BAYREUTH.
Am 1. September begann das neue Ausbildungsjahr. Viele Ausbildungsbetriebe in Oberfranken suchen noch händeringend Lehrlinge. Zuletzt standen 3.528 unbesetzten Ausbildungsplätzen 1.168 unversorgte Bewerber gegenüber. Dies wurde bei einem Pressegespräch der IHK für Oberfranken deutlich.
Unter der Zahl der Bewerber finden sich dabei auch noch einige Personen, die sich für einen Studienplatz mit Numerus Clausus beworben haben, erklärte Bernd Rehorz, Leiter Berufliche Bildung bei der IHK. Seitens der IHK setze man alles daran, unter dem Motto „Wir sagen Ja zur Ausbildung“ den Wert der beruflichen Bildung herauszustellen und zusammen mit Unternehmen und Schulen mit verschiedenen Aktionen für die duale Ausbildung zu werben.
Auch die Kommunikation mit den jungen Menschen über die sozialen Medien wurde deutlich intensiviert. Mit „Azubi-Scouts“ aus dem zweiten und dritten Lehrjahr wird in den allgemeinbildenden Schulen für die Ausbildung geworben.
Die meisten unbesetzten Ausbildungsstellen gibt es aktuell im Verarbeitenden Gewerbe, Handel und Baugewerbe. Die meisten unbesetzten Ausbildungsplätze je Bewerber gibt es statistisch mit knapp sechs in der Stadt Bamberg und rund fünf im Landkreis Kronach, die wenigsten mit etwa zweien der Stadt Hof. Beim Schulabschluss der Auszubildenden gab es heuer ein deutliches Plus von 13,8 Prozent bei Abiturienten und Fachhochschülern und von 6,4 Prozent bei Lehrlingen mit Mittlerer Reife. Die Zahl der Auszubildenden mit Mittelschulabschluss ging jedoch um 13,9 Prozent zurück. „Hier gibt es deutlich mehr junge Menschen, die sich noch schulisch weiterbilden wollen“, so Bernd Rehorz.
Ausbildungsverhältnisse könnten noch bis zum Ende des Jahres abgeschlossen und begonnen werden.
Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken, betonte, dass die Bedeutung der dualen Ausbildung noch besser herausgestellt und kommuniziert werden müsse. Wenn es nicht gelinge, genügend qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen, drohe eine Abwanderung von Unternehmen. Hierfür müsse auch die Politik noch mehr sensibilisiert werden. Die Zusammenarbeit von IHK, HWK, Unternehmen, Schulen und Gewerkschaften, wie sie beim ersten Oberfränkischen Schulgipfel praktiziert wurde, müsse weiter intensiviert werden.
Ganz wichtig sei es auch, die Eltern anzusprechen und sie davon zu überzeugen, dass Kinder nicht unbedingt eine Hochschulausbildung anstreben müssten. Es müsse zudem herausgestellt werden, dass es „auch tolle Fördermöglichkeiten für schwächere Schüler“ gebe. Michael Stammberger, Vorsitzender des IHK-Fachkräfteausschusses und Leiter Ausbildung bei der Brose Gruppe, betonte, dass die Corona-Jahre 2020/2021 für die Unternehmen schwierig waren, vielfach ging es ans Existenzminimum. Speziell für die Automobilzulieferer war dies ein schweres Umfeld, am Thema Mobilität hängen viele Arbeitsplätze in Oberfranken. Aber auch in anderen Bereichen fielen Arbeitsplätze weg.
Um die ausgeschriebenen freien Ausbildungsplätze besetzen zu können, müssten die Unternehmen bei den Schulabgängern werben und sich von ihrer besten Seite zeigen. Man konkurriere seitens der IHK-Betriebe mit den Hochschulen und Arbeitsplätzen, die der Staat zur Verfügung stelle, brauche sich aber nicht zu verstecken. Es gelte, jungen Leuten und ihren Eltern zu verdeutlichen, dass sie beispielsweise über eine Ausbildung auch den Hochschulabschluss „Bachelor professional“ erreichen könnten.
Wichtig sei auch, dass nach den Corona-Einschränkungen wieder Praktika in Unternehmen stattfinden könnten. So könnten sich Schülerinnen und Schüler ein realistisches Bild vom Alltag in den Betrieben machen. Gerade auch für lernschwächere Bewerber sind Praktika ein ganz wichtiges Angebot.