Veröffentlicht am 28.09.2023 10:30

Essensvideos in Social Media: Neues Projekt in Bayreuth gestartet

Essensvideos in Social Media: Neues Projekt in Bayreuth gestartet (Foto: Symbolbild: pixabay/ylanite)
Essensvideos in Social Media: Neues Projekt in Bayreuth gestartet (Foto: Symbolbild: pixabay/ylanite)
Essensvideos in Social Media: Neues Projekt in Bayreuth gestartet (Foto: Symbolbild: pixabay/ylanite)
Essensvideos in Social Media: Neues Projekt in Bayreuth gestartet (Foto: Symbolbild: pixabay/ylanite)
Essensvideos in Social Media: Neues Projekt in Bayreuth gestartet (Foto: Symbolbild: pixabay/ylanite)

BAYREUTH. Unter der Leitung von Dr. Sofia Rüdiger wird am Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft der Universität Bayreuth die Rolle von Sprache im Internet analysiert. Ein neues Projekt konzentriert sich auf Videos, die exzessiven Konsum von Lebensmitteln zur Schau stellen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt mit rund 500.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren.

Am Lehrstuhl für Englische Sprachwissenschaft der Universität Bayreuth beginnt am 1. Oktober 2023 ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit dem Titel „Die diskursive Konstruktion von Essen als Entertainment: Karnevalesker Konsum im digitalen Raum“ („The Discursive Construction of Eating as Entertainment: Carnivalesque Consumption in the Digital Sphere”). Dr. Sofia Rüdiger, Akademische Rätin a.Z., übernimmt hierbei die Projektleitung. „Im Fokus des Projekts steht der Sprachgebrauch in englischen Online-Videos, in denen der exzessive Konsum von Nahrungsmitteln dargestellt wird“, sagt Dr. Rüdiger.

Uni Bayreuth: Studie zu Essensvideos in Social Media

Konkret geht es um „Cheat Day Vlogs“, „Eating Shows und Mukbang“, „Food Competitions“ und sogenannte „Food Challenges“. Bei diesen Videos, die hunderttausende Zuschauer*innen unter anderem auf YouTube in ihren Bann ziehen, werden Unmengen von Essen vertilgt. Dr. Rüdiger erforscht hier den Zusammenhang von Sprache und Essen. „In der Vergangenheit ging die Forschung in diesem Bereich hauptsächlich auf Moderation, Einschränkungen, Nachhaltigkeit und Gesundheit ein. Wir widmen uns dem weniger erforschten Bereich des karnevalesken Konsums. Wobei sich ‚karnevalesker Konsum‘ hier auf den exzessiven Verzehr von Nahrungsmitteln zum Zweck der öffentlichen Selbstdarstellung bezieht.“

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In den sozialen Netzwerken nimmt die Beliebtheit von Videos, in denen sich die Protagonist*innen mit Essen beschäftigen, enorm zu. Es geht dabei zwar oft um verschiedene Ernährungsweisen, Gesundheit und Fitness, häufig aber auch um Völlerei und Genuss. „Im Projekt stellen wir uns im Kern vier Fragen: Wie wird Überkonsum in ‚Essen als Entertainment-Videos‘ sprachlich gerechtfertigt, vor allem in Bezug auf kulturell bedingte Normen der gesunden Ernährung? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es hier zwischen unterschiedlichen Videotypen? Welche Rolle spielt die sprachliche Ausführung durch die Darsteller*innen in den Videos, vor allem für die große Beliebtheit der Clips? Und welche diskursiven Strategien werden verwendet, um unterschiedliche (essensbezogene und anderweitige) Identitäten zu erschaffen?“, erklärt Dr. Rüdiger die Forschungsfragen des Projekts. Um diese Fragen zu beantworten, sieht das Projekt das Design, die Erstellung und die Analyse von entsprechenden sprachlichen Datensätzen vor. Umfangreiche ethnographische Beobachtungen ergänzen die aus den Analysen gewonnenen Erkenntnisse.

Essen als Performance in sozialen Netzwerken

„Die Projektergebnisse tragen zu unserem grundlegenden Verständnis der computergestützten Kommunikation in der Erzeugung von Zugehörigkeit sowie der digitalen Öffentlichkeit bei“, sagt Dr. Rüdiger. „Dabei ist es heutzutage umso wichtiger, die Faszination dieser Essensdarstellungen als eine Art der intimen Performance zu verstehen. Obwohl diese Videotypen bereits vor der Covid-19 Pandemie existierten, haben sie sich, gerade während dieser und parallel zu umgesetzten ‚Social/Physical Distancing‘ Maßnahmen, für viele als eine Möglichkeit persönlicher Einsamkeit zu entgehen entwickelt.“

Das Projekt wird von der DFG für eine Dauer von drei Jahren mit insgesamt rund 500.000 Euro gefördert.


Von Jürgen Lenkeit
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