Veröffentlicht am 18.08.2023 10:54

Alkohol, Vandalismus, runtergelassene Hosen: Verkommt die Hofgartenpassage in Bayreuth zum Schandfleck?

Leidgeprüfter Nachbar der Hofgartenpassage: Harald Giera (Foto: Lenkeit)
Leidgeprüfter Nachbar der Hofgartenpassage: Harald Giera (Foto: Lenkeit)
Leidgeprüfter Nachbar der Hofgartenpassage: Harald Giera (Foto: Lenkeit)
Leidgeprüfter Nachbar der Hofgartenpassage: Harald Giera (Foto: Lenkeit)
Leidgeprüfter Nachbar der Hofgartenpassage: Harald Giera (Foto: Lenkeit)

BAYREUTH. Hat Bayreuth ein Sicherheitsproblem in der Hofgartenpassage? Ja, sagt Harald Giera. Er betreibt dort ein Immobilienbüro und beobachtet nach eigener Aussage dort beunruhigende Dinge. Giera sagt: „Ich habe nun einfach die Schnauze voll.“

Den Durchgang zur Orangerie in Richtung Glasenappweg, bezeichnet er als einen der größten Schandflecke der Stadt. Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Die Beschwerden häufen sich –und sind mittlerweile im Büro des Oberbürgermeisters angekommen.

Bayreuth: Hofgartenpassage neuer Problemort?

Ein Vorfall am Montag (14. August 2023) brachte für Giera das Fass zum Überlaufen. Am Mittwoch hat er seinem Ärger über die Zustände bei ihm vor der Haustür seines Immobilienbüros in einem Facebook-Post Luft gemacht. Seitdem hagelt es Likes und Kommentare, der Beitrag wurde vielfach geteilt. „98 Prozent der Leser davon stimmen mir zu“, betont Giera.

Doch der Reihe nach: Gegen 14 Uhr habe ein Mann von der Empore der Hofgartenpassage Bier auf Passanten hinabgeschüttet. „Zugedröhnt“ sei er gewesen, schreibt Giera. Als Grundstückseigentümer hat er dem Mann Hausverbot erteilt. Der Mann verschwand – zumindest vorerst. Am frühen Abend trifft Giera ihn wieder in der Passage an. Der ungebetene Gast sitzt unter einer Treppe und onaniert. Giera besitzt ein Beweisfoto von der Szene. Die Polizei hat den Mann in Gewahrsam genommen. „Die Beamten haben gut und besonnen reagiert“, lobt er.

Schmierereien, Müll, Exkremente

Am gleichen Abend erfährt Harald Giera von Jugendlichen, der Mann habe wenige Tage zuvor zwei jugendliche Mädchen am Rande einer Gruppe im Hofgarten belästigt. Er habe sie unmissverständlich wissen lassen, dass er gerne mit ihnen Geschlechtsverkehr hätte. Was Giera in seinem ausführlichen Post auch erwähnt, ist, dass der Mann dunkle Hautfarbe hat. Der Kern des Problems jedoch ist der folgende: In der Passage und vor allem im circa 40 Quadratmeter großen Durchgang, dieses Gebäude befindet sich im Eigentum der Bayerischen Schlösserverwaltung und wird von der Stadt betreut, häufen sich die Probleme: Schmierereien, Müll, menschliche Hinterlassenschaften. Es stinkt. Je wärmer es ist, desto schlimmer.

Dieses Treiben hat mittlerweile auch Stadtrat Stephan Müller von der Bayreuther Gemeinschaft (BG) auf den Plan gerufen. Der BG-Fraktionsvorsitzende hat Oberbürgermeister Thomas Ebersberger per Mail um Gegenmaßnahmen gebeten. Antwort: die nächtliche Schließung des Durchgang noch weiter auszudehnen, erachte die Verwaltung nicht als notwendig. Als weitere Maßnahme zieht Ebersberger Überwachungskameras in Betracht – deren Installation allerdings den Stadtrat passieren müsste. Müller verweist auf die derzeit vielen Besucher in der Stadt. Er selbst bietet Gästeführungen an. Die Hofgartenpassage versucht er bei seinen Stadttouren aktuell zu meiden.

Durchgang zum Hofgarten noch länger schließen?

Im Rathaus ist der aktuelle Zustand offenbar bekannt. „Bezüglich des Durchgangs zur Hofgartenpassage erreichen die Stadtverwaltung immer wieder Beschwerden aus der Bevölkerung“, heißt es auf Anfrage aus dem Pressebüro der Stadtverwaltung. Die Anfrage dieser Redaktion wird inhaltsgleich wie die Bitte des Stadtrats Müller beantwortet: „Gleichwohl wird es als notwendig erachtet, diesen Durchgang nicht komplett zu sperren. Aktuell sieht die Regelung so aus, dass die Passage um 20.30 Uhr geschlossen und tags darauf um 6 Uhr wieder geöffnet wird.“

Giera und Müller würden eine Kameraüberwachung befürworten. Giera zeigt vor Ort im Durchgang auf eine Plexiglasscheibe, die verhindern soll, dass die Glasscheiben eingeschmissen werden. „Zudem wurden vor wenigen Jahren extra helle Deckenlampen eingebaut. Die aktuellen Probleme löst das nicht mehr.“

Bayreuther Polizei sieht keinen Anstieg an Straftaten

Zu den Verunreinigungen heißt es weiter aus dem Rathaus: „Durch ein vom Tiefbauamt beauftragtes Reinigungsunternehmen wird die Passage täglich gereinigt.“ Giera hält dagegen: „Stimmt nicht, dass hier täglich saubergemacht wird. Vielleicht alle zwei Wochen.“

Die Bayreuther Polizei hat den Hofgarten und die zuführende Passage im Blick. Dort verzeichnet man „kein vermehrtes Einsatzaufkommen“, teilt Polizeioberkommissarin Martina Salosnig auf Anfrage mit. Bei der Inspektion Bayreuth-Stadt beobachtet man gar einen entgegengesetzten Trend: „Subjektiv kann das Ganze eher gegenteilig wahrgenommen werden, Meldungen über Störungen, bzw. polizeiliche Einsätze sind demnach als rückläufig zu verzeichnen.“

Es komme zwar immer mal wieder zu Beschwerden und auch Polizeieinsätzen, „jedoch liegt keine signifikante Mehrung vor.“ Der Bereich um den Hofgarten könne nicht als Brennpunkt bezeichnet werden – zumal der obligatorisch uniformiert und auch zivil regelmäßig bestreift werde.

Anlieger Giera jedenfalls nimmt die Entwicklung mit Argwohn wahr. „Ich hoffe dass diesen Bericht einige Politiker, Stadträte und Vertreter unserer Stadt sehen, lesen und sich mit dem Inhalt beschäftigen werden.“ Mit diesen Worten schließt er seinen vielbeachteten Facebook-Post von dieser Woche.


Von Jürgen Lenkeit
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