Hirntumor. Schon die Vorstellung macht Angst. Zum einen der Gedanke, dass in unserem Kopf etwas wächst, was da nicht hingehört. Zum anderen, dass nur eine Operation direkt im Gehirn die Chance bietet, diesen Tumor zu entfernen. Die Entscheidung für eine solche Operation braucht Mut – und Vertrauen in das behandelnde Ärzteteam.

Am kommenden Mittwoch, 03. Juli, stellt Univ. Prof. Dr. Stefan Linsler, Direktor der Klinik für Neurochirurgie der Klinikum Bayreuth GmbH, im Rahmen eines Medizinischen Vortrags um 18 Uhr im Speisesaal des Therapiegebäudes an der Klinik Hohe Warte vor, was Dank moderner Medizin in der Neurochirurgie heute möglich ist. Der Eintritt ist frei.

„Wir haben das Leistungsspektrum in der Neurochirurgie, insbesondere in der Neuroonkologie, an der Klinikum Bayreuth GmbH neu aufgestellt, haben nicht nur die technischen Voraussetzungen geschaffen, sondern auch neues wissenschaftliches und klinisches Know-how etabliert, sodass wir nun als Team in der Lage sind, neurochirurgische Operationen bei gut- und bösartigen Tumoren auf höchstem Niveau nach aktuellstem Stand der Medizin durchzuführen“, sagt Prof. Dr. Stefan Linsler.

Das beginnt bereits bei der Diagnostik: „Die wichtigsten Erkenntnisse liefern uns Gewebeproben des Tumors, anhand derer wir genetische und molekularbiologische Analysen vornehmen. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für eine optimale Therapieplanung, die über die Operation hinaus in enger Abstimmung mit dem Onkologischen Zentrum der Klinikum Bayreuth GmbH und weiteren onkologischen Partnern erfolgt. Diese Thematik ist ein neu ausgerichteter Forschungsschwerpunkt der Klinik für Neurochirurgie am Medizincampus Oberfranken: „Nach Vorarbeiten über genetische und epigenetische Veränderungen von Meningeomen und Glioblastomen werden wir in Bayreuth die Grundlagenforschung hierzu neu aufbauen“, sagt Dr. Linsler. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse fließen direkt in die Behandlung ein und werden langfristig helfen, Therapie und Prognose von Tumorpatientinnen und -patienten zu verbessern. Bei der Operation selbst arbeiten Dr. Linsler und sein Team wo es geht schonend minimalinvasiv (Schlüsselloch-Technik), kombinieren endoskopisch assistierte OP-Techniken mit einem sehr ausführlichen Neuromonitoring während den Operationen sowie modernsten präoperativen Planungstools.

„Eines dieser Planungstools ist die navigierte transkranielle Magnetstimulation (nTMS). Sie gibt uns die Möglichkeit, für jede Patientin und jeden Patienten individuell eine dreidimensionale Karte der Hirnfunktionen (Sprache und Bewegung) zu erstellen“, sagt der Klinikdirektor. „So wissen wir bereits vor dem Eingriff millimetergenau, wo sich die Bereiche auf der Hirnoberfläche befinden, die Sprache und Bewegung steuern. Das hilft uns, Risiken abzuschätzen, die Operation genau zu planen und Betroffene im Vorfeld umfassend und individuell aufzuklären und beraten zu können.“ Auch das Risiko bleibender Sprachstörungen oder Lähmungserscheinungen nach der Operation, werde auf ein bestmögliches Minimum reduziert.

Zudem habe die Einführung verschiedener Fluoreszenzfarbstoffe die Neurochirurgie in den letzten zwei Jahrzehnten revolutioniert. In Kombination mit modernsten Operationsmikroskopen, die neben normalem Weißlicht auch infrarotes und ultraviolettes Licht ausstrahlen, lassen sich so bösartige Hirntumore, Blutgefäße oder Hirnmetastasen deutlicher gegen gesundes Gewebe abgrenzen. „Wir sehen besser – und das erhöht die Wahrscheinlichkeit, den Tumor vollständig zu entfernen“, sagt Dr. Linsler. Trotz der vielen Technik und Methoden: Das wichtigste bliebe der Mensch selbst. „Uns ist es wichtig, jede Patientin und jeden Patienten mit seinem Schicksal und seiner Lebensgeschichte anzunehmen und individuell zu betreuen.“

Nicht alle Therapien kämen für jede Patientin und jeden Patienten in Frage, „aber das
Spektrum der Neuroonkologie ist groß und mein Team und ich sind jeden Tag und im Notfall zu jeder Uhrzeit für die Patientinnen und Patienten der Region Oberfranken und darüber hinaus da, um gemeinsam den bestmöglichen Erfolg zu erreichen.“