Veröffentlicht am 12.01.2025 13:55

Erzbistum Bamberg zeigt „Leidenschaft für das Klima“

Vertreter der Pfarrei Hannberg mit Erzbischof Herwig Gössl, Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg (Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg/Dominik Schreiner)
Vertreter der Pfarrei Hannberg mit Erzbischof Herwig Gössl, Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg (Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg/Dominik Schreiner)
Vertreter der Pfarrei Hannberg mit Erzbischof Herwig Gössl, Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg (Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg/Dominik Schreiner)
Vertreter der Pfarrei Hannberg mit Erzbischof Herwig Gössl, Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg (Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg/Dominik Schreiner)
Vertreter der Pfarrei Hannberg mit Erzbischof Herwig Gössl, Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg (Foto: Pressestelle Erzbistum Bamberg/Dominik Schreiner)

Unter dem Motto „Leidenschaft für das Klima“ lud das Erzbistum Bamberg in Fürth zu seinem Neujahrsempfang ein. Erzbischof Herwig Gössl erinnerte in seiner Ansprache am Samstag an die Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus, die vor zehn Jahren veröffentlicht wurde. Die Festrede hielt die Augsburger Moraltheologin Prof. Kerstin Schlögl-Flierl, die in ihrem Vortrag dazu aufrief, „von der Hoffnung ins Handeln“ zu kommen.

Erzbischof Gössl stellte fest, dass die Sensibilität für den Klimaschutz in den vergangenen zehn Jahren stetig gewachsen sei. Derzeit sehe er die Menschheit jedoch an einem Scheidepunkt: „Eine Mehrheit ist heute bereit, Klimaschutzprogramme zugunsten einer florierenden Wirtschaft zurückzufahren und die Verantwortung für die Schöpfung als Luxusproblem zu begreifen.“ Obwohl die Folgen des Klimawandels immer stärker spürbar seien, scheine der Enthusiasmus, sich für eine Begrenzung der Erderwärmung einzusetzen, deutlich abgekühlt zu sein. „In den Diskussionen wird diese Problematik, die letztlich eine Überlebensfrage der Menschheit ist, immer öfter in Gegensatz gebracht zu der ebenfalls bedeutenden, aber dem Einzelnen wesentlich näher liegenden Frage nach der wirtschaftlichen Entwicklung, dem eigenen Arbeitsplatz und dem erworbenen Wohlstand“, so Gössl.

Papst Franziskus sieht in der Schöpfungsverantwortung eine zentrale soziale Frage, die für das Überleben der Menschheit von besonderer Priorität ist. „Jeder von uns muss sich in gewisser Weise für die Zerstörung verantwortlich fühlen, der unser gemeinsames Haus ausgesetzt ist“, zitierte Gössl den Papst. Dabei bezog er sich nicht nur auf die Umweltverschmutzung, sondern auch auf die unmenschliche Behandlung von Migranten, Desinformation und die Ablehnung jeglicher Form von Dialog. Es seien kulturelle und strukturelle Veränderungen notwendig, um einen nachhaltigen Wandel zu erreichen.

„Der Kern der christlichen Botschaft“, so Gössl, „hängt eng mit unserer sozialen Verantwortung und der Umsetzung konkreter Schritte zusammen, auch im Hinblick auf globale Herausforderungen.“

Professorin Schlögl-Flierl stellte in ihrer Rede fest, dass das zunehmende Wissen über den Klimawandel und die auch in Deutschland spürbaren Folgen bei vielen Menschen ohne Konsequenzen für ihr Handeln blieben. Als Beispiel nannte sie das Einkaufen im Biomarkt mit dem SUV. Im Kontext der Klimakrise werde Verantwortung gerne von einem Akteur zum nächsten geschoben, ohne dass eine Handlung in Gang komme. Mit der Frage der Klimaverantwortung habe sich im vergangenen Jahr auch der Deutsche Ethikrat befasst, in dem sie Mitglied ist. „Es wird anerkannt, dass Einzelpersonen sehr wohl Verhaltensänderungen zeigen müssen, eine moralische Mitwirkungspflicht haben, aber dabei kein moralisches Heldentum verlangt werden darf.“ Vielmehr müssten auf allen Ebenen die Akteure zusammenarbeiten, wodurch es zu einem sachlichen und konstruktiven Diskurs auf den verschiedenen Ebenen kommen müsse. Sie rief zu einer „lösungsorientierten Kommunikation“ auf: Politiker und Medien sollten weder überzogenen Alarmismus zeigen noch die Probleme verharmlosen. „Das Hinauszögern wirksamer Schritte ist aus Gründen der intergenerationellen Gerechtigkeit ethisch nicht zu rechtfertigen“, sagte die Professorin und forderte Handeln „jetzt und hier“.

Die katholische Kirche bringe vielfältige Impulse in den Diskurs ein. Auch 2023 habe Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben „Laudate Deum“ den aktuellen Zustand der Debatte rund um den Klimawandel angeprangert. Konkret schlug die Inhaberin des Lehrstuhls für Moraltheologie der Universität Augsburg vor, dass Privatpersonen beim Umweltbundesamt Anregungen einholen könnten, wie sie ihren Alltag Schritt für Schritt klimafreundlicher gestalten können. Dies sei in den Bereichen Energie, Reinigung und Ernährung mit einfachen Maßnahmen in jedem Haushalt möglich. Als Beispiele nannte sie das Reduzieren der Zimmertemperatur, das Trinken von Leitungswasser und den Verzehr von weniger tierischen Lebensmitteln. Beim Klimawandel gehe es um kleine Schritte. Jedes Handeln müsse auf seine „Enkeltauglichkeit“ überprüft werden.

Der Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung würdigte in seinem Grußwort das Engagement der Kirche in der Gesellschaft. Zwar könne die Kirche Kindergärten und Seniorenheime betreiben wie andere auch, doch das Kernanliegen der Kirche sei die Verkündigung der frohen Botschaft.
Der Empfang in der Fürther Stadthalle wurde musikalisch von der Musikgruppe „Patchwork“ der Musikschule Fürth unter der Leitung von Jan Hembacher gestaltet. Zu den Gästen zählten neben dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft.


Von Onlineredaktion
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