Dr. Peter Blaurock Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie der Klinikum Bayreuth GmbH
Arterien- und Venenerkrankungen sind Volkskrankheiten, die insbesondere im Alter zunehmen. Rund ein Drittel der Menschen in den westlichen Industrieländern leidet alleine unter Krampfadern. Und das ist nur eines von vielen Krankheitsbildern. Viele Beschwerden lassen sich lindern oder sogar verhindern“, sagt Dr. Peter Blaurock, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am Klinikum Bayreuth. Wie? Darüber sprach er mit der Bayreuther Sonntagszeitung. Vorab: Ohne Eigeninitiative geht es nicht. BTSZ: Herr Dr. Blaurock, warum haben so viele Menschen Probleme mit ihren Venen und Arterien? Dr. Peter Blaurock: Viele Gefäßerkrankungen hängen unmittelbar mit unserem Lebenswandel zusammen. Wir ernähren uns ungesund und bewegen uns zu wenig. Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum treiben das Risiko zusätzlich in die Höhe. Und noch brenzliger wird es, wenn eine genetische Veranlagung oder eine Grunderkrankung wie Diabetes dazukommen. Diese Mischung ist fast ein Garant, früher oder später Probleme mit den Gefäßen zu bekommen. BTSZ: Welche Erkrankungen kommen am häufigsten vor? Dr. Blaurock: Bei den Gefäßerkrankungen unterscheidet man zwischen Erkrankungen der Venen, also der Blutgefäße, die das sauerstoffarme Blut zum Herzen transportieren, und Erkrankungen der Arterien, die das sauerstoffreiche Blut im Körper verteilen. Klassische Venenerkrankungen sind Krampfadern und Besenreiser. Beide sind nicht schön anzusehen, verursachen aber glücklicherweise eher selten ernsthafte Beschwerden. Anders ist das bei Arterien. Bei der Arteriosklerose gehen Gefäße kaputt. Die Folge ist eine schlechte Durchblutung und die führt zu einem Mangel an Sauerstoff und Nährstoffen. Gewebe und Muskeln sind unterversorgt und sterben langfristig ab. Ein Beispiel ist der diabetische Fuß. Auch er entsteht durch eine Unterversorgung. Im schlimmsten Fall verlieren Patienten dadurch ihren Fuß oder sogar ein Bein. Soweit sollte es nicht kommen. BTSZ: Auf welche Symptome sollte ich achten? Dr. Blaurock: Erste Anzeichen sind Schmerzen in Armen oder Beinen, Muskelschwäche oder eine schlechte Wundheilung. All das sind ernst zu nehmende Warnsignale, die Betroffene unbedingt zu einem Arzt führen sollten. Menschen, die genetisch vorbelastet sind oder beispielsweise an Diabetes leiden rate ich, tätig zu werden, bevor gesundheitliche Probleme auftreten. Aber auch für Patienten, die bereits Beschwerden haben, lohnt es sich aktiv zu werden. Gefäßerkrankungen lassen sich in jedem Stadium positiv beeinflussen. Es ist also nie zu spät. BTSZ: Was kann ich selbst tun, um Gefäßerkrankungen vorzubeugen? Dr. Blaurock: Zum einen: Ernähren Sie sich ausgewogen und gesund. Wenig rotes Fleisch, viel Gemüse, Alkohol in Maßen und: kein Nikotin. Mein zweiter Rat: Bewegen Sie sich! Schon kleine Änderungen haben große Wirkung. Für unsere Venen und Arterien ist langes Sitzen Gift. Nehmen Sie die Treppe statt den Lift. Ein flotter Spaziergang in der Mittagspause wirkt gleich doppelt positiv: Sie werden danach auch wieder konzentrierter an die Arbeit gehen. BTSZ: Wann sollte ich zum Arzt gehen? Dr. Blaurock: Grundsätzlich sollten Beschwerden mit Venen und Arterien ärztlich abgeklärt werden. Der Arzt wird feststellen, ob eine konservative Behandlung ausreichend ist, oder ob weitere Maßnahmen nötig sind. Wir haben eine Vielzahl von Alternativen, die von medikamentöser Therapie bis zur Operation reichen. Die Alternativen besprechen wir je nach Krankheitsverlauf mit den Patienten individuell. Krampfadern beispielsweise müssen nicht zwingend offen operiert werden. Ist die Krampfader nicht zu dick oder zu krumm, bietet sich mit der Radiofrequenzablation eine Alternative an, die ohne einen offenen Schnitt auskommt. Dabei wird eine Sonde in die Krampfader gelegt, die wie ein Heizstab funktioniert: Sie erhitzt die Vene Abschnitt für Abschnitt auf 120 Grad Celsius und verödet sie so. Das Ambulante Zentrum in der Casselmannstraße bietet eine gefäßchirurgische Sprechstunde an. Hier finden Patienten mit meinem Kollegen Dr. André Friedrich den richtigen Ansprechpartner, um Beschwerden abklären zu lassen und sich über Behandlungsalternativen zu informieren. Kontakt: Ambulantes Zentrum, Casselmannstraße 4. Terminvereinbarung unter Telefon 0921 - 50 73 73-0