seinen Weg gehen. Er kam diese Saison schon ein paar Mal bei den Profis zum Einsatz. Seine Zahlen in dieser Regionalliga-Saison sprechen für sich. Aber sich bei unseren Talenten wegen der Tore nur auf Julian zu konzentrieren, wäre den anderen gegenüber nicht gerecht.
Zuletzt gab es sechs Siege in Serie, Ihr Team ist mittlerweile Dritter. Steht der Sieg in Bayreuth praktisch schon fest?
Benedikt Kirsch: Nein, nein. Bayreuth hat schon Qualität im Kader, dazu das Publikum im Rücken. Auch wenn es eine Phrase ist: Jedes Spiel geht bei null los. Auch das am Freitag im Ha-Wa-Wi.
Und wie lautet ihr Tipp für das Spiel am Freitag?
Benedikt Kirsch: Ich tippe nicht. Da lasse ich mich nicht locken.
Danke für das Gespräch, Herr Kirsch.