Veröffentlicht am 06.02.2023 11:19

Neue Kinder- und Jugendpsychiatrie in Bayreuth: den „Brandbeschleuniger” Corona bekämpfen

v.l.: Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Staatsminister Klaus Holetschek, MdB Dr. Silke Launert, Landtagskandidat Franc Dierl. (Foto: Lenkeit)
v.l.: Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Staatsminister Klaus Holetschek, MdB Dr. Silke Launert, Landtagskandidat Franc Dierl. (Foto: Lenkeit)
v.l.: Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Staatsminister Klaus Holetschek, MdB Dr. Silke Launert, Landtagskandidat Franc Dierl. (Foto: Lenkeit)
v.l.: Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Staatsminister Klaus Holetschek, MdB Dr. Silke Launert, Landtagskandidat Franc Dierl. (Foto: Lenkeit)
v.l.: Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Staatsminister Klaus Holetschek, MdB Dr. Silke Launert, Landtagskandidat Franc Dierl. (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. Der Ausbau einer intakten Kinder- und Jugendpsychiatrie soll ein zentrales Element bayerischer Gesundheitspolitik werden. Darauf verständigten sich Politiker und Mediziner bei einem Arbeitsgespräch im Bezirkskrankenhaus Bayreuth am Freitag (3. Februar 2023). Unter anderem nahmen der bayerische Staatsminister für Gesundheit Klaus Holetschek, CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert und Bezirkstagspräsident Henry Schramm an dem Treffen teil.

Für das Bezirkskrankenhaus Bayreuth ist dabei eine Schlüsselrolle angedacht. Dort ist ab 2024 der Neubau einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie geplant.

Kinder- und Jugendpsychiatrie Bayreuth: Neubau ab 2024

Drei Stellräder sollen die bayerische Gesundheitspolitik der nahen Zukunft prägen: die bauliche Infrastruktur, der Zugewinn von Fachpersonal sowie ein Bürokratieabbau. Beim ersten Punkt werden die Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken in Bayreuth bald aktiv. Der Neubau einer psychiatrischen Einrichtung für Kinder und Jugendliche auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses soll 2024 erfolgen.

Laut Bezirkstagspräsident Henry Schramm sollen dann 60 stationäre Plätze vorhanden sein statt bisher 38. Davor sogar nur 28. „Der Bezirk stellt sich diesen Aufgaben”, so Schramm, der aber auch anfügt: „Ohne den Freistaat wäre es schwer, solch einen Neubau zu stemmen.” Die Kosten belaufen sich auf 45 Millionen Euro, 30 Millionen davon erfolgen über Zuschüsse aus München. Die Vorwegfestlegung ist bereits erfolgt. Bau- und Ausstattungsplanung liegt derzeit bei der Regierung von Oberfranken zur Prüfung. Ebenfalls neu gebaut werden eine neue Heilpädagogische Station sowie eine neue Küche. Diese kostet weitere 14 Millionen Euro.

Psychiatrie für Kinder und Jugendliche: „Brauchen bessere Therapieangebote”

Wenn psychiatrische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen zielgerichtet behandelt werden können, dann seien weitere Nebeneffekte obsolet. „147 Milliarden Euro fallen an Krankheitskosten im Jahr an”, sagt Katja Bittner, die Vorständin der Gesundheitseinrichtungen des Bezirks Oberfranken (GeBO). Das sei auch aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht unerheblich.

Laut Gesundheitsminister Holetschek seien zudem flexiblere, niedrigschwellige Angebote bei der psychiatrischen Versorgung notwendig. „Gerade im ländlichen Raum ist das von Bedeutung.” Der Minister betont: „Wir brauchen kürzere Wartezeiten und bessere Therapieangebote.”

Holetschek nannte zudem den Fachkräftemangel als Herausforderung der Gegenwart, für die es schnell einer Lösung bedürfe. Der Freistaat Bayern wolle hier die Niederlassung von Fachärzten begünstigen, ohne sich in bürokratischen Zwängen zu verfangen. „Wir müssen noch einmal über die Bedarfsplanung reden.” Laut dem Gesundheitsminister sind manche Regionen oft regel-, wenn nicht sogar überversorgt. Allein: „Die Wahrnehmung der Menschen ist aber eine ganz andere, wenn sie einen Behandlungsplatz suchen.“

Corona als Brennglas bei psychiatrischen Erkrankungen

Gerade in der Psychiatrie sind wir „eminent auf die Sprache angewiesen”, sagt Prof. Thomas W. Kallert, Ärztlicher Leiter am Bezirkskrankenhaus. Das Beherrschen der deutschen Sprache sei in diesem Bereich besonders wichtig. Kallerts Hoffnung: „Den eigenen Nachwuchs heranziehen und binden.” Nicht zuletzt wegen des Medizincampus Oberfranken zeigt er sich vorsichtig optimistisch, den Bedarf an Fachkräften decken zu können.

„Wir haben viele Wünsche an die Politik”, sagt Dr. Uwe-Jens Gerhard, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie, denn: „Die Corona-Pandemie hat wie ein Brennglas gewirkt.” Damit greift er auch die Worte der CSU-Bundestagsabgeordneten Silke Launert auf. Die nennt Corona einen „Brandbeschleuniger” in Bezug auf psychische Erkrankungen bei Jugendlichen. Nun müssten die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden. In Bayreuth kann sich Gerhard ab kommendem Jahr mit Baustart der neuen Kinder- und Jugendpsychiatrie teilweise selbst davon überzeugen.


Von Jürgen Lenkeit
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