Veröffentlicht am 05.02.2024 15:45

Platznot: Bayreuther Gymnasien schlagen Alarm

Geringe Kapazitäten, dafür große Sorgen um ihre Schulen: von links die Schulleiter Franz Eisentraut (GCE), Ursula Graf (RWG) und Martin Schmidt (WWG) bei einer Medienrunde mit der Bayreuther Rathausführung. (Foto: Lenkeit)
Geringe Kapazitäten, dafür große Sorgen um ihre Schulen: von links die Schulleiter Franz Eisentraut (GCE), Ursula Graf (RWG) und Martin Schmidt (WWG) bei einer Medienrunde mit der Bayreuther Rathausführung. (Foto: Lenkeit)
Geringe Kapazitäten, dafür große Sorgen um ihre Schulen: von links die Schulleiter Franz Eisentraut (GCE), Ursula Graf (RWG) und Martin Schmidt (WWG) bei einer Medienrunde mit der Bayreuther Rathausführung. (Foto: Lenkeit)
Geringe Kapazitäten, dafür große Sorgen um ihre Schulen: von links die Schulleiter Franz Eisentraut (GCE), Ursula Graf (RWG) und Martin Schmidt (WWG) bei einer Medienrunde mit der Bayreuther Rathausführung. (Foto: Lenkeit)
Geringe Kapazitäten, dafür große Sorgen um ihre Schulen: von links die Schulleiter Franz Eisentraut (GCE), Ursula Graf (RWG) und Martin Schmidt (WWG) bei einer Medienrunde mit der Bayreuther Rathausführung. (Foto: Lenkeit)

Es sei „sicherlich eine wichtige Sache”, sagt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, als er am Montagnachmittag (5. Februar 2024) auf die immer geringer werdenden Kapazitäten an Bayreuther Gymnasien zu sprechen kommt. Umringt wird er dabei von den Schulleitern Franz Eisentraut (GCE), Ursula Graf (RWG), Martin Schmidt (WWG), Christian Kramer (GMG) und Elisabeth Götz (MWG). Deren Mienen verheißen nichts Gutes. Aus ihren Mündern kommen Worte wie „dramatisch” oder „überbelegt”.

Franz Eisentraut wird dabei besonders deutlich. Denn: Die Schülerzahlen an den Gymnasien steigen. Die Schulen sind teils schon überbelegt. Und die Wahl der weiterführenden Schule wird für Kinder und Schüler bald keine geritzte Sache mehr sein - sowohl für die Kinder aus der Stadt als auch aus dem Landkreis Bayreuth.

Bayreuth: Gymnasien voll bis auf den letzten Platz

Erfolgten zuletzt noch 500 Anmeldungen für die 5. Klassen, werden es zum Schuljahr 2026/27 wohl 620 sein. 120 Schüler mehr. Diese Prognose stellt 3. Bürgermeister Stefan Schuh, zuständig für den Bereich Schulen. Und GCE-Direktor Franz Eisentraut nennt eine aktuelle Übertrittsquote an Bayreuther Schulen von 40 Prozent. „Steigt die Quote um zwei Prozent, haben wir gleich wieder eine Klasse mehr an den fünf Schulen.” Und Martin Schmidt, Schulleiter des WWG verweist darauf, dass die Umstellung auf G9 ziemlich sicher vorher 15 weitere Klassen in die fünf Schulen spülte. Macht im Schnitt drei an jedem Gymnasium. Christian Kramer, Direktor des GMG, sagt: „Das zurückkommende G9 setzt immer mehr auf Individualisierung. Dafür braucht man eben mehr Räume.”


Der steigende Platzbedarf steht zu allem Überfluss noch in krassem Gegensatz zum Sanierungsstau an Bayreuther Schulen. Das RWG muss auf seinen lang ersehnten Neubau weiter warten, dort nahm man unlängst sieben modulare Klassenzimmer in Betrieb. Auch beim WWG muss dringend saniert werden.

Gymnasien in Bayreuth überbelegt

Franz Eisentraut und seine Schulleitungskollegin Elisabeth Götz (MWG) bekennen frei, dass ihre Schulen längst überbelegt seien. 750 statt geplanter 550 seien es am GCE. „Keine Bibliothek und Stuhllager, dafür nett und kuschelig”, beschreibt Eisentraut die Situation ironisch. Am MWG waren es mal 500 Schüler. Waren. Aktuell sind es circa 850.

„Wir wollen in Bayreuth weiter eine breitgefächerte Schullandschaft anbieten können”, sagt Schulbürgermeister Schuh. „Eine, die den Neigungen der Kinder entspricht.” Deshalb diskutiert man im Bayreuther Rathaus unterschiedliche Lösungsansätze. Einen davon benennt er konkret: Kinder, die an eines der Bayreuther Gymnasien übertreten möchten, müssen bei der Anmeldung bald einen Alternativschule angeben. 2024/25 noch nicht, aber wohl im Jahr darauf wird es so weit sein. Mit Aufnahme des MWG (hier ist der Freistaat verantwortlich) ist die Stadt Sachaufwandsträger aller Schulen. Dort würde man sich allerdings lieber auf das Bauliche konzentrieren. Dass solch eine „Alternativschule” nicht die Platznot auf einen Schlag löse sei klar, sie löst auch nicht das Kernproblem. Aber wer nicht auf seine Lieblingsschule komme und einen Zweitwunsch im Petto habe, könne dazu beitragen, das Problem abzufedern - und selbst in den kommenden neun Schuljahren wenigstens nicht an einer völlig falschen Schule sein.

Nur 40 Prozent der Schüler aus dem Bayreuther Stadtgebiet

Oberbürgermeister Ebersberger ergänzt: Lediglich 40 Prozent der Schüler kämen aus dem Bayreuther Stadtgebiet, die Mehrheit von außerhalb. Man suche deshalb auch den Austausch mit dem Landkreis, um auch den bei der baulichen Ausstattung mit integrieren, sprich: in die Pflicht nehmen, zu können. Vorgaben vom Kultusministerium gebe es dafür jedoch keine.

Bei der Stadt Bayreuth sind weitere modulare Klassenzimmer, so wie beim RWG, denkbar. Keine Gedanken sind verboten. So ist derzeit auch nicht kategorisch auszuschließen, dass solche Unterrichtseinheiten vom Schulgebäude räumlich getrennt entstehen könnten. Oder dass sie gar von mehreren Schulen parallel genutzt werden könnten. Dem Gegenargument, dass sich das negativ auf die Unterrichtsqualität auswirken könne, will niemand entschieden widersprechen. Recht scheint, was hilft - auch wenn es andere Nachteile mit sich bringen könnte. Schulreferentin Manuela Brozat kündigt zudem eine Bedarfsanalyse an. Die soll bis Herbst 2024 fertig sein.

Bedarfsanalyse Bayreuther Schulen lieber jetzt als gleich

GCE-Schulleiter Eisentraut dauert das zu lange. „Ein solches Ergebnis bräuchten wir in zwei Wochen!” Morgen oder gar heute wäre ihm noch lieber. Er mahnt zügig realistische Lösungen an. Die Gründe für die vollen Schulen seien vielschichtig. Rückkehr zum G9, ein leichter Geburtenanstieg, höhere Übertrittsquoten. Er spannt den Bogen in den Stadtrat als gewähltes Gremium. „Jeder, der im Bayreuther Stadtrat sitzt, ist in der Pflicht und trägt Verantwortung für unsere Schulen.”

Wenige Minuten vorher nennt Ebersberger die Sanierung der Graserschule, der Meyernberg-Schule oder der Albert-Schweitzer-Schule als Beispiele, die der Rat ebenfalls beschlossen hat. „Dazu kommt seit letztem Jahr der Bau der Berufsschule I. Dort muss die Stadt Bayreuth aller Voraussicht nach rund 80 Millionen Euro selbst bezahlen” - bei Gesamtkosten von rund 135 Millionen Euro. Man müsse breitgefächert vorgehen und mitunter auch notwendige Arbeiten an den Schulen minimieren. Einem Entspannen der besorgten Mienen seiner Sitznachbarn war das beileibe nicht zuträglich.


Von Jürgen Lenkeit
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