BAYREUTH. Im fünften Teil unserer großen Umfrage zur Oberbürgermeisterwahl am 15. März geht es darum, welche Impulse Bayreuth für eine gute Zukunftsentwicklung braucht. Hier die Antworten von Oberbürgermeisterin Brigitte Mer-Erbe und ihrer sechs Gegenkandidaten:
Brigitte Merk-Erbe (BG):
Bayreuth hat sich – niemand wird dies ernsthaft bestreiten – gut entwickelt. Wir haben Zuwachs an Einwohnern, die Zahl der Arbeitsplätze ist auf Rekordniveau, es gibt ein reges kulturelles Leben, Offenheit und Internationalität sind überall zu spüren. Damit sich all das Erreichte weiterentwickelt, ist unter anderem von Bedeutung, dass unsere Stadtverwaltung berechenbar für Wirtschafts-
unternehmen bleibt, dass beispielsweise Baugenehmigungen, wenn die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind – wie kürzlich bei Amazon – auch schnell erteilt werden. Für die Attraktivität als Wirtschaftsstandort ist zudem wichtig, dass für Kinder- und Familienfreundlichkeit gesorgt ist. Ebenfalls ist von Bedeutung, dass die gute Zusammenarbeit mit der Universität fortgesetzt wird (Beispiel RIZ), wie auch das Bildungsangebot in der Stadt eine wichtige Rolle spielt. Ich will den Weg, den Wirtschaftsstandort Bayreuth weiter zu stärken, auch in den kommenden Jahren gehen.
Thomas Ebersberger (CSU):
Zunächst benötigt der Wirtschaftsstandort Bayreuth die kurzfristige Umsetzung des Regionalen Innovations- und Gründerzentrum (RIZ), um Firmengründungen besser begleiten zu können. Darüber hinaus könnte damit die Zusammen-arbeit zwischen Universität und Stadtverwaltung deutlich verbessert werden. Des Weiteren sind die Kontakte der Stadtspitze mit den Wirtschaftsverbänden und Betrieben zu verbessern. Wir benötigen Initiativen für mehr Gewerbegrundstücke, eine engere Kooperation mit den Umlandgemeinden und einen Ausbau der Wirtschaftsförderung. Schnelles Internet,
gute Erschließung, kurzfristige Bearbeitung von Anträgen und Ausbau der weichen Standortfaktoren müssen eine Selbstverständlichkeit sein. Dazu gehören, neben den Freizeitangeboten im kulturellen, gesellschaftlichen und sportlichen Bereich, auch ausreichend Wohnraum und bebaubare Grundstücke zu akzeptablen Preisen.
Andreas Zippel (SPD): Die Wirtschaftsförderung muss wieder Chefsache sein – nur ein paar Firmenbesuche genügen da nicht. Vielmehr müsste der Mut da sein, innovativere Anträge zu verfassen und mit modernen Projekten Fördergelder abzugreifen – beispielsweise für Umweltschutz- oder Digitalisierungsmaßnahmen. Unverständlich ist für mich, warum unser Innovations- und Gründerzentrum noch nicht steht. Schließlich gehen Dutzende kluger Köpfe verloren, die nach ihrem Studium ein Start-up gründen wollen – was nebenbei für unsere heimischen Unternehmen Fachkräfte und Innovationen sichert. Apropos heimische Wirtschaft: Diese fordert schon lange ein weiteres gut erschlossenes Gewerbegebiet. Darüber hinaus spart eine digitalisierte Verwaltung Bearbeitungszeit und Behördengänge. Dazu müsste die Digitalisierung freilich nicht in drei unterschiedlichen Ämtern, sondern in einer Stabsstelle gemanagt werden. Thomas Hacker (FDP): Denken wir heute an die Arbeitsplätze von morgen. Bayreuth wächst – attraktive Unternehmen und die Universität sind Wachstumstreiber. Mit der TechnologieAllianzOberfranken (TAO) konnte ich als Landtagsabgeordneter mit die Grundlage schaffen, dass die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Forschung in Bayreuth und Oberfranken weiter verbessert wird und so Spitzenforschung für mehr Innovationen und Arbeitsplätze sorgt. Die nächsten Schritte: Mit dem Gründerzentrum RIZ bieten wir jungen Unternehmern die Chance, Ideen zu Produkten der Zukunft zu entwickeln. Start-ups erfahren die Vorzüge Bayreuths. Damit legen wir den Grundstein für die Arbeitsplätze der Zukunft. Gute Unternehmen brauchen aber auch beste Rahmenbedingungen, um ihren Standort in Bayreuth zu behalten und auszubauen. Neue Gewerbeflächen, Unterstützung durch die Verwaltung, aber eben auch beste Rahmenbedingungen für Mitarbeiter, z.B. beste Kinderbetreuung und Schulen, Wohnungen oder eine internationale Schule. Klaus Wührl-Struller (Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängigen): Städtische Wirtschaftsförderung muss vor allem ansässige Unternehmen unterstützen, die sich entwickeln wollen und können. Insofern ist Wirtschaftsförderung eine Querschnittsaufgabe, die Unternehmen hilft, erfolgreich zu werden und zu bleiben. Der große Industriebetrieb ebenso wie der kleine Laden brauchen vor allem eine leistungsfähige Infrastruktur. Das heißt im 21. Jahrhundert digitale Infrastruktur. Nicht jedes Werkstor braucht eine eigene Autobahnausfahrt, aber jedes Unternehmen braucht sichere und schnelle Datenströme. Ebenso wichtig ist die gezielte Förderung nachhaltiger Investitionen. D.h., wir werden Unternehmen unterstützen, die ressourcenschonend und klimaneutral wirtschaften. Ebenso wichtig ist es, Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Wenn Mitarbeiter*innen die Wahl zwischen Städten haben, werden Faktoren wie Nachhaltigkeit, zukunftsorientierte Mobilität, Kinderbetreuung, Kultur und Bildung immer wichtiger. Wir brauchen keine teuren Plakatkampagnen, sondern vor allem eine lebenswerte Stadt. Stefan Schuh (Junges Bayreuth e.V.): Der Mensch ist der wichtigste Faktor in der Wirtschaft des 21. Jahrhundert. Bereits jetzt hat jedes dritte Unternehmen in Bayreuth Schwierigkeiten, offene Stellen mit Fachkräften zu besetzen. Der wichtigste Impuls für eine gute wirtschaftliche Zukunft Bayreuths ist mehr Arbeitnehmerfreundlichkeit. Der nächste Oberbürgermeister muss Projekte anpacken, um den Standort attraktiver zu machen. Dazu zählt bezahlbarer Wohnraum für junge Familien ebenso wie ausreichend Plätze und Flexibilität bei der Kinderbetreuung. Bisher legen wir einheimischen und zugezogenen Fachkräften unnötige Hindernisse in den Weg. Enorm wichtig ist auch, dass wir endlich das Regionale Investitionszentrum (RIZ) schaffen! Hier bringen wir Gründer, Mittelstand und Universität zusammen. Nur so schaffen wir die Innovationen von morgen, die Wohlstand und sozialen Zusammenhalt garantieren! Gert-Dieter Meier (Die Unabhängigen): Die Stadt kann nicht die Hausaufgaben der Unternehmer machen, aber sie muss verläss- liche Rahmenbedingungen für bestehende und ansiedlungswillige Unternehmen schaffen. Bei der Infrastruktur sind wir –mit Ausnahme der Bahnanbindung – recht gut aufgestellt, aber es bleibt viel zu tun. Bayreuth braucht eine klare Positionierung, ein Entwicklungsziel. Wollen wir Gründerstadt werden? Modellstadt für Energiewende und/oder Mobilität? Da gibt es keine Klarheit, keinen Weg. Wir brauchen eine serviceorientierte Verwaltung, wir brauchen endlich wieder einen Wirtschaftsreferenten, der sich kümmert, die Kommunikation mit der Wirtschaft pflegt und proaktiv agiert, wenn sich neue Entwicklungen auftun. Zudem braucht Bayreuth Initiativen, um Studenten und junge Kreative in der Stadt zu halten bzw. anzulocken. Da sind wir mit dem Regionalen Innovationszentrum und dem Institut für Entrepreneurship und Innovation der Universität auf einem guten Weg.