Veröffentlicht am 12.09.2024 15:04

Blutfette, Cholesterin, Lipoprotein(a) und Lipidapherese – alles Wichtige kurz erklärt

Dr. med. Robin Satanovskij<br>Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie<br> (Foto: red )
Dr. med. Robin Satanovskij
Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie
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Fragen an Dr. Robin Satanovskij aus der Nephrologischen Praxis und DialyseCentrum in der Spinnerei:

Was ist Cholesterin und wie gefährlich ist es?
Dr. Satanovskij: Cholesterin ist ein natürlicher Fettstoff, der für den Körper wichtig ist, da er für Zellaufbau und Hormonproduktion benötigt wird. Es gibt zwei Arten von Cholesterin: das „gute“ HDL und das „schlechte“ LDL. HDL hilft, überschüssiges Cholesterin aus den Gefäßen (Arterien) zu entfernen, während sich LDL in den Arterien ablagern kann. Wenn zu viel LDL vorhanden ist, können sich die Arterien verengen, was das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle erhöht. Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, pAVK (Durchblutungsstörungen in den Beinen)) sind in Deutschland die häufigste Todesursache und verantwortlich für etwa 35–40% aller Todesfälle. Jährlich sterben rund 300.000 Menschen an den Folgen solcher Erkrankungen. Wissenschaftlich ist belegt, dass hohe LDL-Werte, besonders in Kombination mit weiteren Risikofaktoren, wie Rauchen oder hohem Bluthochdruck, schädlich sind. Eine gesunde Ernährung, Bewegung und eventuell Medikamente können helfen, das Cholesterin in einem gesunden Bereich zu halten. Insgesamt ist Cholesterin in Maßen notwendig, aber ein zu hoher LDL-Spiegel kann gefährlich sein.

Was ist Lipoprotein(a) und ist es gefährlich?
Dr. Satanovskij: Lipoprotein(a), oft als Lp(a) abgekürzt, ist eine spezielle Form von Cholesterin im Blut, ähnlich wie das „schlechte“ LDL-Cholesterin. Es wird von den Genen beeinflusst, das bedeutet, die Menge an Lp(a) ist meist angeboren und kann nicht durch Ernährung oder Bewegung verändert werden. Hohe Werte von Lp(a) gelten als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen mit erhöhten Lp(a)-Werten haben ein höheres
Risiko, Arterienverkalkung (Atherosklerose) zu entwickeln, was zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. Lp(a) wird
als gefährlich angesehen, weil es Entzündungen und Ablagerungen in den Arterien fördern
kann.

Was kann ich machen, um mein Cholesterin zu senken?
Dr. Satanovskij: Um Cholesterin zu senken und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, können u.a. Lebensstiländerungen helfen:

Eine „gesunde Ernährung“ mit weniger gesättigten Fetten (wie in rotem Fleisch und Butter) und mehr ungesättigten Fetten (z.B. aus Nüssen, Fisch, Avocados) kann LDL-Cholesterin senken.
Regelmäßige Bewegung (z.B. 30 Minuten täglich) erhöht das „gute“ HDL-Cholesterin.
Gewichtsreduktion bei Übergewicht und das Rauchen aufgeben, können ebenfalls helfen.

Das Problem hierbei ist jedoch, dass der Cholesterinspiegel zu etwa 70–80% vom Körper selbst produziert wird, vor allem in der Leber, und nur 20–30% stammen aus der Nahrung. Das bedeutet, der größte Teil des Cholesterins ist genetisch bedingt, und der Körper regelt seine eigene Produktion. Durch gesunde Ernährung und Bewegung kann man somit nur einen Teil beeinflussen. Wenn das Cholesterin genetisch bedingt erhöht ist, können Lebensstiländerungen allein oft nicht ausreichen. Insbesondere wenn bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte vorliegen, sind alleinige Lebensstiländerungen meist nicht ausreichend und eine Therapie mit Medikamenten, wie z.B. Statinen, ist notwendig. Nach einem Herzinfarkt, oder ähnliches sollte das LDL laut aktuellen Studien auf unter 55mg/dl gesenkt werden, um das Risiko weiterer Ereignisse zu reduzieren.

Welche Medikamente können das Cholesterin senken?
Dr. Satanovskij: Neben Lebensstiländerungen werden meist Statine verschrieben, um das LDL zu senken. Lässt sich das LDL nicht ausreichend senken, sind häufig Kombinationstherapien mit anderen Medikamenten notwendig. Hierzu gehören z.B. Ezetimib, das die Cholesterinaufnahme im Darm hemmt, oder PCSK9-Hemmer, die den Abbau von LDL-Cholesterin in der Leber fördern.

Lässt sich Lipoprotein(a) mit Medikamenten senken?
Dr. Satanovskij: Eines hier vorweg: Zum aktuellen Zeitpunkt steht in Deutschland kein Medikament offiziell zur Verfügung, um Lipoprotein(a) adäquat zu senken. Aber, ja, Lipoprotein(a) lässt sich mit bestimmten Medikamenten senken, allerdings ist dies schwieriger als bei LDL-Cholesterin. Herkömmliche cholesterinsenkende Mittel, wie Statine, beeinflussen Lp(a) kaum. PCSK9-Hemmer können laut Studiendaten die Lp(a)-Werte um etwa 20–30 % reduzieren, sind aber hierfür in Deutschland offiziell nicht zugelassen. Zudem gibt es spezielle Medikamente, wie Antisense-Oligonukleotide (z.B. Pelacarsen), die direkt auf die Produktion von Lp(a) einwirken und es deutlich senken können. Diese befinden sich jedoch noch in klinischen Studien und sind noch nicht allgemein verfügbar.

Was kann man machen bei Nebenwirkungen/Medikamentenunverträglichkeiten, nicht ausreichender LDL-Senkung oder wenn das Lipoprotein(a) deutlich erhöht ist?
Dr. Satanovskij: Bei Medikamentenunverträglichkeiten, wenn sich das LDL-Cholesterin mit Medikamenten nicht ausreichend senken lässt (Zielbereich kleiner 55mg/dl bei Hochrisiko Patienten) oder hohen Lipoprotein(a)-Werten, gibt es als letzte Möglichkeit die Lipidapherese. Die Lipidapherese ist ein Verfahren, das ähnlich wie eine Blutwäsche/Dialyse funktioniert: Die Behandlung wird in der Regel einmal wöchentlich ambulant durchgeführt und dauert etwa 2-3 Stunden. Der Patient nimmt auf einer Liege Platz, während das Blut über Nadeln in den Armgefäßen über ein Schlauchsystem in ein spezielles Filtersystem geleitet wird. Fettstoffe wie LDL und Lipoprotein(a) werden gezielt entfernt. Das gereinigte Blut wird dann zurück in den Körper geleitet.

Die Vorteile sind eine deutliche Senkung von Lp(a) und LDL, meist um 70-80%. Insbesondere Patienten, bei denen das LDL Cholesterin mit Medikamenten nicht ausreichend gesenkt werden kann, die unter Medikamentenunverträglichkeiten leiden oder unter hohem Lipoprotein(a) leiden, kann hiermit sehr effektiv geholfen werden. Nach Beginn einer Lipidapherese können weitere Herz-Kreislauf-Ereignisse meist nahezu komplett verhindert werden. Die Behandlung ist insgesamt sehr risikoarm und wird meistens sehr gut vertragen.

Kann jeder eine Lipidapherese machen?
Dr. Satanovskij: Die Lipidapherese ist in Deutschland nicht für jeden frei zugänglich und unterliegt bestimmten medizinischen Voraussetzungen. Sie wird nur bei Patienten durchgeführt, die ein sehr hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben und bei denen Medikamente nicht ausreichend wirken oder die unter Nebenwirkungen leiden. Für Lipoprotein(a) Patienten ist zum aktuellen Zeitpunkt die Lipidapherese die einzige zugelassene Therapie in Deutschland.

Die Kostenübernahme der Lipidapherese durch die gesetzlichen Krankenkassen erfordert eine Genehmigung. Diese wird nur bei klaren medizinischen Indikationen und nach einer Prüfung des individuellen Falls bewilligt. Es muss nachgewiesen werden, dass die Lipidapherese die einzige Möglichkeit ist, um das Risiko von Herz-Kreislauf-Komplikationen zu senken. Ob das Verfahren für einen Patienten in Frage kommt, muss ein Facharzt (Kardiologe, Lipidologe oder Nephrologe) feststellen. Zunächst muss ein Gutachten erstellt und eine Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung auf Kostenübernahme eingeholt werden.

Für Informationen zu diesem Verfahren steht unsere Praxis Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Dr. med. Robin Satanovskij
Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie

Nephrologische Praxis und DialyseCentrum in der Spinnerei

Spinnereistraße 7
95445 Bayreuth


Von red
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