Veröffentlicht am 12.02.2025 15:31

Ein Projekt voller Herausforderungen

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Die Sanierung der Stadthalle, jetzt Friedrichsforum, sprengt jeden Kostenrahmen. Die ursprünglich geplanten 55 Millionen Euro haben sich mittlerweile fast verdoppelt und liegen geschätzt bei über 100 Millionen Euro.

Im April 2015 stimmte der Stadtrat für eine umfassende Sanierung, die sogenannte „große Lösung“, des historischen Gebäudes, das auf die Zeit der Markgräfin Wilhelmine zurückgeht. Dieser Beschluss wurde im November desselben Jahres bestätigt. Ein Bürgerentscheid 2016, der eine abgespeckte Variante forderte, scheiterte. Im Mai 2017 starteten die Arbeiten offiziell. Waren die Beweggründe damals eher emotional als zweckmäßig? Wir fragten nach, beim Oberbürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger: „Rückblickend gesehen, hätte man vieles anders machen können. Dennoch mussten wir das historische Gebäude zukunftsfähig gestalten und einer neuen Nutzung zuführen. Letztendlich ist die gefundene Lösung gut. Ein Fehler war der zu schnelle Start des Projekts. Architektenverträge und eine fundierte Planungsbasis fehlten. Das betrift vor allem die technischen Anlagen, für die alleine zirka 40 Millionen Euro Kosten anfallen. Die Technik muss aufgrund der Gebäudestruktur über das gesamge Haus verteilt werden.

Stefan Specht (CSU)verteidigt die „große Lösung“ als notwendiges multifunktionales Zentrum für Konzerte, Opern und Kongresse. Aber auch er sieht erhebliche Fehler, bei Vertragsabschlüssen und der Projektsteuerung. Er bedauert das Scheitern des gemeinsamen Projekts „Kongresszentrum“ an der Kulmbacher Straße, mit der Brauereifamilie Maisel im Jahre 2012. Die damalige Oberbürgermeisterin hat das Projekt erfolgreich hintertrieben.

Thomas Bauske (SPD) wirft der damaligen Oberbürgermeisterin und dem damaligen Stadtbaudirektor Fehler vor, die zu den hohen Kostensteigerungen geführt haben. Die SPD-Stadtratsfraktion hatte zu Beginn der Diskussion eine Lösung mit hohen Einsparungen angestrebt. Deshalb schlugen sie unter anderem den Abriss des kleinen Hauses vor. Für die Stadthalle favorisierten sie einen Neubau, bei dem die alte Fassade am Jean-Paul-Platz erhalten geblieben wäre. Trotzdem unterstützte die SPD Entscheidungen wie die Erhöhung des Portals im Großen Haus und die Drehbühne, um das Friedrichsforum zu einem vielseitigen Kulturort zu machen. Unter Oberbürgermeister Ebersberger habe sich die Situation jedoch nicht verbessert. Man vermutet, dass das Projekt demnächst im Schwarzbuch der Steuerzahler auftauchen wird.

Sabine Steininger (Die Grünen) sieht die Modernisierung als alternativlos, kritisierte aber spätere kostentreibende Entscheidungen, wie die Erhöhung des Portals und der Einbau einer Drehbühne. Umfangreiche Umplanungen und bauliche Anpassungen, haben die Kosten erheblich in die Höhe getrieben.

Stephan Müller (BG)wies darauf hin, dass die „abgespeckte“ Sanierungsversion keine Mehrheit fand, da nur die „große Lösung“ mit 75 Prozent Zuschüssen des Freistaats gefördert wurde.

Christopher Süss (JB) nannte die Sanierung ein „Trauerspiel“ und bemängelte das Fehlen eines Puffers für unvorhergesehene Kosten. Bereits damals hatte seine Fraktion gegen die umfangreiche Variante gestimmt und vor Problemen gewarnt. Die lange Zeit der Schließung der Stadthalle sei ein erheblicher Einschnitt in das kulturelle Leben der Stadt.

Blick nach vorne
Im Herbst 2025 soll das Friedrichsforum endlich übergeben werden. Erste Probeveranstaltungen sind ab 2026 geplant, bevor im Sommer desselben Jahres die feierliche Eröffnung folgen soll. Ziel ist es, das Haus zu einem kulturellen Treffpunkt für alle Bayreuther zu machen. Ein vielfältiges Programm soll das Interesse der Bevölkerung wecken – von Pop- und Klassikkonzerten, bis hin zu Dramen, Bällen und Kongressen. Das dies gelingen muss, darüber sind sich alle Beteiligten einig.

Chronik der Entscheidungen
2015 beschloss der Stadtrat eine umfassende Sanierung, die sogenannte „große Lösung“. Ein Bürgerentscheid, der eine abgespeckte Variante durchsetzen wollte, scheiterte 2016. Die Mehrheit der Bayreuther stimmte für das ambitionierte Vorhaben. Im Mai 2017 starteten die Bauarbeiten offiziell. Damals sollte das Projekt bis Ende 2019 abgeschlossen sein. Heute ist ein Abschluss erst Herbst 2025 realistisch.

Gebäude mit Geschichte
Die Stadthalle hat eine wechselvolle Vergangenheit. Teile des Gebäudes stammen aus dem 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurden Reithalle und Ställe ergänzt. In den 1960er-Jahren erhielt die Halle einen Bühnenturm. Der Bayreuther Architekt Hans Reissinger gestaltete das Gebäude, in den 1930er-Jahren im Auftrag der Nationalsozialisten, um. Vor der Sanierung zahlte die Stadt 100.000 Euro an Reissingers Erben, um Urheberrechtsansprüche zu vermeiden.

Probleme und Kritik
Neben steigenden Baukosten gibt es weitere Herausforderungen: Die Tiefgarage „Geißmarkt“ wurde 2016 wegen Baufälligkeit geschlossen. Im Mai 2017 sicherte sich die CONTIPARK Unternehmensgruppe für 50 Jahre das Erbbauchrecht an Tiefgarage und Parkplatz. Nach einer gründlichen Sanierung stehen wieder 133 Stellplätze auf zwei Ebenen in der Tiefgarage zur Verfügung. Wenn die Arbeiten am Friedrichsforum abgeschlossen sind, nochmals 97 Stellplätze auf dem darüber befindlichen Parkplatz. Für ein modernes Veranstaltungszentrum sind diese Kapazitäten kaum ausreichend.

Ein Projekt voller Herausforderungen
Die Sanierung der Stadthalle steht immer noch vor großen Herausforderungen. Für die Bürgerinnen und Bürger bleibt es weiterhin ein emotionales Thema – und für die Stadt ein finanzielles Sorgenkind.


Von Gabriele Munzert
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