Sie spielen die Rolle des Glauben in „Jedermann“. Wie interpretieren Sie Ihre Rolle?
Alma Rehberg: „Glaube ist Vertrauen“ – das hat mal jemand zu mir gesagt, und es berührt für mich eine tiefere Wahrheit. Es bedeutet für mich ein tiefes Vertrauen in das Unbekannte und in das Leben selbst. Der Tod ist in gewisser Weise ein großes Mysterium für uns – und diese Ungewissheit kann Angst auslösen. Für mich ist der Glaube, in seiner Essenz als Vertrauen, ein starker Wegweiser – so sehe ich auch die Rolle im Stück. Als Glaube sehe ich mich dort als wegweisend, urteilsfrei, aber auch ermahnend und vor allem als Erinnerung an die wahren Werte des Lebens. Der Glaube begleitet Jedermann in Momenten der Angst und des Zweifelns, um ihn zu stützen und ihm eine Perspektive über das Irdische hinaus zu geben, um dann, nach Hofmannsthal, das Menschenlos zu vollenden.

Was ist für Sie die größte Herausforderung bei der Produktion?
Alma Rehberg: Ehrlich? Das Essen. Ich ernähre mich vegan und glutenfrei, und das ist unterwegs nicht immer ganz einfach. Aber es findet sich natürlich immer etwas. Köstlich war zum Beispiel die heilsame Kürbissuppe von Frau Müller Echt Feines Zeug und das indische Essen vom Restaurant gleich gegenüber des Reichshofs. „Ist das jetzt Schleichwerbung?“ Ich hoffe, es ist in Ordnung, das zu erwähnen. Natürlich gibt es auch andere Herausforderungen, wie zum Beispiel, dass wir nur vier Probentage haben. Aber ich wusste immer, dass wir das schaffen würden. Wir haben einen fantastischen Regisseur und Produzenten, Nicolai Tegeler, der uns nicht nur kreativ führt, sondern auch menschlich ein stabiler Pol ist. Es ist wirklich etwas Besonderes, und es fühlt sich an wie eine große Familie, die alles erreichen kann. Ein Ensemble, das sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam etwas Wunderbares schaffen möchte – jeder Einzelne und alle zusammen.

Und was bereitet die größte Freude?
Alma Rehberg: Es gibt nicht nur eine einzige Sache, die mir Freude bereitet – es sind viele Dinge. Die Menschen, das Ensemble, die Zusammenarbeit, die gemeinsame Zeit zwischen den Proben und Aufführungen, die Vorstellungen selbst. Besonders die Momente auf der Bühne, in denen wir das Publikum berühren dürfen, sind unvergesslich. Gestern bei der Premiere hat uns das Publikum so viel zurückgegeben. Noch während ich diese Zeilen schreibe, spüre ich die Freude und tiefe Dankbarkeit dafür.

Nächsten Samstag geht ein großes Projekt zu Ende mit den drei Stationen in Weimar, Berlin und Bayreuth. Was steht bei Ihnen als nächstes an?
Alma Rehberg: Das ist tatsächlich leicht zu beantworten...  kurz und knapp: Urlaub! :)

Wie ist Ihr Eindruck von Bayreuth?
Alma Rehberg: Leider hatte ich während der Proben und Spielzeiten noch nicht die Zeit, mir Bayreuth näher anzusehen. Aber ich hatte das Glück, im Sommer letzten Jahres zwei Tage hier zu verbringen. Damals haben wir uns auch den Reichshof zum ersten Mal angesehen, einen Spaziergang durch den wunderschönen Hofgarten gemacht und uns von der Atmosphäre in den charmanten, historischen Straßen berühren lassen. Es gibt ja so viel Kultur und Geschichte hier ...

Alma Rehberg ist Schauspielerin, Choreographin und Körper- und Bewusstseinscoach. Im „Jedermann“ spielt sie den Glauben, verantwortet aber auch die Choreographie in dem Stück.