BAYREUTH.Jean Paul Friedrich Richter, geboren 1763 in Wunsiedel und gestorben 1825 in Bayreuth, zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern und Schriftstellern. Zum 200. Todestag würdigt die Region Bayreuth sein Werk und Vermächtnis mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm, das am 21. März – seinem Geburtstag – mit einer Festveranstaltung im Landrätesaal der Regierung von Oberfranken eröffnet wurde. Regierungspräsident Florian Luderschmid begrüßte die Gäste, während Prof. Dr. Günther Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken, in einer Laudatio Jean Pauls Leben und Werk als Spiegel einer Zeit des Umbruchs skizzierte.
Die Umwälzungen der Französischen Revolution und Napoleons Herrschaft prägten Jean Pauls Lebenszeit ebenso wie die territorialen Veränderungen seiner Heimat Bayreuth, das im Laufe seines Lebens mehrfach die Herrschaft wechselte. Jean Paul, ein Mann der Aufklärung, setzte sich für soziale Reformen ein, ohne sich in politische Kampfschriften zu vertiefen. Stattdessen fand er in der Literatur seinen Ausdruck. Seine Werke, darunter der Bestseller Hesperus, zeichneten sich durch feinsinnige Charaktere und philosophische Tiefe aus und erfreuten sich im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit – sogar mehr als die Werke Goethes, was Spannungen zwischen den beiden Literaten auslöste.
Jean Pauls Lebensweg führte ihn durch zahlreiche Städte wie Hof, Leipzig, Weimar und Berlin. Trotz seiner Abneigung gegenüber höfischem Leben akzeptierte er den Ehrentitel eines Legationsrats, den der Herzog von Sachsen-Hildburghausen ihm verlieh.
Eine zentrale Forderung Jean Pauls war die Pressefreiheit, die er vehement verteidigte. Seine Romane, oft in fiktiven Fürstentümern angesiedelt, reflektierten nicht nur die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche seiner Zeit, sondern auch seine unerschütterliche Haltung für Humanität und Freiheit.
Die Kunst des Lesens bei Jean Paul
Die Werke Jean Pauls gelten heute als schwer zugänglich, obwohl sie zu seiner Zeit enorm populär waren. Dr. Hans von Trotha, zweiter Festredner, lieferte eine „Gebrauchsanweisung“ für die Lektüre: „Seine Texte entfalten ihre Schönheit durch langsames, lautes Lesen. Jean Pauls Erzählstil gleicht einem Landschaftsgärtner, der keine lineare Geschichte entwirft, sondern eine Vielzahl an Szenen schafft – fantasievoll, poetisch und komplex“, so Hans von Trotha. Die Texte bewegen sich zwischen Realität und Fantasie, Alltag und Transzendenz. Dieser Wechsel macht ihre Komplexität und ihren Reiz aus. Wer sich darauf einlässt, entdeckt eine Welt voller Ideen und Emotionen.
Ein Dichter und seine Heimat
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Präsentation der neuen Webseite www.jeanpaulweg-oberfranken.de. Unter dem Motto „Eine Region liebt ihren Dichter – und der Dichter liebte seine Heimatregion“ wird die Seite kontinuierlich aktualisiert und lädt dazu ein, sich intensiver mit dem Leben und Werk Jean Pauls zu beschäftigen.
Die Ehrung des Dichters zeigt, dass seine Werke, obwohl heute weniger gelesen, immer noch faszinieren können – für jene, die sich die Zeit nehmen, in die Tiefe seiner Ideenwelt einzutauchen. gmu