BAYREUTH. In der Oper „Tannhäuser“ spielt der kleinwüchsige Schauspieler Manni Laudenbach, in Tobias Kratzers Neuinszenierung, den Oskar Matzerath, der mit seiner Blechtrommel, eigentlich Hauptfigur in einem Roman von Günter Grass ist.
inbayreuth.de: Neben dem Holländer und den Meistersingern stehen Sie jetzt in Lohengrin in einer weiteren Wagneroper auf der Bühne. Sie haben keine Gesangsrolle. Wie fühlt man sich so neben den großen Heldentenören.
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Manni Laudenbach: Es ist ein tolles Gefühl, wenn man zusammen mit Solisten und den Chormitgliedern hier auf der Bühne steht. Die Musik und den Gesang erlebe ich als
etwas ganz Wunderbares. Ich bekomme immer wieder Gänsehaut.
inbayreuth.de: Ihre Rolle ist in der Oper nicht vorgesehen. Sie sind sozusagen ein Regieeinfall.
Manni Laudenbach: : Ich finde Tobias Kratzer hat mich und Le Gateau de Chocolat hervorragend eingebaut. Wir unterstreichen die anarchistische, die so ganz andere Lebensform der Venus. Wenn Sie die Plakate mit ihren Freiheitsparolen hochhebt, trommle ich dazu.
inbayreuth.de: : Neben dem Travestie-Künstler Le Gateau de Chocolat sind Sie der heimliche Star der Aufführung.
Manni Laudenbach: Ja, wer hätte das gedacht. Ich werde von allen Seiten angesprochen: „Du bist doch der aus dem Tannhäuser“. Und ich habe noch nie so viele Interviews gegeben. Es ist ein regelrechter Hype entstanden. Im vergangenen Jahr, als Tobias Kratzer in die Deutsche Opern in Berlin zum Casting eingeladen hat, habe ich meine Trommel, die mir meine Eltern als Kind geschenkt hatten, mitgebracht. Ich bin sehr dankbar und glücklich, dass ich diese Rolle übernehmen durfte.
inbayreuth.de: : Wie haben Sie sich auf die Rolle als Oskar Matzerath, den mit der Blechtrommel, vorbereitet. Haben Sie den Volker Schlöndorff-Film geguckt?
Manni Laudenbach: Nein, die Bühnenfigur ist nicht an die Filmfigur angelehnt. Ich bin Schlagzeuger und spiele seit meiner Schulzeit in verschiedenen Bands, mit denen ich heute noch auftrete und Rocktitel aus den 1970er bis 1990er Jahren covere. Nach meinem Schauspielunterricht und zahlreichen Theaterrollen entstanden unter meiner Mitwirkung Theaterstücke. Ich habe Filmrollen, unter anderem an der Seite von Klaus Maria Brandauer, übernommen und in Musikvideos mitgespielt. Heute bin ich festes Mitglied der Theatergruppe Pschyrembel an der Bremer shakespeare company. Oskar ist mein Debüt bei den Bayreuther Festspielen.
inbayreuth.de: Wie nervös waren Sie vor der Premiere auf die Reaktionen des Publikums? Die Inszenierung ist ja nicht konservativ.
Manni Laudenbach: Konservativ ist die Inszenierung nicht, jedoch klug und intelligent. Die Handlung ist stimmig und folgt einem roten Faden. Inszenierungen dieser Art sind wichtig, um junges Publikum für die Oper zu interessieren.
inbayreuth.de: Nach dem Außenauftritt haben Sie keine Pause und stehen auch im Zweiten Akt auf der Bühne. Wie anstrengend ist das?
Manni Laudenbach: Da ist viel auf uns zugekommen. Um Zeit zu sparen, werden wir zum Teich und wieder zurück mit dem Auto gefahren. Im Vorfeld wurde für das Pausenprogramm auch geprobt. Das
Timing war wichtig: Wie lange darf die Show dauern, damit sämtliche Beteiligte wieder rechtzeitig auf der Bühne stehen?
inbayreuth.de: Wie gehen Sie mit Kritik um?
Manni Laudenbach: Schauspieler lesen in der Regel keine Kritiken, ich schon. Was die „Tannhäuser“-Neuinszenierung angeht – gab es denn negative Schlagzeilen?
inbayreuth.de: Was ist das besondere an Bayreuth?
Manni Laudenbach: Es ist so besonders, dass ich in der vergangenen Woche Freunde aus Bremen eingeladen habe, um hier einige schöne Tage zu verbringen. Bei der Theaterarbeit ziehen alle an einem Strang, es agiert ein Team, vom Techniker über Beleuchter bis hin zu den Künstlern auf der Bühne. Wenn der Geist von Richard Wagner für diesen Zusammenhalt verantwortlich ist, dann ist das doch schön.
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