Mit dem Volkstrauertag zwei Wochen vor Adventsbeginn und dem Totensonntag eine Woche vor dem ersten Adventssonntag gibt es in Deutschland nach Allerheiligen noch weitere Anlässe, der Verstorbenen zu gedenken. Friedhöfe sind dabei nicht nur Orte des Gedenkens, sondern auch Anlagen, die von Geschichte zeugen und nicht selten auch wahre Kunstwerke beherbergen. Wir haben uns in Bayreuth auf den Friedhöfen umgeschaut. Bis auf den Jüdischen Friedhof alle sogenannten Simultan-Friedhöfe: Dort können Menschen aller Religionen und spiritueller Richtungen, aber auch konfessionsfreie Menschen bestattet werden.
Stadtfriedhof
Der älteste und mit rund 6.500 Gräbern und sowie circa 7 ha größte Friedhof in Bayreuth ist der Stadtfriedhof an der Erlanger Straße. Er entstand ab 1545 um eine dort befindliche Heilig-Grab-Kapelle und einen Bildstock. Die heutige Friedhofsmauer wurde wahrscheinlich im 18. Jahrhundert errichtet. Ab Ende des 17. bis ins 18. Jahrhundert hinein entstanden die beeindruckenden Grufthäuser, die vom Reichtum der dort bestatteten Personen zeugen. Das wahrscheinlich prunkvollste Grab ist das von Herzog Alexander von Württemberg. Der bekannteste Musiker auf dem Stadtfriedhof ist Franz Liszt – seine Tochter Cosima wurde mit ihrem Mann Richard Wagner im Park der Villa Wahnfried bestattet. Auch der berühmte Wagner-Dirigent Hans Richter ist hier bestattet, genauso wie der Dichter Jean Paul. Die Verwaltung des Friedhofs obliegt der Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Friedhof St. Georgen
Der Friedhof in St. Georgen wurde bereits zur Markgrafenzeit 1709 angelegt. Bayreutherinnen und Bayreuther, die nördlich des Roten Mains lebten, wurde bis Anfang des 20. Jahrhunderts hier bestattet, seit rund einhundert Jahren können auch die südlich wohnenden Bayreutherinnen und Bayreuther hier ihre letzte Ruhe finden. Rund 3.200 Gräber auf circa 4 ha Fläche sind es heute. Der Friedhof steht unter Denkmalschutz. Zu bestaunen gibt es hier Barock-, Rokoko- und Klassizismusgräber, aber auch das Eingangsportal von Elias Räntz aus dem Barock. Ende des Zweiten Weltkriegs waren auf Bauernhöfen, aber auch in Spinnereien Frauen aus Polen und Russland zum Arbeiten gezwungen. Auf dem Friedhof in St. Georgen liegen mindestens 36 Babys dieser Frauen, wobei man nicht mehr weiß, wo die Gräber sind. Auch politische Gefangene aus nahe gelegenen Gefängnis wurden hier begraben. Zu den bekannteren Personen, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, gehören der Fabrikant und Magistrat Christoph Friedrich Leers und der NS-Widerstandskämpfer Waldermar Hentze. Wie auch der Stadtfriedhof, wird der Friedhof St. Georgen von der Evangelisch-Lutherischen Kirche verwaltet. Für muslimische Bürgerinnen und Bürger wurde 2010 ein Grabfeld eingeweiht.
Jüdischer Friedhof
1787 wurde für die jüdische Bevölkerung Bayreuths ein Friedhof an der heutigen Nürnberger Straße angelegt. Rund 1.000 Gräber befinden sich hier, nach Erweiterungen in den Jahren 1846, 1907 und 2008. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Stadtverwaltung aufgetragen, den Friedhof aufzulösen. Die Anlage befand sich aber nicht im Eigentum der Stadt, und so konnte der Friedhof über die Nazi-Zeit gerettet werden. An den Gräbern kann man die Geschichte der jüdischen Grabkultur erkennen – sie haben sich im Laufe der Zeit zum Teil sehr verändert. So gibt es heutzutage im Gegensatz zu den Anfängen des Friedhofs beispielsweise weniger hebräische Inschriften. Auf dem jüdischen Friedhof ist unter anderem das Grab des Pianisten Josef Rubinstein zu finden, der seinerzeit eng mit Richard Wagner zusammenarbeitete.
Friedhof St. Johannis
In St. Johannis wurde der Friedhof 1804 angelegt. Seit der Eingemeindung 1939 gehört er zu den Bayreuther Friedhöfen, die von der Evangelisch-Lutherischen Kirche verwaltet werden. Er ist mit rund 1.100 Gräbern und circa 1 ha Fläche nach dem Jüdischen Friedhof der kleinste in der Stadt.
Südfriedhof
Der jüngste Friedhof in Bayreuth gehört der Stadt und wurde 1981 eingeweiht. Das Besondere an diesem vergleichsweise modernen Friedhof ist die Vielzahl von Grabarten, die für die Bestattung zur Verfügung stehen, ob traditionell, in einem Urnengrab oder im Bestattungsgarten beispielsweise mit der Möglichkeit, eine halbanonyme Stele zu errichten. Der Friedhof im Süden Bayreuths hat eine Fläche von ca. 5 ha und rund 3.400 Grabstätten.
Weitere Grabstätten
Auch abseits von den Friedhöfen sind in Bayreuth Grabstätten zu finden: Richard und seine Frau Cosima ruhen im Park ihrer Villa Wahnfried an der Richard-Wagner-Straße. Die Bayreuther Markgrafen ruhen in den zwei größten Kirchen der Stadt: Markgrafen Christian, Christian Ernst und Georg Wilhelm sowie weitere 23 Mitglieder der markgräflichen Familie wurden zwischen 1620 und 1733 in der Stadtkirche beigesetzt. Die Gräber von Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, seiner Frau Markgräfin Wilhelmine und deren Tochter Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth befinden sich in der Schlosskirche.