Der Bayerische Landtag und die Stiftung Bayerische Gedenkstätten erinnerten im Schloss Dachau an die Opfer des Nationalsozialismus. 80 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager lag der Fokus auf der Zeit nach dem Krieg: dem Neubeginn der Überlebenden, ihren Traumata, frühem Gedenken und dem Überleben selbst.
Das Schloss Dachau, bereits 1945 Ort für Gedenkfeiern, bot den Rahmen für die Veranstaltung. Zuvor legten Teilnehmer am Internationalen Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Dachau Kränze nieder.
Zu den Rednern gehörten Landtagspräsidentin Ilse Aigner, Ministerpräsident Markus Söder, Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann und David Husarek, Enkel des Überlebenden Dr. Paul Husarek. Sie erinnerten an das Leid und mahnten zu Verantwortung und Wachsamkeit.
Aigner kritisierte die Verzerrung der Geschichte in politischen Debatten und forderte eine ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Und die Landtagspräsidentin mahnte: „Seien wir ehrlich: Wir haben das Versprechen „Nie wieder!“ gebrochen. Umso mehr müssen wir jetzt – 80 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager – beweisen, dass wir dem „Nie wieder!“ wirklich gewachsen sind. Wir haben noch die Möglichkeit umzusteuern. Wir haben das Zeug dazu und wir haben die Verpflichtung dazu! Wehren wir uns gegen die Angreifer von außen und innen. Wehren wir uns gegen jede Form von Menschenverachtung. Wehren wir uns gegen jeden Extremismus. Wehren wir uns gegen ideologisches Denken, in dem alle morgen die „anderen“ sein können. Wenn wir schon das „Nie wieder“ nicht durchbringen können: Wehren wir uns gegen das `Immer wieder!´“
Söder warnte vor Antisemitismus und erinnerte an die Lehren aus Weimar: „Wir gedenken, wir erinnern, aber wir verlieren nie den Mut. Am meisten beeindrucken mich die Nachkommen und die Opfer des Nationalsozialismus, die bei uns leben. Ich möchte mich vor all den Überlebenden verneigen - vor ihrer Bereitschaft, zu verzeihen. Weimar war kein Einzelereignis. Weimar war eine Entwicklung. Wir dürfen nie zu müde und zu schwach sein, uns gegen Antisemitismus zu stellen. Für mich ist klar: Es geht da um alles! Jeder Schritt, den wir weichen, ist ein Stück Schwäche. Und diese Schwäche dürfen wir uns nicht leisten.“
Stiftungsdirektor Karl Freller würdigte die Überlebenden, die 1945 mit beeindruckendem Mut das Internationale Lagerkomitee gründeten. Er betonte die Bedeutung von Erinnerung als Verpflichtung für die Gesellschaft.
Dachaus Oberbürgermeister Hartmann erklärte, die Stadt trage dauerhaft Verantwortung für die Geschichte. David Husarek appellierte, die Erinnerungen der Zeitzeugen lebendig zu halten und eine aktive Erinnerungskultur zu pflegen.
Unter den Gästen waren prominente Überlebende wie Charlotte Knobloch und Abba Naor sowie Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Kirche. Die musikalische Begleitung gestalteten Linda Schenk und das Duo Modéré mit Sängerin Shary Osman.
Der jährliche Gedenkakt erinnert nicht nur an die Vergangenheit, sondern ermahnt die junge Generation, Unrecht zu verhindern und Verantwortung zu übernehmen.