BAYREUTH. Zweimal innerhalb weniger Tage: Katharina Schulze, Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, hat mit zwei unterschiedlichen Gesichtern Bayreuths Bekanntschaft gemacht. Während sie am Dienstag (25. Juli 2023) zur Festspiel-Premiere des Parsifal in Bayreuth weilte und über den Roten Teppich schritt, war sie am Freitag zuvor für einen politischen Auftritt in Bayreuth. Dort wurde sie von Außenstehenden niedergebrüllt, die Partei der Grünen von vielen pauschal als „Kriegstreiber” beschimpft.
inbayreuth.de hat Katharina Schulze zu den beiden unterschiedlichen Veranstaltungen befragt - und ob sie nach diesen Erfahrungen vorerst zum letzten Mal nach Bayreuth gekommen ist.
Frau Schulze, zum wievielten Mal waren Sie 2023 bei den Bayreuther Festspielen?
Katharina Schulze: Es war mein zweites Mal und wieder eine große Freude
Wie gut sind Sie mit Wagners Werk bereits vertraut?
Katharina Schulze: Ich lerne immer weiter dazu und recherchiere aber vorher noch die Handlung. Ich genieße immer die großartige Atmosphäre und die hohe Kunst der Darstellerinnen und Darsteller!
Bereits vor wenigen Tagen waren Sie in Bayreuth. Dort wurden Sie teils heftig niedergebrüllt, die Grünen allgemein als „Kriegstreiber“ bezeichnet. Waren Sie überrascht oder gar schockiert?
Katharina Schulze: Ehrlich gesagt hat mich das schon schockiert. Ich habe überhaupt nichts gegen konstruktive Kritik oder kritische Nachfragen. Wenn aber die ganze Zeit von einigen nur gebrüllt und gepfiffen wird, dann ist ein Dialog nicht möglich. Ich war sehr dankbar über diejenigen, die sich ernsthaft mit uns austauschen wollten, die gab es nämlich auch und vor allem über die Unterstützung der örtlichen Polizei. Nach diesem Vorfall am Freitag haben sich viele Menschen, über Parteigrenzen hinweg, bei meinem Bayreuther Kollegen Tim Pargent und mir gemeldet, denen der Rechtsrutsch viel Sorgen bereitet. Die ihre Stadt und Region so nicht im Gedächtnis lassen wollten und sich nach uns erkundigt haben. Eine schöne Bestärkung darin, weiterzukämpfen und keinen Schritt zurückzuweichen.
Haben Sie ähnliche Anfeindungen bereits bei anderen Veranstaltungen in ähnlich großen Rahmen erlebt?
Katharina Schulze: Ich bin viel in Bayern unterwegs, stehe oft auf Marktplätzen oder spreche in Wirtshäusern. Und ja, ich kann bestätigen: Der Ton von einigen ist rauer geworden. Leider ist es ab und zu notwendig, dass die Bayerische Polizei ein Auge auf meine Veranstaltungen haben muss. Besonders krass ist es im Internet, da vergeht kein Tag ohne Beleidigung oder Bedrohung. Ich erlebe aber bei meinen Terminen im ganzen Land auch viel Interesse, viel Zuspruch für die Themen der Zeit: Dürre, Energiepreise und Energiewende, die Situation der Kinder in unserem Land. Die Menschen wollen Antworten darauf und die haben wir. Das gibt mir Kraft.
Sind Sie um einen zunehmenden Verfall des politischen Diskurses besorgt?
Katharina Schulze: Ich bin Innenpolitikerin und beschäftige mich schon lange mit dem Thema Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Antidiskriminierung. Der Rechtsrutsch in unserem Land ist nicht neu. Aber wenn nicht nur die AfD, sondern auch konservative Parteien wie CSU, CDU und Freie Wähler nach rechts blinken, deren Sprache sprechen, wenn die sogenannte Brandmauer gegen rechts nicht steht, dann werden die Rechten stärker, ihre Themen und ihr Hass irgendwie normaler. Das ist gefährlich und das muss alle Demokratinnen und Demokraten aufrütteln. Mich nervt dieser populistische Wahlkampf, denn da geht es manchen offensichtlich gar nicht darum, eine Lösung zu finden. Es geht eher ums Niedermachen, nicht um Lösungen. Dabei müssen Demokratinnen und Demokraten Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit finden, gerne im Wettstreit der Ideen!
Fürchten Sie, dass manche Leute mit Argumenten nicht mehr erreicht werden können?
Katharina Schulze: Ich habe schon das Gefühl, dass sich manche Dinge in unserem Land nicht in die richtige Richtung entwickeln. Hass und Hetze wird von einigen absichtlich geschürt. Fakten werden in Zweifel gezogen und falsche Informationen zur Stimmungsmache benutzt. Das ist unanständig. Es gibt so viele Krisen und Herausforderungen – wahrlich genug zu tun. Ich möchte viel lieber darüber reden, was alles möglich ist!
Ist Bayreuth, was politische Termine angeht, nun ein rotes Tuch für Sie oder werden Sie wieder kommen?
Katharina Schulze: Selbstverständlich komme ich wieder nach Bayreuth und Region. Mir gefällt es dort nämlich sehr gut! Ich war auch in den vergangenen Monaten immer mal wieder vor Ort und wenn ich meinen Kalender richtig im Kopf habe, ist es auch im September wieder so weit. Bayreuth ist eine inspirierende Stadt für mich und ich freue mich auf die Gespräche mit den Leuten.