Fast 30 Zuhörer sind ins Eckersdorfer Reservistenheim gekommen und Waltraud Pfauntsch von der Frauenunion ist mehr als zufrieden. “Themen wie Telefonabzocke, Schockanrufe und Kriminalität im Internet interessieren die Leute. Man will wissen, wie man sich oder Angehörige schützen kann.” Um die Eckersdorfer ins Bild zu setzen, hat sie zusammen mit der Volkshochschule Dominik Klose von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle eingeladen. Dessen einstündiges Referat wird den Zuhörern ohne Zweifel noch lange im Gedächtnis bleiben.

Der Polizist spielt Original-Schockanruf vor

Telefonabzocke, sagt Klose, verzeichne bei Betrugsdelikten einen permanenten Anstieg. Die häufigste Masche ist der so genannte Schockanruf. Um die Methoden der Betrüger darzustellen, spielt er im Reservistenheim über Lautsprecher einen von der Polizei aufgezeichneten Original-Anruf vor. Zu hören ist die seriös klingende Stimme einer Frau, die sich ihrem Opfer am Telefon als Polizeibeamtin vorstellt. “Ihrer Tochter ist etwas Schlimmes passiert. Sie hatte einen Autounfall. Ich möchte Sie bitten, sich erst mal hinzusetzen, bevor ich mehr sage.” Dann legt die Anruferin, um die Wirkung zu erhöhen, gezielt nach. “Ihre Tochter hat beim Abbiegen eine Radfahrerin angefahren, die dabei ums Leben kam.” Über Telefon ist zwischendurch das Schluchzen der Tochter, die sich angeblich auf der Polizeidienstelle befindet, zu hören. Und nun kommt´s: die Mutter wird gebeten, eine Kaution in Höhe von 37.000 Euro zu entrichten, damit ihr Kind vorerst nach Hause kann. Ob sie das Geld zu Hause habe oder ob sie den Betrag jetzt noch schnell von der Bank holen und übergeben könne? Dann gebe es nämlich Preisnachlass.

Täter, die den ganzen Tag nichts anderes tun

Ohne den Fall jetzt noch in weiteren Details zu schildern, wird eines deutlich: Schockanrufer sind abgebrühte, schonungslose Kriminelle und nie um ein Argument verlegen, sollten ihre Opfer Zweifel vorbringen. “Sie haben immer die richtige Antwort”, berichtet der Polizeiberater, “und setzen ihre Gesprächspartner unter hohen Druck”. Man habe es zu tun mit Leuten, die solche Anrufe professionell aus callcenter-artig strukturierten Büros tätigen. Meist befänden sich diese spezialisierten Telefonzentralen in Polen oder in der Türkei. Im Jahr 2022 hat die Polizei in Oberfranken exakt 350 Fälle dieser Art von Telefonabzocke gezählt. Die Schadenssumme beläuft sich auf zwei Millionen Euro. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen.

Aufsteller neben dem Telefon können warnen

Jeder, der in Eckersdorf aufmerksam war, weiß nun: Telefonabzocke ist von einer Art Raffinesse geprägt, die mehr Wirkung erzielt, als man sich gemeinhin vorstellt. Wie kann man sich oder z.B. ältere Angehörige schützen? Dominik Klose empfiehlt, am Telefon immer die Identität des Anrufes zu prüfen oder einen Rückruf vorzuschlagen. “Am einfachsten ist es, einfach aufzulegen bei ungewöhnlichen Anrufen.” Empfehlen kann Klose auch kleine Karton-Aufsteller, die mit Hinweisen zu ungebetenen Anrufen bedruckt sind und neben das Telefon gestellt werden können. Erhältlich sind sie bei der polizeilichen Beratungsstelle.

Der Abend im Reservistenheim verlief am Rande bemerkt nicht ohne Heiterkeit. Bei der Aufzählung von aktuellen Betrugsformen im Internet berichtete der Polizeiberater von Dating-Plattformen, in denen sich Übeltäter mit falschen Identitäten bewegen. Eine Dame hatte dort unlängst 80.000 Euro an einen zwielichtigen Verehrer verloren. Sie war Monate lang der Annahme, über das Internet Florian Silbereisen höchstpersönlich kennengelernt zu haben.