Veröffentlicht am 26.01.2020 04:00

Für eine moderne, lebendige Stadt!

Symbolbild Kommunalwahl 2020 (Foto: inBayreuth.de)
Symbolbild Kommunalwahl 2020 (Foto: inBayreuth.de)
Symbolbild Kommunalwahl 2020 (Foto: inBayreuth.de)
Symbolbild Kommunalwahl 2020 (Foto: inBayreuth.de)
Symbolbild Kommunalwahl 2020 (Foto: inBayreuth.de)

BAYREUTH. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG) strebt eine zweite Amtszeit an. Sechs Kandidaten möchten sie am 15. März ablösen. Auch die Vertreter für den Stadtrat werden neu bestimmt. Welche Fraktion verliert und welche gewinnt Sitze dazu? Auf mannigfaltige Themen wie: Die Mehrkosten der Sanierung des Friedrichsforum, vergünstigtes Busfahren, ein neues Klinikum und wie bleibt Bayreuth auch in Zukunft eine lebendige, liebenswerte Stadt?, werden Antworten gesucht. Die Bewerber/innen um den Chefsessel im Rathaus beantworten in den kommenden Wochen unsere Fragen zu brisanten Themen.

Teil 1 von 5: Klinikum: Neubau oder Sanierung im Bestand – Drei dafür und vier dagegen!

Brigitte Merk-Erbe (BG):

Das Klinikum und das für unsere Region wichtige Projekt Medizincampus brauchen Planungssicherheit und Verlässlichkeit. Über Jahre wurde das Sanierungskonzept beraten, in den Gremien beschlossen und mit der Staatsregierung abgestimmt. Mal davon abgesehen, dass gar kein Grundstück für einen Neubau zur Verfügung steht, müssten bei einer Änderung wohl erhebliche Fördergelder zurückgezahlt werden, eine Neuplanung würde zudem viel Zeit brauchen, in der das Klinikum immer weiter veralten würde. Zudem gefährdet die Diskussion auch den Medizincampus. Seit Jahren ringen wir um diesen, Anfang Februar vergangenen Jahres ist endlich der Startschuss gefallen. Die ersten Studierenden haben zum Wintersemester 2019/20 ihr Studium an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen begonnen. Nach vier Semestern – also im kommenden Jahr – werden sie für die klinische Ausbildung nach Bayreuth wechseln. Wer jetzt alles in Frage stellt, gefährdet das Klinikum ebenso wie den Medizincampus.

Thomas Ebersberger (CSU):

Eine Sanierung im Bestand hat den Vorteil, dass die Baumaßnahmen relativ bald beginnen können und eine Teilfinanzierung zugesagt ist. Nachteil: Die Sanierung auf Raten betrifft nur zirka 60 Prozent der Substanz und führt über viele Jahre zu erheblichen Einschränkungen im Klinik-Betrieb. Medizinstudenten werden auf einer Baustelle unterrichtet. Ein kompletter Neubau hat den Nachteil, dass sich aufgrund neuer Planungen der Baubeginn verzögern wird und die Finanzierung neu verhandelt werden muss. Vorteile: Ein prozessoptimierter Neubau, angepasst an die aktuellen Schwerpunkte moderner Medizin, ist schneller fertiggestellt und die Baukosten kalkulierbarer. Die Leistungserbringung wird nicht beeinträchtigt und Umsatzverluste vermieden. Eine Auswirkung auf den Medizincampus ist nicht zu sehen, da die Ausbildung erstmal in einem funktionierenden Krankenhaus und anschließend in einem optimierten Neubau erfolgt. Eine sinnvolle Nachnutzung für das aktuelle Klinikum mit seiner noch guten Gebäude-Substanz ist beispielsweise soziales, generationsübergreifendes Wohnen oder Reha-Einrichtungen – alles positive Impulse für die Entwicklung der Stadt. Seit Beginn der Planungen vor Jahren haben sich zu viele Änderungen ergeben, die Ausgangslage hat sich verschoben. Die Sanierung ist auf den ersten Blick der einfachere Weg, kommt die Bayreuther Bürgerinnen und Bürger am Ende jedoch sicher teuer zu stehen.

Andreas Zippel (SPD): Ein Neubau des Klinikums wäre schön: Alles unter einem Dach, moderneres Gebäude, integrierter Medizincampus – was Ebersberger aber vergisst: Wohin soll das „neue“ Klinikum uni- und autobahnnah gebaut werden? Wie soll man eine Finanzierung angesichts der Absage der Staatsregierung sichern? Wie lange soll es noch dauern? Unser Klinikum weiter ignorieren – wie es die Oberbürgermeisterin macht – ist aber auch keine Option! Stattdessen sollten wir die Arbeitsbedingungen und Abläufe des Personals verbessern. In Zeiten von Pflegefachkraft- und Ärztemangel bedarf es mutigeren Denkens – zum Beispiel mit Boni für kurzfristige Schichten oder Abgabe von Protokollierungsaufgaben, einer Digitalisierung der Arbeitszeiterfassung oder einem KITA-Angebot für Kinder von Eltern, die im Schichtdienst arbeiten. Das schaffen wir schon JETZT! Thomas Hacker (FDP): Bauen wir das Krankenhaus der Zukunft. Nach vielen Jahren der Diskussion und der Probleme am Klinikum Bayreuth, soll mit der weiteren Sanierung (die ja eigentlich ein phasenweiser Ersatzneubau ist) ein Schlussstrich gezogen werden. Geschäftsführer wurden verschlissen und Vertrauen verspielt. Gleichzeitig konnten mit dem Medizincampus Bayreuth und der beginnenden Ausbildung von jungen Ärzten wesentliche Meilensteine für Oberfranken erreicht werden. Es ist jetzt der Zeitpunkt die richtige Entscheidung für das Klinikum Bayreuth zu treffen. Mit der anstehenden Aufwertung des Passauer Klinikums und der Schaffung der Uniklinik Augsburg wäre Oberfranken der einzige Regierungsbezirk ohne eigene Uniklinik. Eine Uniklinik in Bayreuth könnte in der Nähe der Autobahn entstehen. Der Neubau wäre also die richtige Entscheidung für die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten in Bayreuth und Oberfranken. Und eine mutige Entscheidungen für das Bayreuther Krankenhaus der Zukunft. Klaus Wührl-Struller (Bündnis 90/Die Unabhängigen): Unbedingt eine Sanierung im Bestand. Zum einen haben wir kaum eine Wahl, weil auch der Freistaat als Geldgeber ganz klar auf diese Variante pocht. De facto handelt es sich ja ohnehin um einen – abschnittsweisen – Neubau. Zum anderen würde bei einem Neubau nicht nur eine erhebliche Fläche (die wir übrigens gar nicht haben) versiegelt. Dazu käme auch noch die komplette Verkehrserschließung: Neue Straßen, Parkplätze usw. und wir müssten eine zusätzliche Busanbindung schaffen. Das alles würde nochmals erhebliche zusätzliche Kosten und im Falle der Straßen auch weitere Flächenversiegelungen bedeuten. Außerdem ist es absolut nicht nachhaltig, ein Gebäude nach nicht einmal 40 Jahren Nutzung aufzugeben. Neubaueritis ist in keiner Weise klimafreundlich. Die Belastung für Personal und Patient*innen ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen. Hier kann aber eine vorausschauende Bauorganisation viele mögliche Nachteile bereits im Vorfeld vermeiden. Stefan Schuh, (Junges Bayreuth e.V.): Die Entscheidung für die Sanierung wurde bereits vor sechs Jahren getroffen. Jetzt mit träumerischen Fantasien von einem Neubau zu beginnen, ist nicht nur sinnlos, sondern gefährlich. Der Betrieb im Klinikum wäre in wichtigen Bereichen gefährdet. Bei der Gesundheit und dem Wohl der Patienten darf es keine Experimente geben! Schockierend ist die Intransparenz in der Führung des Klinikums. Entscheidungen werden von Aufsichtsgremien im Hinterzimmer getroffen. Verantwortlich- keit geht anders! Wir beim Jungen Bayreuth haben uns monatelang um Informationen bei der Aufsichtsratsvorsitzenden Merk-Erbe und dem ehemaligen Geschäftsführer bemüht, wurden jedoch immer abgewiesen. Für mich steht aber auch fest: Bei der Sanierung dürfen sich Kostenexplosionen, wie beim Friedrichsforum oder der Berufsschule, nicht wiederholen!“ Gert-Dieter Meier: (Die Unabhängigen): Grundsätzlich ist bei so gut wie allen Großprojekten eine Neubaulösung sinnvoller und kostengünstiger als eine Sanierung, weil im Bestand häufig böse Überraschungen lauern. Bei einem Klinikneubau inklusive Zusammenlegung zweier Standorte könnte man zudem den speziellen und modernsten medizinischen, hygienischen und logistischen Herausforderungen Rechnung tragen und Raumkonzepte und Hightech-Anforderungen auf den neuesten Stand bringen. Und es gäbe, anders als bei einer Sanierung, keine Belastungen und Störungen für Patienten und Personal über viele Jahre (Jahrzehnte?). Noch scheint die Sanierung nicht wirklich angelaufen zu sein. Weil die Diskussion Neubau/Sanierung nie transparent geführt wurde, gibt es meines Wissens leider auch keine verbindliche Gewissheit, ob nun ein Neubau gefördert werden würde und ob bei einem Neubau Zuschüsse zurückzuzahlen wären. Deshalb müssen endlich mal alle Fakten auf den Tisch, bevor ich die Frage Sanierung oder Neubau wahrhaftig beantworten kann. Die Zeit für diese Diskussion sollten wir uns angesichts der Bedeutung dieses Jahrhundertprojekts nehmen.


Von Roland Schmidt
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