Herr Schlösser, vier Tage, acht Konzerte, was erwartet die Besucher dieses Jahr beim Jazz-November?
Kaspar Schlösser: Die Hauptkonzerte am Donnerstag, Freitag und Samstag sind etwas für den klassischen Jazzfan, mit zeitgenössischem Jazz und genreübergreifenden Experimenten, ob beim Emile Parisien Quartet, dem Pablo Held Trio oder dem Maciej Obara Quartett. Am Sonntagabend gibt es spanische Gelassenheit mit dem Alba Armengou Trio: Die junge namensgebende Musikerin spielt dabei nicht nur Trompete, sondern singt auch.
Bei den Spätkonzerten begeben wir uns wie gewohnt an den Jazz-Rand, um auch jüngere Zielgruppen zu erreichen. Booom kommt als Drum’n’Voice Duo und improvisiert das gesamte Set, während sich Emma Rawicz mit ihrem Sextett zwischen afro-kubanischen Grooves, Funk und modernem Jazz bewegt. LBT wiederum bieten Jazz-Techno, eine äußerst spannende Kombination, wie ich finde.
Am Sonntagnachmittag schließlich bringt Olga Dudkova mit ihrer Band einen Mix aus Jazz, Soul, Pop und R’n’B auf die Bühne.

Und was gibt es Neues?
Kaspar Schlösser: Zum ersten Mal findet der Jazz-November gleichzeitig mit dem Kneipenfestival statt. Das haben wir gleich genutzt und sind Teil dieser tollen Veranstaltung geworden. Das Spätkonzert am Samstag auf der Kleinkunstbühne im Zentrum kann nur mit einem Kneipenfestival-Bändchen besucht werden.

Dieses Jahr sind bei den Musikern auffällig viele Frauen dabei.
Kaspar Schlösser: Ja, das freut uns auch sehr. Jazz ist leider immer noch eine Männerdomäne, vor allem in der älteren Generation, so ab 40 Jahren.

Warum ist das so?
Kaspar Schlösser: Das kann man schwer erklären. Ich nehme an, das liegt daran, wie Jazz früher gespielt und auch wahrgenommen wurde: Alte verrauchte Kellerkneipen, in denen sich Musiker zum Abhängen und Musizieren trafen, das sah man nicht als Treffpunkt für Frauen. Das ändert sich jetzt aber – es kommen immer mehr weibliche Talente nach oben, und das ist natürlich toll. Das bringt auch nochmal eine neue Note in den Jazz hinein.

Im Sommer Pijazzo, im Herbst Jazz-November: Wie unterscheiden sich die beiden Festivals?
Kaspar Schlösser: Beim Pijazzo steht ja der Flügel im Fokus, während wir im Jazz-November alles buchen, was uns gefällt. Für beide Festivals holen wir bekannte und weniger bekannte Bands aus verschiedensten Ländern der Welt. Was wir aber gemerkt haben: Beim Pijazzo reist das Publikum auch aus weiter entfernten Orten an. Der Jazz-November ist eher die gemütlichere Veranstaltung, bei der sich seit Jahren Jazzfans vor allem aus Bayreuth und der Region treffen.

Das Team vom Verein Jazz-Forum e.V., der die Festivals – und auch andere Jazzkonzerte unterm Jahr – organisiert, macht das ehrenamtlich. Lohnt sich das?
Kaspar Schlösser: Überhaupt nicht (lacht). Über den Ticketverkauf können wir die Kosten nicht decken, deshalb brauchen wir Sponsoren, Fördergelder und unsere Mitgliedsbeiträge.

Und dennoch machen Sie das seit 17 Jahren.
Kaspar Schlösser: Ja. Wir wollten eben mal ein Jazzfestival machen, also haben wir es gemacht. Und machen weiter, weil es unglaublichen Spaß macht. Außerdem tragen wir damit auch zur kulturellen Vielfalt in Bayreuth dabei, das ist mir auch sehr wichtig.

Außerdem gibt es auch mal hier und da einen Award ...
Ja, wir sind zum Beispiel mittlerweile sieben Mal mit dem APPLAUS ausgezeichnet worden, einem Award der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Das haben bisher nur ganz wenige Jazzclubs in Deutschland geschafft. Und auch den Kulturpreis Bayreuth gab es 2017 für uns. Das bestätigt uns in unserer Arbeit und spornt natürlich auch an.

Gibt es noch Tickets?
Kaspar Schlösser: Die Festivalpässe sind weg, Einzeltickets für die Konzerte sind aber noch erhältlich, bis auf das Spätkonzert am Samstag, für das man wie gesagt das Kneipenfestival-Bändchen braucht.

Da haben Sie auch einen Appell ans Publikum:
Kaspar Schlösser: Wir würden uns sehr wünschen, wenn die Gäste ihre Tickets im Vorverkauf erwerben würden. Der VVK-Preis ist erstens günstiger für die Käufer und zweitens erleichtert uns das die Organisation vor Ort ungemein, zum Beispiel wenn es darum geht, wie viele Stühle man in der Location aufstellt.

Vielen Dank für das Interview!

Bayreuther Jazz-November, 7. bis 10.11.24

7.11., 19.30 Uhr, Bechersaal: Emile Parisien Quartet
7.11., 22.30 Uhr, Neuneinhalb: Booom
8.11., 19.30 Uhr, Bechersaal: Pablo Held Trio feat. Nelson Veras
8.11., 22.30 Uhr, Das Zentrum: Emma Rawicz
9.11., 19.30 Uhr, Bechersaal: Maciej Obara Quartet
9.11., 22.30 Uhr, Das Zentrum: LBT (nur mit Kneipenfestival-Ticket)
10.11., 16.00 Uhr, Das Zentrum: Olga Dudkova Band

Tickets für die einzelnen Konzerte gibt es hier.