Der Sommerempfang der Oberfränkischen Handwerkskammer fand in der Orangerie der Eremitage statt, einem Prachtbau früherer Handwerkskunst. Ehrengast und Festredner der Veranstaltung war der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Die Veranstaltung markierte das 125-jährige Jubiläum der bayerischen Kammern. Neben Ministerpräsident Söder waren zahlreiche Repräsentanten des Handwerks sowie kommunale und politische Vertreter anwesend.
„Obwohl die oberfränkische Organisation nicht 1900, sondern erst ein Jahr später gegründet wurde, feiern die Oberfranken gemeinsam mit, um als starke Einheit für politische Interessenvertretung wahrgenommen zu werden“, erklärte Präsident Matthias Graßmann. Anlässlich des Jubiläums wurde ein Imagefilm und eine Dokumentation erstellt, die sowohl eine Rückschau als auch einen Blick in die Zukunft bieten.
Die erfolgreiche Geschichte der Kammern basiert auch auf dem ehrenamtlichen Engagement der Kreishandwerks- und Obermeister sowie der Mitglieder in Prüfungsausschüssen. „Nur so funktioniert eine erfolgreiche Selbstverwaltung“, betonte Graßmann.
Ministerpräsident Söder hob die Bedeutung der beruflichen Bildung hervor, die im Handwerk möglich ist. Es ärgere ihn, wenn der Wert der beruflichen Bildung im Vergleich zur universitären Ausbildung nicht ausreichend erkannt werde.
Markus Söder äußerte auch Kritik an der Krisenbewältigung der Bundesrepublik. Es fehle an wirtschaftlicher Motivation. In Bayern liege die Investitionsquote bei 15 Prozent, wovon auch das Handwerk profitiere. „Mittelstand stärken, Handwerk stärken, dann kommt die Wirtschaft in Schwung und dem Land geht es gut“, sagte er. Er verteidigte zudem die Autoindustrie und hob die wirtschaftliche Bedeutung der Branche für oberfränkische Zulieferer hervor: „In ländlichen oberfränkischen Regionen wird es noch lange dauern, bis die U-Bahn fährt. Auch mit dem Lastenfahrrad kommt man nicht überall hin. Wir sind auf das Auto angewiesen“, sagte er. Er zog auch eine Parallele zum Sport: „Nicht über den Schiedsrichter jammern, sondern selber was tun und angreifen. So wird das Land wieder stark.“
Viele Handwerksbetriebe sind Familienbetriebe. Markus Söder bezeichnete die Erbschaftssteuer bei Betriebsübergängen als unfair, da bereits versteuertes Einkommen nochmals besteuert werde. Es gebe Fälle, in denen Eigentum verkauft werden müsse, um die Steuer zu bezahlen. Konzerne dürften nicht bessergestellt werden als mittelständische Familienbetriebe.
Auch HWK-Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer, selbst zehn Jahre als Geschäftsführer auf Seiten der freiwilligen Handwerksorganisation tätig, lobte den Einsatz der Ehrenamtlichen. Sie seien das sichtbare Fundament der Handwerkskammer. Er freue sich, dass handwerkliche Leistung inzwischen wieder wertgeschätzt werde.