Trotz der jüngsten, etwas unglücklichen 2:4-Niederlage bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München, bleibt die SpVgg Bayreuth nach einem guten Saisonstart mit neun Punkten aus vier Spielen in der Spitzengruppe der Fußball-Regionalliga Bayern, einen Punkt hinter Illertissen und den „kleinen” Bayern (jeweils zehn Punkte). Am Freitag, 16. August, um 19 Uhr empfängt die Altstadt jetzt zum traditionsreichen Frankenderby im Hans-Walter-Wild-Stadion den punktgleichen FC Schweinfurt 05. Auch angesichts der bislang sehr ansprechenden Leistungen der SpVgg in den ersten Saisonspielen rechnen die Verantwortlichen des Vereins mit einer stattlichen Zuschauerkulisse.
Wie die Altstadt mussten die Unterfranken am vergangenen Wochenende ihre erste Niederlage nach drei Siegen einstecken. Nach Pausenführung unterlagen sie bei Eintracht Bamberg durch zwei Gegentore in der Schlussviertelstunde noch mit 1:2. Dank individueller Qualität und besserer Physis hatten die Schweinfurter am ersten Spieltag einen 2:0-Sieg gegen Aubstadt eingefahren. Danach gab es in Hankofen-Hailing durch zwei Treffer in der Nachspielzeit ein 3:1. Gegen Buchbach setzten sich die „Schnüdel“ zu Hause nach einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang mit demselben Ergebnis, aber wesentlich sicherer, durch.
In der Sommerpause kam es bei den Schweinfurtern zu einem großen Umbruch im Kader. 15 teilweise hochkarätigen Neuzugängen und einem neuen Trainer stehen insgesamt zwölf Abgänge gegenüber. Als Nachfolger von Marc Reitmaier übernahm der 33-jährige Victor Kleinhenz den Posten als Chefcoach. Er trainierte zuletzt die U19 des FC Augsburg und hatte bis März 2023 zweieinhalb Jahre lang den TSV Aubstadt unter seinen Fittichen. Von dort kamen auch gleich vier der Neuzugänge. Neben Verteidiger Leonhard Langhans und den Offensivkräften Michael Dellinger und Patrick Hofmann gehört dazu der in der Drittligasaison 2022/23 für Bayreuth aktive Martin Thomann. Ebenfalls zwei Jahre im Grabfeld spielte der letzte Saison bei Carl-Zeiss Jena unter Vertrag stehende Josua Endres.
Von der SpVgg Greuther Fürth II stießen Devin Angleberger und der bereits zweimal als Torschütze glänzende Sebastian Müller (zwei Bundesliga-, acht Zweitliga- und 55 Drittligaeinsätze) zu den „Schnüdeln“. Dazu fanden Torhüter Lukas Schneller von Bayern München II, Oskar Preil (FV Illertissen, Tor), Max Wolf (TSV Abtswind, Innenverteidigung) und Valentin Schmidt (U19 FSV Mainz 05) den Weg nach Schweinfurt. Neu im Kader sind zudem die aus dem eigenen Nachwuchs aufgerückten Spase Arsov, Nick Doktorczyk, Emil Zorn und Lauris Brausewein. Letzterer erzielte gegen Buchbach sein erstes Saisontor. Die Mischung bei den 05ern scheint also auch nach dem Laufbahnende der Schweinfurter Legenden Adam Jabiri und Lukas Billick sowie dem Abgang weiterer Leistungsträger wie Taha Aksu (Barockstadt Fulda-Lehnerz) oder Severo Sturm (Hessen Kassel) zu stimmen.
Die offensive Transferpolitik verblüffte viele Beobachter der Szene. Schließlich verabschiedeten sich die 05er erst im vorigen Jahr vom „Vollprofitum“. Dennoch sprechen weder Sportleiter Andreas Brendler noch Geschäftsführer und Hauptsponsor Markus Wolf von einer erneuten Kehrtwende. Die Zeitung Mainpost zitiert Letzteren vielmehr mit der Aussage „bei uns spielt keiner wegen des Geldes“. Trotzdem verfolgen die Verantwortlichen unter dem vielsagenden Motto. „Nichts muss, alles kann!“ ambitionierte Ziele und wollen vorne mitmischen. Der Saisonauftakt mit dem von Trainer Kleinhenz propagierten mutigen Fußball gibt ihnen bisher jedenfalls Recht.
Die Bayreuther Mannschaft und das Trainerteam um Lukas Kling wollen ihre positive Gesamtbilanz gegen Schweinfurt in den Jahren der Regionalliga Bayern unbedingt weiter ausbauen. In der vergangenen Saison gab es einen 3:0-Heimsieg und ein enttäuschendes 1:3 am letzten Spieltag in Schweinfurt. Nach dem Spiel am Freitag folgen drei weitere Begegnungen gegen fränkische Teams. Es geht nach Aschaffenburg und daheim gegen Greuther Fürth II, ehe die Altstadt auswärts auf den Ligafavoriten Würzburger Kickers trifft.
Umso wichtiger scheint es, aus der Niederlage in München schnell die richtigen Schlüsse zu ziehen. Wie Trainer Lukas Kling bilanzierte, wurde das Spiel bereits in der ersten Halbzeit durch individuelle Fehler selbstverschuldet verloren. Insbesondere monierte er die bei den Gegentoren schlechte Zweikampfführung. Dennoch wäre es aus seiner Sicht aufgrund der spielbestimmenden zweiten Hälfte verdient gewesen, etwas Zählbares mitzunehmen. Letztlich fehlte bei einer ganzen Reihe guter Chancen auch das notwendige Glück, wie etwa die beiden Aluminiumtreffer von Jannik Graf belegen. Das 2:4 durch einen Konter am Ende der Nachspielzeit gegen die aufgerückte Abwehr war dann ohne Bedeutung.
SpVgg-Geschäftsführerin Dr. Nicole Kalemba stellte nach dem Spiel fest, die Niederlage werfe die Mannschaft „nicht aus der Bahn“. Vielmehr gelte es, die Partie, sorgfältig „zu analysieren, Dinge zu optimieren, die Fehler aufzuarbeiten, aber auch gut gemachte Sachen mitzunehmen.“ Dabei wollte sie den vollen Fokus anschließend sofort auf das wichtige Spiel gegen Schweinfurt lenken.
Lukas Kling freut sich jedenfalls auf ein weiteres schönes Derby im heimischen Hans-Walter-Wild-Stadion. Dabei setzt er mit seinem Trainerteam und der gesamten Mannschaft wie immer auf die lautstarke Unterstützung zahlreicher Fans. Die punktgleichen Schweinfurter sieht er in einer vergleichbaren Lage wie sein Team. Zudem hätten die Gäste in der Sommerpause erheblich an Qualität hinzugewonnen. Personell hoffen die Verantwortlichen der Altstadt für die sicher spannende und emotionale Partie auf die Rückkehr des bisher in keinem Pflichtspiel verfügbaren Nicolas Andermatt. Wie lange der beim Spiel in München verletzte Marcel Götz fehlen wird, stand zu Wochenbeginn noch nicht fest.