Veröffentlicht am 18.08.2023 10:42

Nach zehntem Einbruch in Lottogeschäft: Warum ein Bayreuther Urgestein sich weigert, aufzugeben

Presseshop Popp in Bayreuth: Zehn Einbrüche in 36 Jahren (Foto: Lenkeit)
Presseshop Popp in Bayreuth: Zehn Einbrüche in 36 Jahren (Foto: Lenkeit)
Presseshop Popp in Bayreuth: Zehn Einbrüche in 36 Jahren (Foto: Lenkeit)
Presseshop Popp in Bayreuth: Zehn Einbrüche in 36 Jahren (Foto: Lenkeit)
Presseshop Popp in Bayreuth: Zehn Einbrüche in 36 Jahren (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. „Einbruch in Lottogeschäft” schrieb das Polizeipräsidium Oberfranken am 1. August in seinem Bericht. In einem Bayreuther Lotto- und Schreibwarenladen wurde ein Tresor gewaltsam aufgebrochen, Briefmarken im Wert von rund 10.000 Euro gestohlen.

Betroffen war das Geschäft von Wolfgang Popp, das sich an der Kreuzung von Friedrichstraße und Wittelsbacherring befindet. Popp selbst sagt: „Da waren schon Spezialisten am Werk.” Es war nicht der erste Einbruch in seinem Geschäft. Der fleißige Ladenbetreiber hat aufgehört zu zählen.

Zehn Einbrüche in gleiches Bayreuther Lottogeschäft

Wolfgang Popp ist wohl das, was man mit Fug und Recht ein Bayreuther Original nennen kann. Seit 1987 führt er seinen Presseshop Popp, so der offizielle Name des Geschäfts, bereits in dem Gebäudekomplex. „Erst direkt direkt nebenan, dann dort, wo heute die AfD ihr Büro hat. Seit 2009 dann hier”, sagt er in seinem Lottoladen und deutet mit dem Arm in die entsprechende Richtung.

In der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August wurde sein Geschäft wieder einmal von Einbrechern heimgesucht. Der Bodentresor wurde laut Polizei „gewaltsam” aus der Bodenverankerung gerissen und aufgebrochen. Darin befanden sich „Postwertsachen im Wert von rund 10.000 Euro”, sagt Popp. Größtenteils Briefmarken. „In den letzten 36 Jahren seit 1987 waren bei mir schon mindestens zehn Mal ungebetene Gäste”, blickt Popp zurück. „Ich habe aufgehört zu zählen”, ergänzt er. Vielleicht waren es auch elf Einbrüche. Ganz sicher ist er sich nicht.

Bayreuther Lottoladen sozialer Treffpunkt im Viertel

Worauf es Einbrecher in seinem Geschäft abgesehen haben? „In der Regel sind das Zigaretten, Geld, Lose und eilige Postsachen”, sagt Popp. An der Vordertür sei der Schließzylinder von dem oder den Einbrechern entfernt worden. So war es ein Leichtes einzusteigen, fasst Popp zerknirscht zusammen. Ob er sich besondere Sicherungsmaßnahmen überlegt habe? „Der Laden ist Vermietersache. Ich bin nur zur Miete hier drinnen. Aber ich habe mich kaufmännisch korrekt verhalten, weil ich alle Wertsachen des Tages über Nacht in den Tresor geschlossen habe. Mehr kann ich nicht machen.”

Der gewaltsam geöffnete Tresor. Foto: Wolfgang Popp

Der Briefmarkenschaden werde ihm durch die Post ersetzt, ist er erleichtert. Wenigstens etwas. Ans Aufgeben denkt Popp, der in diesem Jahr noch 69 Jahre alt wird, nicht. „Solche Rückschlage machen mürbe, aber ich mache den Laden einfach gerne”, sagt er und streckt dem angeleinten Hund eines vertrauten Stammkunden wie immer ein paar Leckerlis hin. „Das hier ist ein sozialer Treffpunkt im Viertel”, sagt er mit einem Lächeln im Anflug.

Schulanfang als Saisongeschäft im Lottoladen

Trotz der mindestens zehn Einbrüche will Popp sich nicht unterkriegen lassen. Sein Geschäft will er noch ein bisschen weiterführen. Er zeigt auf eine zuverlässige Halbtagskraft, die ihn unterstützt. „Ich habe seit der Einführung des Euro keinen Urlaub gemacht. Das war um die Jahrtausendwende”, sagt er ruhig und sachlich und gibt einen kleinen Einblick in seine Arbeitsethik. Einige wenige Unterbrechungen seinen krankheitsbedingt gewesen.

Eher macht Popp sich Sorgen um sein Zeitungssortiment. „Wenn die Auflagen weiter sinken und damit das Angebot an Zeitungen und Illustrierten kleiner wird, bringt mich das ins Grübeln. Ich bin bald 69 und jünger werde ich auch nicht.” In Kürze startet das neue Schuljahr. Dieses Saisongeschäft will Popp natürlich mitnehmen. Was er nicht will, ist sich von Einbrechern in die Knie zwingen lassen.


Von Jürgen Lenkeit
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