Kluges Antikriegsstück
Den Residenztagen sei Dank: die Studiobühne Bayreuth konnte auf Einladung der Bayerischen Schlösserverwaltung Einzug halten in den berühmten weißen Saal in Schloss Fantaisie und dort einen ihrer Evergreens aufführen - das Stück “Der Legationsrat, Jean Paul und die Rollwenzelin”. Den Text für das gut einstündige Zweipersonenstück (Conny Trapper als legendäre Wirtin und Gordian Beck als Dichter) hatte der Bayreuther Mundartexperte Eberhard Wagner vor 40 Jahren verfasst. Erfolgreich ist “Der Legationsrat” aus mehreren Gründen. Erstens portraitiert das Stück gekonnt den kapriziösen und 1825 in Bayreuth gestorbenen Schriftsteller Jean Paul, zweitens gefällt den Zuschauern die Figur der Rollwenzelin, die wie ein Bayreuther Original in Erscheinung tritt und drittens hat das Stück bisher nicht an Aktualität verloren. Denn der lebhafteste Teil widmet sich Jean Pauls klugen Erklärungen gegen Krieg und Gewalt.
Erst Theater, dann ein Museumsrundgang
Für Besucher von Schloss Fantaisie ist der weiße Saal mit seinem Stuckdekor eine Augenweide. Wer den Blick schweifen lässt, erkennt in der Ausgestaltung ideenreiche Bezüge zu den Jahreszeiten. Die Wandfelder dagegen zeigen Götter, die in Verbindung zu den unterschiedlichen Vegetationszeiten des Jahres stehen. Die Raummitte dominiert ein glamouröser, klassischer Kronleuchter. Der weiße Saal scheint auch aufgrund seiner Akustik ideal für Konzerte, Theater und Lesungen zu sein. Üblicherweise verlangt die Schlösserverwaltung eine Tagesmiete von 800 Euro. Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Ermäßigung möglich. Zu den Residenztagen, die heuer unter dem Motto “Paradies auf Erden” standen, dürfte für die Studiobühne eine Sonderregelung gegolten haben.
Gelohnt hat sich der Programmpunkt in Eckersdorf auf jeden Fall. Fast 100 Besucher waren am Sonntagvormittag gekommen. Die Eintrittskarte galt nicht nur für das Theaterstück, sondern auch für einen Besuch des Gartenbaumuseums im gleichen Gebäude.