Mobilität in der Stadt – das bedeutet mehr als nur Autos auf der Straße. Sie findet auf Gehwegen, Radwegen und Stadtplätzen statt. Dabei geht es um alle Menschen, egal welchen Alters oder welcher Mobilität. Deshalb zählen Themen wie Barrierefreiheit, die Qualität des öffentlichen Raums und die Verkehrssicheit eine Rolle.
Zweiter Bürgermeister Dr. Andreas Zippel treibt die Verkehrswende in Bayreuth voran. In einem Gespräch mit der Sonntagszeitung/inbayreuth hat er sein Konzept erläutert und dokumentiert, wie tief er sich in das Thema eingearbeitet hat.
Seine Visionen werden Zeit brauchen, um ganz oder teilweise verwirklicht zu werden – möglicherweise sind einige Ideen bis dahin schon wieder obsolet. Das Gesamtkonzept wirkt jedoch stimmig. Seine Strategie basiert auf einem 20 Jahre alten Verkehrsentwicklungsplan, dem der damalige Zustand und die Ergebnisse aus Verkehrsuntersuchungen sowie Haushaltsbefragungen zugrunde liegen.
„Künftige Mobilität verfolgt besondere Ziele. Der Verkehr muss flüssig und sicher sein. Öffentliche Räume müssen hochwertig genutzt und barrierefrei gestaltet werden. Wir müssen den Verkehr auch unter Klimaschutzaspekten betrachten und alle Verkehrsteilnehmer gleich behandeln: Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV-Nutzer. Die frühere Entscheidung, einen Stadtkernring zu bauen, ist zu einer Zeit getroffen worden, als man Verkehr noch zugelassen hat“, so Andreas Zippel, „heute würde man sicher anders planen.“
Zentrale Punkte seiner Pläne sind 30er-Zonen in Wohngebieten, inklusive neuer Parkregelungen und einer Optimierung des Busverkehrs. Dafür sollen Linienführung und Taktungen der Busse neu überdacht werden. „Aktuell fährt ein Bus immer dieselbe Strecke hin und zurück“, erklärt Zippel. „Wir denken darüber nach, ob wir gerade für die Fahrten in Gewerbegebiete unterschiedliche Routen für Hin- und Rückwege brauchen, um Berufspendlern besser gerecht zu werden. Für das Klinikum zum Beispiel, muss der Busverkehr so getaktet sein, dass Schichtarbeiter rechtzeitig ankommen. „Wer um sechs Uhr zur Arbeit beginnt, muss eben schon vorher da sein – und nicht erst um sechs!“ Ein gutes Angebot zu schaffen sei entscheidend. „Ob es dann genutzt wird, ist eine andere Frage.“
Eine weitere Aufgabe: Die Umsetzung gesetzlicher Maßnahmen wie Barrierefreiheit im Busverkehr. An Bushaltestellen, die ohnehin umgebaut werden, wird die Barrierefreiheit bereits jetzt schon umgesetzt. Dazu gehört auch, die Frequenz von Haltestellen zu prüfen, um sie dann entsprechend mit Witterungsschutz und Sitzgelegenheiten auszustatten.
Wenn man vom Ist-Stand ausgeht, muten seine Vorschläge nach digitalen Anzeigen, Lautsprecheransagen und Echtzeiterfassung von Verkehrsdaten an den Bushaltestellen, fast schon futuristisch.
Auch zur Verzahnung mit den Landkreisgemeinden hat Andreas Zippel Vorschläge. Als gutes Beispiel nennt er die bereits eingeführten 30 Minuten-Takt-Busverbindung einzelner Gemeinden in die Stadt. Für eine optimale Lösung der Schnittstellen müssten hier zahlreiche Verhandlungspartner an den Tisch: Die Stadt Bayreuth, die Stadtwerke, das Landratsamt, betroffene Gemeinden und Subunternehmer, die Buslinien bedienen.
Mobilität endet nicht beim Busverkehr. Auch für Autofahrer sollen Park&Ride-Flächen an den großen Einfallstraßen und Autobahnanschlüssen geschaffen werden. Hier gibt es jedoch noch Herausforderungen: Geeignete Flächen sind zu finden und eine Anbindung sicherzustellen, damit Pendler schnell dahin kommen, wo sie müssen. In diesen Fragen braucht es eine Abstimmung mit dem Landratsamt.
Ein weiteres Anliegen ist die Sicherheit für Radfahrer. Dazu gehört die klare Abgrenzung zum Autoverkehr. Sein Vorschlag: Weitere Fahrradstraßen schaffen, wie die Pottensteiner Straße, deren Ausgestaltung er aber in einem Atemzug als Paradebeispiel nennt, wie man es nicht macht. „Wenn Fachleute eine klare Empfehlung zur Gestaltung einer Straße abgeben, hat das seinen Grund. Sich politisch über diese Empfehlungen hinwegzusetzen, ist der falsche Weg.“ Auch die Zeppelinstraße sei offiziell eine Fahrradstraße, sehe aber nicht danach aus.
Im Dezember wird der Stadtrat über einen neuen Nahverkehrsplan abstimmen.