Auf der Neubürg haben die Kinder sichtlich ihr Vergnügen

Die Sicht ist weit, das Wetter herrlich. Einen Tag nach Frühlingsanfang hat es schon um elf Uhr 16 Grad auf der Neubürg. Auf einer der höchsten Erhebungen der Fränkischen Schweiz braucht es keine warmen Jacken mehr. Die fast 40 Schüler aus dem tschechischen Marienbad und der Christian-Sammet-Schule in Pegnitz benötigen sie sowieso nicht. Denn die Sechstklässler wuseln permanent umher, machen gemeinsame Spiele, haben sich fast auf dem ganzen Hochplateau des höchsten Berges der Fränkischen Schweiz verteilt. Eine gemeinsame Brotzeit hat´s auch schon gegeben. Es herrscht Leben auf der Neubürg. Von irgendwelchen Berührungsängsten zwischen deutschen und tschechischen Kindern ist nichts zu spüren.

Das Neubürg-Aktion wird von öffentlichen Geldern unterstützt

Um 12 Uhr wird´s dann aber doch etwas ruhiger und ernster. Die Prominenz nämlich taucht auf, wie es ein Betreuer formuliert. Will heißen: es nähern sich zwei dunkel gekleidete Männer, die sich schließlich als Landrat Florian Wiedemann und Mistelgaus Bürgermeister Karl Lappe entpuppen. Beide geben eine kurze Pressekonferenz – sogar das Fernsehen ist erschienen - und lassen sich von den Betreuern sowie den Kindern über den genauen Verlauf des Vormittags informieren. Die Infos sind wichtig, denn der Vormittag auf der Neubürg wird von öffentlichen Geldern finanziert, vom deutsch-tschechischem Staatsfond und vom Bundesprogramm “Demokratie leben”. Die Gelder verfolgen einen klaren Zweck.

Kunst und Kultur als Instrument für ein zukünftiges Miteinander

Deutschland und Tschechien teilen sich eine über 800 Kilometer lange Staatsgrenze. Mehr Nachbarschaft geht eigentlich gar nicht. Nur: wie kann man Kontakte stetig verbessern, noch vorhandene Schranken abbauen und vielleicht sogar Freundschaften entwickeln? Ein Mittel könnte sein, woran sich seit etwa drei Jahren die Region Marienbad und der Landkreis Bayreuth versuchen. Gefördert wird eine Zusammenarbeit zwischen tschechischen und deutschen Schülern und zwar in den Bereichen Kunst und Musik. Am schönsten formuliert den Kern der Sache an diesem Vormittag Brigida Janner-Acero von der Regionalen Entwicklungsagentur: “Gerade die Kinder sind unsere Zukunft. Das sind diejenigen, die Tschechien und Deutschland in Zukunft zusammenbringen werden.” Um die Sprachhindernisse weiß Frau Janner-Acero, fügt aber hinzu: “In dem Moment, wo wir mit Kunst oder Musik zusammenkommen, fallen diese Barrieren. Kinder sind da unkompliziert.”

Gemeinsames Kunstprojekt in der Kreidespirale

Bei der Pressekonferenz dürfen dann auch die Klassensprecher aus Marienbad (mit Dolmetscherin) und Pegnitz ihre Erlebnisse auf der Neubürg kurz schildern. Die gemeinsame Erkenntnis: es hat Spaß gemacht, wir haben viel gelernt. Das Kunstprojekt, das die Kinder auf der Neubürg gemeinsam gestalteten, bestand darin, erstmal von jedem Schüler ein Foto zu machen, es dann auf ein selbstgebasteltes, kleines Haus aus Pappkarton zu kleben und das Ganze an einer dünnen, kurzen Stange zu befestigen. Die Stangen haben die Kinder in den Boden gesteckt, entlang einer mit Kreide auf die Wiese gezeichneten Spirale. Neben die Stangen durften dann Alle eine kleine Blumenzwiebel verbuddeln. Nun kann man das interpretieren, aber Verbundenheit und Miteinander treffen es als Assoziation schon ganz gut.