Oh, da geht Jemand sofort ans Telefon

Jeder macht ja so seine Erfahrungen mit Arztpraxen. Ich jedenfalls bin bei Dr. Nichtgenannt* im westlichen Bayreuther Landkreis und mach‘ nur gute. Um kurz nach sieben Uhr 30 ruf ich in der Praxis an. Kein AB, keine Warteschleife, kein „Wählen Sie bitte die 1, wenn…“. Ein junge Frau hebt ab, ist ein bisschen atemlos und sagt: „Ich hab grad erst aufgemacht und weiß noch net, was heute alles los ist. Vielleicht machen Sie sich am besten gleich auf den Weg. Sie müssen dann halt a weng warten möglicherweise.“ 25 Minuten später bin ich da. Parken ist direkt vor der Praxis möglich. Eine andere Patientin hält mir die Türen auf, ich humpele nämlich mitleidserregend. 

Sechs Mal „Guten Morgen“

Ich höre ein freundliches Guten Morgen, mein Kassenkärtchen wird der üblichen Prüfung unterzogen und ich hinke ins Wartezimmer. „Guten Morgen“, sage auch ich freundlich und bekomme den Gruß fünfmal zurück von den exakt fünf Personen, die noch vor mir dran sind - auch wenn der ein oder andere das „Guten“ vor dem „Morgen“ wegbrummelt. Ich setz’ mich mich neben einen Bekannten aus dem Nachbarort, mit dem ich gleich a weng waafn kann. Nur zu unseren Gebrechen schweigen wir. Am Ende sind sie ja noch ernst und das muss sich nicht gleich herumsprechen. (Sind sie nicht ernst, kann man auch auf Publicity verzichten.)

Der Arzt behandelt im „Auswärtstrikot“

In der Praxis wird zügig behandelt. Nach gefühlt einer halben Stunde lande ich bereits in einem Behandlungszimmer. Zack, die Tür geht auf und der Arzt steht im pinken Trikot der Deutschen Fussballnationalmannschaft vor mir (es handelt sich um das sogenannte Auswärtstrikot, erfahre ich später). Bevor mein schmerzendes Fußgelenk Thema wird, besprechen wir logischerweise noch schnell die letzten Aufreger („Wolfsgruß geht gar net“) bei der Heim-EM. Ach ja, die Diagnose: Tabletten soll ich nehmen und dann (Nein, ich werde nicht geröntgt, ich muss in kein anderes Zimmer) ruft der Arzt noch eine Helferin, die mir einen kühlenden Zinkleim-Verband in blau anlegt. „Blau beruhigt“, sagt die junge Frau und fügt lächelnd mit einem letzten Blick auf meinen Fuß hinzu: „Mit dem Verband sieht‘s schlimmer aus als es ist, oder?“

Die Unterschiede zu manchen Praxen in der Stadt dürfen Sie selbst herausfinden. *Name und Standort der Landarztpraxis werden nicht genannt. Nicht, dass das noch ein überlaufener Standort mit Stressfaktor wird.