Dass Elias Gradl für seinen Beruf lebt, wird schnell deutlich. Der 21-Jährige ist Pflegefachmann am Bezirkskrankenhaus Bayreuth. Seit September hat er seine Ausbildung abgeschlossen und wollte unbedingt auf der psychiatrisch-heilpädagogischen Station arbeiten. Seine Patienten benötigen eine besonders intensive Betreuung. Viele von ihnen können nicht für sich selbst sorgen, einige können nicht sprechen. Er kümmert sich um Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Erkrankung.
Es ist die Dankbarkeit der Patienten, die seinen Beruf für ihn so attraktiv macht. „Diese Menschen kommen oft aus Heimen. Sie freuen sich so, wenn jemand für sie da ist, mit ihnen tanzt, singt, spielt. Viele sind ja wie Kinder“, erzählt Elias. Deshalb war es für ihn auch kein Problem, an Weihnachten zu arbeiten. „Wir haben hier teilweise schwerstkranke Patienten. Ich möchte ihnen eine so schöne Zeit wie möglich bereiten – wenn sie schon hier sein müssen.“
Am diesjährigen Heiligabend beginnt er um 6.30 Uhr mit dem Frühdienst. Es wird gemeinsam gefrühstückt und das 24. Türchen des Adventskalenders geöffnet. Jeder der 16 Patienten darf sich über eine kleine Süßigkeit freuen. „Wir lesen eine Weihnachtsgeschichte und werden dann gemeinsam mit den Patienten entscheiden, was wir machen: Basteln, einen Film schauen – ganz entspannt“, sagt Elias. Während es für ihn das erste Weihnachten auf der H-Station ist, sind einige der Patienten schon mehrere Jahre hier. „Wir sind für sie wie eine Ersatzfamilie.“
Elias' Frühdienst geht bis 14 Uhr. Dann wird er von den Kollegen abgelöst und kann zu seiner eigenen Familie. Am 26. Dezember kommt er zum Spätdienst wieder. Auch Silvester arbeitet Elias Gradl. „Ich habe mich freiwillig dafür gemeldet. Sicher werden einige seiner Schützlinge von den lauten Raketen und Böllern aufwachen und Angst haben. „Sie können es einfach nicht einordnen. Dann will ich für sie da sein.“